Honor Harrington 7. In Feindes Hand
nicht der langfristigen, freiwilligen Unterstützung zumindest eines Teils des Komitees sicher gewesen wären. Leider ist es uns bisher nicht möglich gewesen, die Verbündeten zu identifizieren, und deshalb haben wir unvermittelt ein ernstes internes Sicherheitsproblem entdeckt.
Oscars Leute …« – Pierre nickte Saint-Just zu – »arbeiten daran. Viel ist bisher nicht ans Licht gekommen, aber sie graben weiter, bis sie die Maulwürfe finden. Im übrigen haben wir intensiv über eine drastische Verkleinerung des Komitees nachgedacht. Im Augenblick spielen wir mit dem Gedanken, es um fünfzig Prozent zu reduzieren. Wir können einen derart drastischen Zug selbstverständlich nicht auf der Stelle tun, und momentan könnten wir nicht einmal sicher sein, durch eine Säuberung wirklich alle unzuverlässigen Elemente zu beseitigen. Wir können allerdings Pläne formulieren, denen zufolge unsere vertrauenswürdigsten Leute im Amt bleiben.«
Er schwieg und betrachtete McQueens Gesicht. Seine Worte bedeuteten das Versprechen, daß sie dem neuen, kleineren Komitee angehören sollte, doch gab sie mit keinem Zeichen zu erkennen, ob sie dies begriffen habe. Zwar schürzte sie die Lippen und bekundete mit knappem Nicken ihr Einverständnis, ansonsten jedoch veränderte sie ihren gelassenen, aufmerksamen Gesichtsausdruck kein bißchen.
»Das muß, wie ich schon sagte, noch ein Weilchen warten«, ergriff Pierre wieder das Wort, »aber wir können nun die Probleme in Angriff nehmen, von denen wir konkrete Kenntnis haben.
Unter uns, den Manties und den Legislaturisten gesagt: Unser Militär ist monumental beschissen worden. Von den Manties erwartet man ja schließlich, daß sie versuchen, uns zu schlagen, aber wir – und darin schließe ich das Komitee für Öffentliche Sicherheit und die Systemsicherheit ein – haben ihnen die Arbeit abgenommen und unsere Streitkräfte säuberlich kastriert. Nun, es wird Zeit aufzuhören, die Volksflotte für alle Fehler verantwortlich zu machen, und zuzugeben, daß einige ihrer Probleme durch uns verursacht worden sind – Probleme, die Sie aus der Welt schaffen sollen.«
Ihrer großen Selbstbeherrschung zum Trotz stutzte McQueen erstaunt. So viel Offenheit hatte sie an der politischen Front nicht erwartet; erst recht kein freimütiges Bekenntnis, für den Schlamassel verantwortlich zu sein, in dem die Flotte steckte. Die Kürze, mit der Pierre sich zu dieser Schuld bekannte, verlieh dem Geständnis nur um so mehr Gewicht. McQueen überdachte ihre Antwort gut, bevor sie das Wort ergriff.
»Ich kann Ihrer Feststellung nicht widersprechen, Bürger Vorsitzender«, erklärte sie betont förmlich. »Von allein hätte ich dergleichen nicht gesagt – zumindest nicht so deutlich –, weil es einem Offizier im aktiven Dienst nicht ansteht, derart offen zu sprechen. Aber es freut mich außerordentlich, diese Worte aus Ihrem Mund zu hören. Wenn Sie und Committeeman Saint-Just es wirklich ernst meinen und mir den Rücken decken, dann kann ich mit der Beseitigung der schlimmsten Schäden beginnen. Ich will aber offen zu Ihnen sein: Ohne nennenswerte Handlungsfreiheit kann ich nur in sehr begrenztem Umfang Verbesserungen erreichen.«
Sie zögerte und spürte, daß an ihrem Haaransatz der Schweiß prickelte, denn nun konnte sie nicht mehr zurück. Soeben war sie einen Schritt weiter gegangen als Pierre, soviel war klar – was sie natürlich mit keiner Regung zu erkennen gab.
»Ich verstehe«, sagte Pierre, nickte, warf Saint-Just einen Seitenblick zu und wandte sich wieder an McQueen. »Bevor wir in die Sphären der Autorität und Handlung eindringen, wäre es wohl besser, wenn wir uns versichern, daß wir an das gleiche denken, wenn wir von Reparaturbedürftigem sprechen. Wenn Sie uns mitteilen wollen, wo Ihrer Meinung nach unsere gravierendste militärische Schwäche liegt?«
McQueen fühlte sich, als würde das Eis unter ihren Füßen immer dünner, doch gleichzeitig überkam sie etwas, das sie sehr an den Adrenalinstoß vor Beginn eines Gefechts erinnerte; kein Eifer, doch etwas sehr Ähnliches. Und trotz allen politischen Ehrgeizes war sie immer noch Admiral. Jahrzehntelang hatte sie ihr Handwerk gelernt, und die Volksflotte war ihr Leben. Was auch immer geschah, soeben hatte sie die Chance erhalten, die Interessen der Flotte an entscheidender Stelle vorzutragen, und sie blickte dem mächtigsten Mann der Volksrepublik direkt ins Gesicht und ergriff die Gelegenheit beim Schopfe.
»Unser
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