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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nicht gewöhnt, daß irgend jemand ihm gegenüber einen solchen Ton anschlug. Dennoch weigerte sie sich, einen Rückzieher zu machen, und begegnete unerschütterlich seinem Blick.
    White Haven starrte seine Gastgeberin an, und ihm war, als erblicke er sie zum allerersten Mal. Nur wenige Offiziere, deren Dienstgrad nicht durch wenigstens drei Sterne symbolisiert wurden, wagten es, mit ihm die Klingen zu kreuzen. Selbst die, die sich auf ein Wortgefecht mit ihm einließen, besaßen nur selten den Mut, ihn derart kühl und unverhohlen anzufahren. Honor Harrington hatte den nötigen Mumm, und ihre schokoladenbraunen Augen waren völlig ruhig – und hart wie Stein. White Haven blinzelte und bemühte sich, Harringtons Verhaltensänderung zu verdauen; ihm wurde geradezu schmerzhaft bewußt, daß sie sich weder durch seine unleugbare Erfahrung, seiner Leistungen oder seinen Rang einschüchtern ließ. Sie zeigte nicht einmal eine Andeutung von Bedauern oder Unsicherheit. Der Baumkater auf der Sitzstange über ihr hob den Kopf und schaute interessiert zu White Haven hinab.
    »Ich bitte um Verzeihung?« brachte der Admiral schließlich hervor, in barscherem Tone als beabsichtigt, denn Harrington hatte ihn doch an einer empfindlichen Stelle getroffen: Fast dreißig T-Jahre kämpfte er gegen die Manie der ›Horriblen Hemphill‹, immer mehr und immer neue Spielzeuge in Dienst zu stellen. Ohne ihn hätte die Navy heute vielleicht eine Waffenzusammenstellung am Hals wie die, die Harrington selbst vor zehn Jahren auf Basilisk Station beinahe Kopf, Kragen und Schiff gekostet hätte!
    »Ich sagte, damit haben Sie unrecht«, wiederholte Honor. Keinen Millimeter gab sie vor dem kalten Zorn White Havens nach. »Auch ich habe genügend Differenzen mit Lady Hemphill gehabt, doch die Empfehlungen des WDB entsprechen keineswegs ihrem ›Wunschzettel‹. Gewiß ist sie federführend, wenn es darum geht, Neuentwicklungen in Einsatz zu bringen. Seien Sie doch einmal ehrlich, Mylord – hat es in den letzten dreißig Jahren auch nur eine technische Neuentwicklung gegeben, an der Lady Hemphill nicht beteiligt war? Was immer man gegen sie anführen kann, ihre technische Brillanz und ihre Erfindungsgabe lassen sich nicht abstreiten. Sicherlich haben sich viele ihrer Ideen als operativ ungeeignet erwiesen. Aber deswegen davon auszugehen, daß all ihre Projekte grundsätzlich scheitern müssen, wäre ebenso absurd wie eine Idee kurzerhand von vornherein abzulehnen, nur weil sie von ihr stammt. Niemand, dessen Phantasie so fruchtbar ist wie die ihre, kann sich unentwegt irren, Mylord!«
    »Ich lehne die Empfehlungen nicht deswegen ab, weil sie von Hemphill stammen«, erwiderte White Haven scharf. »Ich weise sie zurück, weil dieses Paket, das sie beim Amt für Waffenentwicklungen durchgetrotzt hat, unsere Fertigungsplanung durcheinanderbringen und uns zwingen wird, völlig neue taktische Doktrinen zu entwickeln – für Waffensysteme, die vermutlich nicht so gut funktionieren werden, wie Hemphill und ihre Anhänger glauben. Und all das ausgerechnet mitten in einem verdammten Krieg!«
    »Bevor wir diese Diskussion fortsetzen, Mylord«, entgegnete Honor sehr ruhig, »sollten Sie wohl wissen, daß ich selbst letztendlich die Empfehlungen des Boards formuliert habe.«
    White Haven klappte den Mund so heftig zu, daß seine Zähne vernehmlich aufeinanderschlugen. Er starrte Honor an. Sie bedurfte nicht Nimitz’ Hilfe, um sein Erstaunen und seinen Unglauben wahrzunehmen, und mußte an sich halten, um nicht verärgert zu schnauben. Sie hatte White Haven immer respektiert, sowohl als Offizier wie auch als Mensch, und wußte, daß er seit Admiral Courvosiers Tod ihre Karriere mit persönlichem Interesse verfolgte. Sein Rat und seine leitende Hand hatten sich schon oft als unbezahlbar wertvoll für sie erwiesen, doch diesmal war sie von ihm grenzenlos enttäuscht. Sie wußte, wie erschöpft er war – ein Blick auf die tiefen Falten, die sich rings um seine eisblauen Augen eingegraben hatten, genügten durchaus als Beweis, und die weißen Strähnen in seinem schwarzen Haar, die sichtlich breiter geworden waren, sprachen ebenfalls Bände. Aber über dergleichen sollte er doch erhaben sein! Sollte er besser! Die Navy – und die Allianz – waren darauf angewiesen, daß er seinen Einfluß geltend machte, um die richtigen Entscheidungen durchzusetzen, keinesfalls durfte er sich statt dessen auf einen dogmatischen Grabenkampf einlassen – gegen alles, was

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