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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Militärs keine Führungspersönlichkeiten sehen, denn jemand, der es verstand, Männer und Frauen so mitzureißen, daß sie ihm oder ihr in den Glutofen einer Raumschlacht folgten, bedeutete eine potentielle Gefahr für das neue Regime. Deswegen – und aus keinem anderen Grund –, dachte Theisman düster, sitze ich in diesem Büro. Er hatte einen Fehler begangen, indem er seine Leute zum Gehorsam motivierte, ohne zugleich für das Komitee für Öffentliche Sicherheit deutlich Partei zu ergreifen und immer wieder seine Treue zur offiziellen Linie zu bekunden. Und obwohl er einer der besten Feldkommandeure des Komitees war, machte ihn sein Verhalten in den Augen der Systemsicherheit zu einem gefährlichen, ehrgeizigen Linienuntreuen.
    Er rieb sich wieder über die Narbe und erinnerte sich an den Tag, an dem er sie erhalten hatte: das blutige Chaos, mit dem er einen manticoranischen Vorstoß ins Seabring-System aufhielt. Am Ende war dieser Sieg dennoch vergebens gewesen, aber er hatte Trevors Stern vermutlich drei, vier Monate erkauft, wenn nicht mehr. Der Preis des Sieges war Theismans Kampfverband gewesen, denn er hatte keine andere Wahl gehabt, als Dreadnoughts mit Schlachtschiffen und Schlachtkreuzern anzugreifen. Daß er gut gekämpft hatte, wußte er genau – brillant war es gewesen, doch alle erdenkliche Brillanz wog den Nachteil leichterer, unterlegener Schiffe nicht auf. Obwohl Theisman damals über doppelt so viele Schiffe verfügte wie sein Gegner, machten sie weniger als zwei Drittel der feindlichen Tonnage aus. Selbst bei einer Übermacht von zwei zu eins hatten Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer keine Chance gegen Dreadnoughts; selbst dann nicht, wenn beide Parteien sich technisch auf dem gleichen Stand befunden hätten. Einen einzigen manticoranischen Dreadnought konnte Theisman vernichten und mußte dafür mit dem Totalverlust von sieben Schlachtschiffen und elf Schlachtkreuzern bezahlen. Die verbleibenden Einheiten trugen derart schwere Schäden davon, daß drei weitere Schlachtschiffe, darunter sein Flaggschiff VFS Conquerant , später abgewrackt wurden. Der feindliche Admiral hatte immerhin solch gewaltige Treffer einstecken müssen, daß er den Angriff abbrach und seine beschädigten Schiffe in Sicherheit brachte.
    Elf Schlachtkreuzer und zehn veraltete, viel zu kleine und viel zu schwach bewaffnete ›Großkampfschiffe‹, die in keinem Schlachtwall etwas zu suchen hatten, waren kein allzu hoher Preis für das Behaupten eines Sonnensystems … vorausgesetzt, es hatte überhaupt Sinn, das System zu halten. Theisman versuchte sich immer wieder einzureden, sein Sieg bei Seabring hätte etwas bewirkt. Nur hatte die Erste Schlacht von Seabring die Pläne der Manties weder durchkreuzt noch verhindert, daß Theismans Nachfolger als Systemkommandeur die Zweite Schlacht von Seabring verlor. Und Theismans Sieg hatte Trevors Stern auch nicht gerettet. Immerhin hielt er den Vormarsch des Feindes für eine befristete Zeit auf, schwächte ihn ein wenig, kostete ihn einige Geleitschiffe und verfrachtete ein halbes Dutzend Dreadnoughts zur ausgiebigen Instandsetzung in die Werft. In einem Krieg, in dem die Volksflotte ihre Siege an den Fingern einer Hand abzählen konnte, frischte der Sieg von Seabring die Kampfmoral auf – und diesen Punkt hielt sich Theisman immer vor Augen, wenn er an die neunzehntausend Menschen dachte, die für seinen Sieg ihr Leben lassen mußten.
    Hier also stand er, Diener einer Regierung, die ihn für einen zeitweiligen Triumph mit einer Brustvoll Orden belohnt hatte, nur um ihn dann nach Barnett zu versetzen; auf einen einst hochangesehenen Kommandoposten, der nun Schauplatz von Theismans bevorstehendem Untergang sein würde, ganz gleich, was er tat. Da die Systemsicherheit besiegte Admirale noch immer zu exekutieren pflegte, lag der Schluß sehr nahe, daß das Komitee für Öffentliche Sicherheit letztlich entschieden hatte, auf die Dienste eines gewissen Thomas Edward Theisman in Zukunft verzichten zu können.
    Er schnaubte vor bitterer Belustigung, ging an seinen überdimensionierten Schreibtisch zurück und setzte sich wieder in den viel zu bequemen Sessel. Vielleicht sehe ich zu schwarz , überlegte er. Doch augenblicklich war es in der Volksrepublik erheblich klüger, übermäßig pessimistisch zu sein denn allzu optimistisch. Möglich, daß Esther McQueens Erhebung in das Komitee für Öffentliche Sicherheit ein Zeichen der Hoffnung darstellte. Sie war die einzige

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