Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
größtes Problem ist«, sagte sie knapp, »daß unsere Offiziere ungefähr soviel Initiative besitzen wie eine drei Tage alte Leiche. Mir ist klar, daß das Militär den zivilen Behörden verantwortlich sein muß. Das gehörte selbst bei den Legislaturisten zum Credo, und heutzutage ist es wichtiger als früher. Doch es besteht ein beträchtlicher Unterschied zwischen Befehlsgehorsam und der Angst, irgendwelche Aktionen durchzuführen, ohne Befehl dazu zu haben. Offen gesagt, die Systemsicherheit ist zu weit gegangen.« Ihre grünen Augen schwenkten auf Saint-Just, und sie erwiderte seinen Blick gleichmütig und ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Der Druck, der auf alle Flottenangehörigen ausgeübt wird, besonders aber auf die Raumoffiziere, ist einfach zu groß. Selbstverständlich können Sie Männer und Frauen zu unterwürfigen Duckmäusern machen, aber eine Flotte braucht Führungspersönlichkeiten und intelligente Initiative, keinen blinden Gehorsam. Ich spreche nicht von irgendeinem Recht, den Anweisungen vorgesetzter Stellen zuwiderzuhandeln; ich spreche davon, daß erfahrene Offiziere auch nach eigenem Ermessen handeln müssen, und zwar immer dann, wenn sie in eine Situation geraten, die von ihren Befehlen nicht abgedeckt wird. Der jüngste Umsturzversuch hat doch deutlich gezeigt, zu welchen Schwächen der Verlust von Initiativdenken führt. Ich darf Sie an die jüngste Vergangenheit erinnern: Selbst als die Levellers nukleare Sprengsätze mitten in Nouveau Paris zur Explosion brachten, wagte es kein einziger Kommandant der Zentralflotte, mich zu unterstützen. Sie hatten Angst – Angst, jemand könnte denken, sie wollten die Aufständischen unterstützen, und Angst davor, daß nach den Kämpfen die Systemsicherheit auf sie wartete, um sie an die Wand zu stellen.«
    Sie holte tief Luft.
    In Pierre regte sich der Ärger, doch er bezähmte sich und überlegte, weshalb er diese Verstimmung empfand. Sarkastisch verzog er das Gesicht. Es liegt ebensosehr an ihrem Ton wie an ihren Worten , stellte er fest. Sie führte keinen Rundumschlag gegen das neue Regime; dazu war ihre Stimme zu gleichmäßig und ruhig. Sie dozierte auch nicht. Aber sie klang in keiner Weise zurückhaltend, und aus ihren Augen leuchtete die Leidenschaft.
    Na, du hast sie schließlich gefragt, was schiefläuft, oder? Wenn dir nun nicht gefällt, was du hörst, wessen Schuld ist das? McQueens Schuld? Oder die Schuld der Leute, die dieses Chaos angerichtet haben?
    Die Antworten, die sich anboten, gefielen ihm nicht sonderlich. Er hatte McQueen für diesen Posten haben wollen, weil er glaubte, daß sie tatsächlich etwas ausrichten konnte. Aber wie sollte sie etwas bewirken, wenn sie nicht zuallererst die Probleme formulierte, die sich ihrer Meinung nach stellten? Er war es nur nicht gewöhnt, daß man ihm die Anliegen des Militärs so unverblümt vorlegte, und war überhaupt nicht darauf vorbereitet gewesen, wie sehr ihn das bloße Zuhören treffen würde.
    »Mangel an Initiative ist sicherlich eines der Probleme, die ich bereits bemerkt habe«, entgegnete er betont unbeteiligt. »Aus Ihrem Ton schließe ich jedoch, daß Sie noch mehr auf dem Herzen haben?«
    »Bürger Vorsitzender, ich könnte stundenlang über die Schwierigkeiten referieren, die wir haben«, erwiderte sie geradeheraus. »Die meisten davon könnten jedoch von Offizieren aus der Welt geschafft werden, denen die Vorgesetzten den Rücken stärken und die wissen, daß sie für redliche Fehler nicht vor dem Erschießungskommando landen oder um ihre Angehörigen fürchten müssen. Ich spreche hier wohlgemerkt von Fehlern, nicht von Verrat. Der Mangel an Initiative ist nur ein Symptom des eigentlichen Problems, Sir. Unsere Offiziere sind zu sehr damit beschäftigt, ständig nach hinten zu blicken, als daß sie sich auf den Feind konzentrieren könnten. Sie fürchten sich nicht nur davor, aus eigenem Antrieb zu handeln, sie fürchten sich auch davor, Befehle nicht zu befolgen, die zum Zeitpunkt ihres Eintreffens von der aktuellen Situation bereits überholt sind. Davon abgesehen ist es nicht sehr sinnvoll, einen Offizier zu erschießen, der sein Bestes getan hat, aber gescheitert ist, denn wie soll er dann je aus seinen Fehlern lernen? Eine erfolgreiche Kriegführung setzt ein erfahrenes Militär voraus, das auf sich selbst und auf die Unterstützung der übergeordneten Stellen vertrauen kann. Im Augenblick versuchen wir noch immer, die Erfahrungsstufe zurückzuerlangen, die wir vor

Weitere Kostenlose Bücher