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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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andere Richtung umschlug, doch William Alexander war seit sechzig T-Jahren Politiker und hatte den analytischen Blick eines geübten Navigators erlangt. Am Horizont drohte ein Unwetter, und Alexander fragte sich, wie gut das Schiff, an dessen Bau er sechzig Jahre lang mitgeholfen hatte, den Sturm überstehen würde, falls – oder wenn – er ausbrach.
    All das sahen die Graysons anders. Sie waren erst relativ kürzlich mit der havenitischen Bedrohung konfrontiert worden – und doch hatten sie sich sechs Jahrhunderte lang auf Krieg vorbereitet und ihn geführt, wenn auch gegen einen anderen Gegner. Honor Harrington und Alexanders älterer Bruder hatten den masadanischen Nachfahren der verbannten Wahren Gläubigen eine Niederlage zugefügt, die man im Rückblick durchaus als den ersten Schuss des nunmehr tobenden Krieges ansehen konnte. Für Grayson war es indessen nur ein Wechsel gewesen, man hatte sich vom einen Gegner ab- und dem anderen zugewandt. Lange Kriege waren für die Graysons nichts Ungewohntes, und dass das Ende nicht in Sicht kam, sorgte sie nun ebenso wenig wie bei ihrem letzten Konflikt. Der Krieg würde so lange dauern wie nötig … und man war auf Grayson grimmig entschlossen, bis zum Ende dabei zu sein.
    Solche Entschlossenheit zeitigte in der graysonitischen Gesellschaft Veränderungen, die noch vor fünf Jahren für große Aufregung gesorgt hätte. Noch immer gab es keine graysonitische Frau in Uniform, doch die Soldatinnen, die sich die GSN von der RMN und anderen Raumstreitkräften ›geborgt‹ hatte, schliffen dieses Verbot allmählich weg. In nie zuvor da gewesenen Zahlen drängten die Frauen Graysons in die zivile Arbeiterschaft. Alexander und Admiral Caparelli hatten mit Erstaunen festgestellt, dass auf der Blackbird-Werft mehr als fünfzehn Prozent der Bürokräfte und des unteren Managements Frauen waren, von denen nur eine Handvoll nicht aus dem Jelzin-System stammte. Auch im technischen Bereich arbeiteten Frauen, zwar noch wenige, doch ihre Zahl wuchs ständig. Selbst in den Montageteams gab es einige von ihnen! Alexander konnte nicht sagen, worauf sein historisch versierter Bruder anspielte, wenn er von ›Rosie the Riveter‹ sprach, doch ihn hatte die Entdeckung völlig überrascht, dass die Graysons ihre Frauen bei solcher ›Männerarbeit‹ duldeten.
    Trotzdem ließ sich nicht abstreiten, dass den Graysons gar keine andere Wahl blieb. Wenn das Militär darauf bestand, nur Männer in seine Reihen aufzunehmen, so musste irgendjemand die Lücken füllen, die diese Männer in zivilen Jobs hinterließen. Das ließ sich nur auf eine Weise lösen: Indem man das gewaltige Potenzial sinnvoll nutzte, das die graysonitischen Frauen boten. Vor dem Beitritt zur Allianz wäre das undenkbar gewesen; nunmehr war es nur sehr schwierig, und von Schwierigkeiten hatte sich noch kein Grayson stoppen lassen.
    Der Besatzungsmangel erklärte weiterhin, weshalb Grayson sich so begeistert auf den Ausbau von Automation an Bord von Kampfschiffen gestürzt hatte, während das Bureau für Schiffbau der RMN weiterhin große Widerstände überwinden musste, um es bei der eigenen Flotte durchzusetzen. Wahrscheinlich sind wir genauso ›traditionalistisch‹ wie die Graysons , dachte Alexander ironisch. Unsere Traditionen sind nur … anders, aber gewiss nicht weniger starrköpfig – oder dumm. Die Royal Manticoran Navy experimentierte noch immer mit Prototypen, um die neuen Konzepte zu testen, während die GSN sie bereits in ihre Bauprogramme aufgenommen hatte – zum Beispiel die zehn Schiffe der neuen Superdreadnoughtklasse, die in Blackbird gefertigt wurden. Hochadmiral Matthews war so sehr darüber ins Schwärmen geraten, wie sehr dies die Bürde seiner Bemannungssorgen verringere, dass er überhaupt nicht den Blick bemerkt hatte, den Alexander und Caparelli austauschten.
    Nicht nur, dass sie unser neustes Wallschiff wenigstens ein T-Jahr vor uns in Dienst stellen, sie mussten noch eins draufsetzen und sogar die Automatisierung einbauen! Mein Gott, ist das peinlich. Und trotzdem – er spürte, wie seine Lippen sich zu einem Grinsen spannten –, wenn Sir Thomas und ich nach Hause kommen und darauf herumreiten, wie das ›primitive, hinterwäldlerische‹ Grayson uns davonläuft, dann bewegt das vielleicht ein paar von unseren Schnarchsäcken, sich von ihrem breiten Hintern zu erheben und uns zu erlauben, selber ein paar dieser Schiffe zu bauen.
    Natürlich kann es genauso gut sein, dass sie abwarten

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