Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
schließlich nicht, im Gewitter einen Drachen steigen zu lassen – oder sich an einem Baum unterzustellen! Die Blitze am Himmel und der Donner waren zu aufregend und zu schön, um sie zu verpassen – und sie hatte nun seit über einem T-Jahr keine Gewitternacht mehr erlebt.
    Natürlich hatte sie den Eltern nicht ihre Absicht unter die Nase gerieben, den Sturm vom Pavillon aus zu beobachten. Zwar hätte durchaus eine Fünfzig-Prozent-Chance bestanden, dass man ihr erlaubte, aufzubleiben und sich das Gewitter anzusehen; auf jeden Fall aber hätte sie im Haus bleiben müssen. Der Gedanke von frisch auf dem Kaminfeuer zubereitetem Popcorn und der heißen Schokolade, die ihre Mutter ihr gewiss gemacht hätte, um ihr das Erlebnis zu versüßen, hätten Stephanie beinahe bewegt, ihre Pläne zu offenbaren, doch letztlich hielt eine Überlegung sie davon ab: Popcorn und heiße Schokolade waren lecker, aber es gab nur eine angemessene Art, die erste Gewitternacht nach so langer Zeit zu genießen – nämlich mittendrin und im Freien, wo sie die pure Gewalt des Unwetters schmecken und spüren konnte.
    Und dann war da noch etwas anderes.
    Sie lächelte und tätschelte die Kamera auf ihrem Schoß. Der Donner nahm zu, und Blitze zuckten auf die Berggipfel im Westen hernieder. Als ihre Mutter ihr das Rätsel der verschwindenden Ernte vor die Füße geworfen hatte, wusste Stephanie sogleich, was ihre Mutter damit beabsichtigte: Sie wollte Stephanie eine Ablenkung verschaffen. Das nahm dem Geheimnis nichts von seiner Faszination. Zwar rechnete Stephanie nicht damit, den mysteriösen Schwund aufklären zu können, doch es zu versuchen würde gewiss Spaß machen. Wenn sie zufällig dennoch auf die Lösung stoßen sollte, würde sie mit angemessener Bescheidenheit den dazugehörigen Ruhm einheimsen.
    Bei diesem Gedanken dehnte sich ihr Lächeln zu einem ausgewachsenen Grinsen. Obwohl ihre Mutter die Idee angeregt und Stephanie bei den Vorbereitungen begeistert unterstützt hatte, war sie längst nicht in alle Facetten von Stephanies Plan eingeweiht. Zum Teil, um eine peinliche Situation zu vermeiden, falls es wider Erwarten nicht funktionieren sollte, doch hauptsächlich, weil Stephanie genau wusste, wie wenig begeistert ihre Eltern von einem handgreiflichen Ansatz gewesen wären. Zum Glück war es etwas anderes, die voraussichtliche Antwort der Eltern zu erahnen – wenn sie denn Gelegenheit zu einer Stellungnahme erhalten hätten –, als sie tatsächlich gehört zu haben. Deshalb hatte Stephanie es sorgfältig vermieden, die Sache überhaupt zur Sprache zu bringen.
    Im Laufe des vergangenen Jahres hatten immer mehr Gehöfte gemeldet, dass erntereife Pflanzen spurlos verschwunden seien. Zunächst glaubten die Leute, es handele sich um einen Streich, vor allem, weil immer nur eine Pflanzensorte verschwand. Stephanie jedenfalls konnte sich nicht vorstellen, weshalb jemand ausgerechnet Sellerie stehlen sollte, den sie nur aß, wenn ihre Eltern energisch darauf bestanden – doch offensichtlich geschah genau das.
    Fragte sich nur, wer dahinter steckte. Da man Sellerie von Terra eingeführt hatte, waren Menschen wohl gewiss die einzigen Wesen auf Sphinx, die sich für das Gemüse interessierten. Die wenigen vorhandenen Spuren aber deuteten auf jemand anderen hin. Wer immer hinter den Diebstählen steckte, musste teuflisch raffiniert vorgehen, denn er gelangte an Stellen, wo sich kein Mensch hinein und wieder hinaus schleichen konnte, und hinterließ nur sehr wenig Hinweise.
    Trotzdem war Stephanie ein Muster aufgefallen. Zum einen verschwand der Sellerie immer nur von den abgelegeneren Gehöften, nicht aber von den weiten Feldern und Gewächshäusern in Stadtnähe. Zweitens handelte der Dieb nur bei Nacht und, wenn möglich, schlechtem Wetter. Die Diebeszüge waren meist im Schutz von Schneestürmen verübt worden, was den Vorteil hatte, dass der Blizzard alle Fußabdrücke rasch zudeckte. Aus diesem Grund vermutete Stephanie, dass der Dieb (oder die Diebe) sich die Gelegenheit, die sich bei einem guten, schweren Gewitter bot, nicht ungenutzt entgehen lassen würden. Und wenn es sich bei den Räubern wirklich nicht um einen Trupp Menschen handelte, die ihren Mitsiedlern einen pubertären Streich spielten – wenn also wirklich jemand dahinter steckte, der auf Sphinx heimisch war, was Stephanie sehr vermutete –, dann versprach das Lauern im Dunkeln mindestens so interessant zu werden, wie es die Soloausflüge gewesen wären, die man ihr

Weitere Kostenlose Bücher