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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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kein Tag, an dem sie nicht Pauls sanfte Kraft, seine Zärtlichkeit und seine Leidenschaft vermißte – und das Wissen, daß er sie ebenso sehr liebte wie sie ihn. Dennoch hatte sie noch nie dieses … dieses Gefühl der Symmetrie erlebt.
    Auch diese Umschreibung paßte an sich nicht richtig, doch Honor fiel keine bessere ein, vielleicht gab es auch keine. In einem Anflug von Panik fragte sie sich, wie weit ihre Gefühlslage auf sie selbst zurückzuführen sei, wie weit auf White Haven und wie weit auf eine bizarre Fehlfunktion ihres Links zu Nimitz. Niemand war jemals so eng an eine ‘Katz gebunden gewesen wie sie. Das war die Erklärung! Ganz sicher! Nur eine Laune im Gefühlsstrom, eine Art wildes emotionales Artefakt, das sie getäuscht hatte und glauben machen wollte, es stecke mehr dahinter.
    Und kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende formuliert, erkannte sie auch schon, wie unsinnig er war. Es war, als hätte sich in ihr eine Tür geöffnet, von deren Existenz Honor nichts geahnt hatte und die ihr einen tiefen Einblick in Admiral White Haven verschaffte. Und was sie dort fand, das war sie selbst.
    Selbstverständlich bestanden Unterschiede. Es mußte welche geben. Sie stimmten nicht in allem überein. Sie brauchten auch gar nicht die gleichen Meinungen zu teilen. Im Gegenteil existierte ein gewaltiges Potential für Widerspruch, Auseinandersetzung und sogar Streit. Doch wo es zählte – wo der Urquell ihrer Persönlichkeit entsprang und ihrem Leben Bedeutung verlieh –, dort waren sie gleich . Die gleiche Natur motivierte sie, formte sie, trieb sie an. Unvermittelt empfand Honor den fast unwiderstehlichen Drang, die Hand auszustrecken und White Haven zu berühren. Diese Anwandlung bestürzte und verwirrte sie, aber sie hätte dieses Bedürfnis ebensowenig verleugnen können wie das Bedürfnis zu atmen. Sie empfand die gewaltige, knisternde Spannung zwischen ihr und White Haven – ungesehen und doch unentrinnbar. Diese Spannung war nicht sexueller Natur. Nein, falsch, sie war durchaus sexueller Natur, aber nur zum Teil – als Teil eines Verlangens, das weit über die körperliche Anziehung hinausging; ein Verlangen, das so tief reichte und so viel von Honor einschloß, daß Sexualität einen Teil davon ausmachen mußte . Kein Mann hatte je in ihr das Gefühl hervorgerufen, gemeinsam mit ihm zu allem in der Lage zu sein. Sie spürte, wie White Haven und sie einander komplettierten – und welches unschlagbare Team sie werden konnten.
    Und doch war das unmöglich, konnte niemals wahr werden und durfte einfach niemals geschehen, denn was sie in jenem Moment gespürt und erkannt hatte, ging weit über jede berufliche Zusammenarbeit hinaus: es handelte sich um ein Komplettpaket – fast um eine Verschmelzung, und die Bedeutung all dessen wagte sie gar nicht zu erwägen.
    Honor hatte noch nie an ›Liebe auf den ersten Blick‹ geglaubt … was, wie sie sich schelten mußte, sehr töricht war, wenn man genau das bereits einmal erlebt hatte: als Nimitz sie adoptierte. Aber das war doch etwas ganz anderes! heulte sie innerlich auf. Nimitz war schließlich kein Mensch. Er war ihre andere Hälfte, der Gefährte, den sie lieb hatte, Streiter und Beschützer für sie wie sie für ihn … aber jetzt …
    Sie schloß die Augen und atmete tief ein. Genug! Das ist doch mehr als albern! Hamish Alexander war sowohl ihr Vorgesetzter als auch ein verheirateter Mann, der seine Frau liebte. Welche vorübergehende Aufmerksamkeit er ihr am vergangenen Abend auch geschenkt haben mochte, er hatte nie auch nur ein einziges Wort gesagt, das man im entferntesten als ›romantisch‹ auslegen konnte. White Haven indes hatte sich wie stets in der Gewalt, und wenn er auch nur die leiseste Andeutung ihrer tobenden Gefühlsstürme erhascht hätte, so hätten sie ihn gewiß abgestoßen. In diesem Punkt war sich Honor absolut sicher. Ohne zu wissen wie, vertrieb sie das Feuer aus ihren Wangen und vermochte von ihren Waffeln aufzublicken, ohne daß sich ihre innere Aufruhr in ihren schokoladenbraunen Augen widerspiegelte.
    »Jawohl, Mylord«, hörte sie sich bedächtig sagen. »Die Fortschritte, die Grayson in industrieller Hinsicht gemacht hat, sind bemerkenswert. Auch die problematische Ernährungssituation hat sich deutlich verbessert. Auf lange Sicht aber wird meiner Ansicht nach die moderne Medizin die deutlichsten Auswirkungen zeigen. Sicherlich lenkt der Umstand, daß meine Eltern Ärzte sind, mein Denken in diese Richtung. Ich habe

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