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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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aufgesetzte Verletztheit in Stephanies Tonfall hörte, dann verscheuchte sie den Gesichtsausdruck und blickte auf.
    »Komm herein, Stephanie«, sagte sie einladend und lehnte sich wieder zurück.
    »Könnte ich dich kurz sprechen?«, bat Stephanie, und Marjorie nickte. »Aber natürlich. Was hast du auf dem Herzen?«
     

3
     
    Klettert-flink hockte wieder auf seinem Beobachtungsplatz, doch der sonnenleuchtende Himmel von vor drei Tagen hatte sich nun in dunkle, schwarzgraue Holzkohle verwandelt, und von den Bergen im Westen wehte kalter Wind heran. Er brachte den Geruch nach Stein und Schnee mit sich, in den sich die helle Schärfe von Donner mischte. Der Wind blies auch über die Lichtung der Zwei-Beine. Klettert-flink klappte die Ohren zurück und blinzelte in den Wind, der ihm das Fell zerzauste. Er roch nicht nur Donner, sondern auch Regen in dem starken Luftzug. Die Aussicht, durchnässt zu werden, freute ihn wenig, und wenn es blitzte, war sein Beobachtungsposten sogar gefährlich. Trotzdem plante er noch nicht, nach einer Deckung zu suchen, denn weitere Gerüche verrieten ihm, dass seine Zwei-Beine in einem ihrer durchsichtigen Pflanzennester etwas Interessantes vorhatten.
    Klettert-flink legte den Kopf schräg, und während er nachsann, schlug er mit der Spitze seines geschmeidigen Schweifes hin und her. Die Bewohner der Lichtung betrachtete er mittlerweile als ›seine‹ Zwei-Beine, doch auf der Welt gab es noch viele andere Zwei-Beine, und die meisten standen unter der Beobachtung anderer Kundschafter. Die Berichte dieser Kundschafter machten ebenso wie die seinen unter den Sagen-Künderinnen aller Clans die Runde. Sie wiesen auf etwas hin, das Klettert-flink unbedingt selbst erkunden wollte. Zu den vielen schlauen Dingen, welche die Zwei-Beine den Leuten vorgeführt hatten, gehörten die Pflanzennester. Die Leute waren nicht etwa nur Jäger. Wie die Schneejäger und die Dammbauer aßen sie auch Pflanzen, ja, bestimmte Pflanzen brauchten sie sogar, um stark und ausdauernd zu bleiben.
    Einige davon überstanden jedoch Schnee und Eis nicht. Darum waren die kalten Tage stets die Zeit des Hungers und des Todes, in der viele sehr Alte und viele sehr Junge starben. Obwohl man immer Beute fand, gab es doch viel weniger, und sie war schwieriger zu fangen. Der Mangel an notwendigen Pflanzen aber verschlimmerte den gewöhnlichen Hunger noch. Damit war nun Schluss, denn das Essen von Pflanzen war nur eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Leuten und Zwei-Beinen – und wie für viele andere Probleme hatten die Zwei-Beine auch eine Lösung für das Pflanzensterben während der kalten Tage. Tatsächlich erschien es Klettert-flink, dass Zwei-Beine sich nie mit einer einzigen Lösung für ein Problem zufrieden gaben, und in diesem Fall hatten sie wenigstens zwei ersonnen.
    Die einfache Antwort bestand darin, Pflanzen während der warmen Tage genau dort wachsen zu lassen, wo man sie haben wollte, doch die Aufsehen erregendere (und die Klettert-flink besonders beeindruckte) waren ihre durchsichtigen Pflanzennester. Die Seiten und Dächer dieser Nester bestanden aus einem weiteren Material, bei dem die Leute nicht einmal annähernd wussten, wie man es herstellte. Dieses Material ließ die Wärme und das Licht der Sonne hindurch. Dabei schufen die Nester sogar im tiefsten Schnee irgendwie kleine Taschen aus warmen Tagen, und die Zwei-Beine ließen die Pflanzen, die sie essen wollten, die ganze kalte Jahreszeit hindurch darin wachsen. Und sie benutzten die Nester nicht nur, wenn Schnee fiel. Auch jetzt wuchsen frische Pflanzen darin, das wusste Klettert-flink genau, denn er konnte sie durch die beweglichen Teile riechen, die die Zwei-Beine an den Oberseiten geöffnet hatten, damit frische Luft in das Nest hineinkam.
    Die Leute waren nie auf den Gedanken gekommen, Pflanzen an bestimmten Stellen wachsen zu lassen. Vielmehr sammelte man sie, wo immer sie von selbst gesprossen waren, entweder, um sie sofort zu essen, oder zum späteren Verzehr. In manchen Warmspannen konnten sie so viel Pflanzen sammeln, dass sie die kalten Tage gut zu überstehen vermochten, in anderen jedoch wiederum nicht, und dann suchten Hunger und Entbehrung die Clans heim. So war es immer gewesen, so würde es immer sein; das heißt, so wäre es immer gewesen, wenn die Kundschafter nicht von den Pflanzennestern der Zwei-Beine berichtet hätten.
    Noch gelang es den Leuten nicht sehr gut, doch auch sie hatten begonnen, Pflanzen auf sorgfältig gehegten und

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