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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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verwehrt hatte.
     
    Klettert-flink klammerte sich fest, während ringsum ächzende Äste die Luft peitschten, als wollten sie gegen den Wind protestieren, der brüllend zwischen ihnen hindurchfuhr. Das Donnergrollen war näher gerückt und immer lauter geworden; im Westen umzuckten verzweigte Blitze die Bergspitzen. Dieser Sturm würde schlimmer werden als erwartet, und Klettert-flink roch schon den kalten Regen. Bald würde es in Strömen gießen. Sehr bald, und das hieß, es war Zeit.
    Er kletterte langsamer und vorsichtiger als gewohnt vom Baum, denn unter seinen Klauen zitterte und bebte der mächtige Stamm. Deshalb brauchte er viel länger als normal, bis er am Boden war, doch vorher verharrte er auf einer Höhe von einem halben Dutzend Leutelängen und musterte die Umgebung. Leute waren überall flink und agil, aber die wahre Sicherheit erlangten sie durch ihre Fähigkeit, in Höhen hinauf zu huschen, in die zum Beispiel ein Todesrachen ihnen nicht folgen konnte. Allerdings musste sich Klettert-flink nun in ein Gebiet wagen, wo keine Bäume in angenehmer Nähe standen, und auch wenn es wenig wahrscheinlich war, dass sich dort ein Todesrachen herumtrieb, konnte es nicht schaden, wenn er sich dessen noch einmal vergewisserte.
    Sosehr er in die Nacht spähte und witterte, andere Gefahren als das Wetter bemerkte er nicht. Also ließ er sich zu Boden gleiten. Der Schlamm war zumindest an der Oberfläche trockener geworden, doch das würde der Regen bald ändern. Unter den Pfoten spürte Klettert-flink das schwache, trommelnde Auftreffen von Regentropfen, das langsam näher kam, und legte schicksalsergeben die Ohren an. Wenn die Berichte über Knollenstängel der Wahrheit entsprachen, dann wäre es ein geringer Preis, sich dafür durchnässen zu lassen. Genießen würde er das trotzdem nicht. Er zuckte einmal mit dem Schweif und eilte zum nächsten Pflanzennest.
     
    Während Stephanie ihren Versuch plante, das Geheimnis des verschwindenden Selleries aufzudecken, hatte sie alles über die vorhergegangenen Diebstähle studiert, was ihr in die Hände fiel. Viel war es nicht gewesen; allzu oft schlugen die mysteriösen Diebe nicht zu, und die ersten Raubzüge, die bekannt geworden waren, hatten die Kolonisten völlig überrascht. Da vorher zunächst niemand einen Grund gesehen hatte, Vorkehrungen gegen Selleriediebstahl zu treffen, konnten die Diebe unbehelligt auf die Felder oder in die Gewächshäuser spazieren, ihre Beute an sich nehmen und wieder verschwinden. In Anbetracht der Leichtigkeit, mit der sich diese Raubzüge bewerkstelligen ließen, war Stephanie überrascht gewesen, wie wenig zunächst gestohlen worden war. Weil jedes Hindernis fehlte, hätten die Räuber so viel Sellerie mitnehmen können, wie sie wollten. Wegen ihrer geringen Beute vermutete Stephanie sehr, die Diebe könnten schon zuvor Sellerie gestohlen haben, ohne dass es jemandem aufgefallen war.
    Eine ganze Weile hatte es gedauert, bis jemand die Meldungen ernst nahm, und selbst als die Kolonisten schließlich Hindernisse errichteten, hatten sie sich zunächst nur mit den vorhersehbarsten, simpelsten Maßnahmen vor den Dieben zu schützen versucht. Doch die Treibhaustüren abzuschließen und Gartenfelder mit Zäunen zu umgeben erwies sich bald als völlig nutzlos. Trotz der Unwahrscheinlichkeit, dass irgendein sphinxianischer Ureinwohner Appetit auf eine terranische Gemüsepflanze haben sollte, hatte sich allmählich die Überzeugung durchgesetzt, dass der Übeltäter ein raffiniertes einheimisches Tier sein müsse (einige wenige hielten, die Diebstähle allerdings nach wie vor für einen Streich). Hätte das unbekannte Tier ein Interesse an irgendetwas anderem als Sellerie gezeigt, wäre das ein Alarmzeichen gewesen; doch wie es war, empfanden die meisten Betroffenen die Situation als eine sportliche Herausforderung, und nicht als Bedrohung. Der Übeltäter musste klein, agil, flink und verstohlen sein. Zwar war man entschlossen herauszufinden, um welche Lebensform es sich handelte, doch musste man sich dabei an die Elysäische Regel halten. Da niemand sagen konnte, auf welche Art Tier man es eigentlich abgesehen hatte, ließ sich nicht mit Bestimmtheit ausschließen, dass eine Falle das Tier töten könnte; die Elysäische Regel aber verbot kategorisch die Anwendung tödlicher Gewalt gegenüber einer völlig unbekannten Lebensform, wenn kein zwingender Beweis vorlag, dass dieses Unbekannte für Menschen eine lebensgefährliche Bedrohung

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