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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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meine Mutter sogar gebeten, ihre Praxis auf Sphinx für eine Weile zu verlassen, um hier die Klinik aufzubauen. Trotzdem glaube ich nicht, daß jemand, der alles durchdacht hat, diesen Punkt wirklich in Frage stellen könnte. Schließlich und endlich wird das Prolong-Verfahren gewaltige Veränderungen mit sich bringen, und wenn Sie Genreparatur und Forschung mit in Ihre Überlegungen einbeziehen, oder …«
    Sie lauschte auf ihre Stimme, ließ sie auf sich wirken, als gehöre sie jemand anderem; unter der gelassenen Fassade der Normalität fragte sie sich verzweifelt, was eigentlich über sie gekommen sei – und wie sie damit zurechtkommen solle.
     

4
     
    Bürger Admiral Thomas Theisman ließ sich tiefer in den sündhaft bequemen Sessel sinken und rieb sich mit beiden Händen die Augen, als könne er dadurch den brennenden Schmerz seiner Erschöpfung abstreifen. Es war vergebens; er ließ die Hände sinken und blickte sich nicht zum ersten Mal mit verzerrtem Grinsen in seinem opulent ausgestatteten Büro um. Wenigstens bekommt der Verurteilte eine bequeme Zelle , dachte er bitter. Und wie schade, daß man mir als Dreingabe nicht noch ein paar Wallschiffe mehr gegeben hat.
    Er schnitt eine Grimasse; der Gedanke war so vertraut und bewegte sich in ausgetretenen mentalen Bahnen. Nicht, daß er der einzige Systemkommandeur gewesen wäre, der dringend mehr Tonnage benötigte; seine Lage war nur einfach verzweifelter als die der meisten … und außerdem wußte er, daß die Planer im Heimatsystem seinen Kommandobereich bereits als Verlust abgeschrieben hatten.
    Natürlich würde man ihm dies niemals offiziell bekunden. Dieser Tage verfuhr man nicht auf diese Weise. Statt dessen betraute man einen Kommandeur mit dem hoffnungslosen Auftrag, das Unhaltbare zu halten; zugleich setzte man ihn unter Druck, daß man nach der Niederlage (und nicht etwa ›im Falle der Niederlage‹) seine Angehörigen für sein ›Versagen‹ büßen ließ, wenn das Amt für Systemsicherheit zu dem Schluß kam, der fragliche Flaggoffizier habe nicht sein Äußerstes gegeben. Theisman konnte nicht abstreiten, daß solche Methoden den Kampfeswillen eines Kommandeurs erhöhten, doch seiner Meinung nach übertrafen allein vom militärischen Standpunkt her die Nachteile bei weitem jeden Nutzen, und hinzu kamen noch die Auswirkungen auf die Moral. Offiziere neigten zu Verzweiflungstaten, wenn sie wußten, daß sie nicht siegen konnten und daß man ihre Familien als Geiseln hielt, damit der betroffene Offizier trotzdem das Letzte gab. Immer wieder hatte Theisman das beobachten müssen. Viel zu oft stellte sich ein Admiral einem aussichtslosen Gefecht und kämpfte bis zum Tod, anstatt auszuweichen, sich zurückzuziehen oder auch nur eine flexiblere Strategie anzuwenden. Denn letzteres konnte schließlich ein militärisch unerfahrener Volkskommissar als feigen Rückzug beurteilen. Dadurch erhöhten sich die Verlustzahlen an Kampfschiffen und ausgebildeten Besatzungen auf immer katastrophalere Niveaus. Niemand schien in der Lage zu sein, die Aufmerksamkeit des Amts für Systemsicherheit auf diesen unübersehbaren Umstand zu lenken. Tatsächlich vermutete Theisman schon seit langem, daß die gegenwärtige Kommandostruktur der Volksflotte ihn schon allein deswegen mit permanentem, unterschwelligen Mißtrauen betrachtete, weil er keine Familie hatte, mit der man ihn unter Druck setzen konnte. Ein Offizier ohne Familie ließ sich schwerer terrorisieren, und so war es wohl unausweichlich, daß ein Regime, das sich zur Erhaltung seiner Macht auf den Schrecken stützte, ihm mißtraute und wachsam nach dem ersten Anzeichen von ›Verrat‹ Ausschau hielt.
    Theisman schnaubte verächtlich und erhob sich. Ruhelos schritt er in seinem weitläufigen Büro auf und ab. Zeugte dieser letzte Gedanke von Verfolgungswahn? Er wußte es nicht. Thomas Theisman war fünfzehn Tage nach dem sechzehnten Geburtstag seiner unverheirateten Mutter zur Welt gekommen. Oft fragte er sich, was er wohl von ihr gehalten hätte, wenn er ihr jemals begegnet wäre. Er besaß von ihr nur einen Holokubus. Das Bild zeigte eine magere Teenagerin mit billiger, protziger Kleidung und dem aufdringlichen Make-up, beides für Dolistinnen noch immer typisch. Fast hätte man sie schön nennen können, dachte er häufig, wenngleich sie unter der Schminke farblos und fade wirkte. Trotzdem sah er in ihrem weitgehend formlosen Gesicht einen Funken Intelligenz und eine Spur Charakter. Mit mehr

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