Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Sommergetränk eignen, und er nahm sich vor, es bei seinem nächsten politischen Diner einzuführen.
    Doch eigentlich war er geistesabwesend, und erneut spürte er das Alter Graysons, während er den Blick über die Banner schweifen ließ, die von der Decke hingen. Der Große Saal lag im Herzen des Alten Palasts, eines gewaltigen Bauwerks aus Stein, das kurz nach dem Bürgerkrieg für einen Kriegerkönig namens Benjamin IV. errichtet worden war. Der Bürgerkrieg war bereits mit Waffen des Industriezeitalters gefochten worden, so einfach und primitiv Panzerkampfwagen, Napalm und Atombomben der ersten Generation auch erscheinen mochten; der Alte Palast aber gehorchte dem Architekturstil einer früheren Ära. In nicht zu unterschätzendem Ausmaß, so vermutete Alexander, hatte Benjamin der Große mit diesem Prunkbau jedem ein für allemal deutlich zeigen wollen, dass nun das Schwert herrschte – und zwar nicht mehr nur als Erster unter Gleichen. Wie seine neue Verfassung diente auch der Palast dem Zweck, die Vorherrschaft des Schwertes deutlich hervorzuheben, und deshalb hatte er einen riesigen, düsteren Steinhaufen bauen lassen, dessen grimmiges Äußeres die eiserne Faust widerspiegelte, mit der er herrschte, und dessen schiere, wuchtige Größe alles übertrumpfte, was ein ›gewöhnlicher‹ Gutsherr Wohnsitz nennen konnte.
    Ein bisschen übertrieben hat er schon , dachte Alexander. Wenn er fair blieb, musste er zwar zugeben, dass es vielleicht ein wenig zu viel verlangt war, von einem Mann, der bereits sein Genie als Soldat und Stratege, als Politiker, Theologe und Gesetzgeber bewiesen hatte, auch noch Begabung in architektonischen Fragen zu fordern; doch andererseits musste sein klotziges Steinlabyrinth schon als Neubau überaus unzeitgemäß gewirkt haben. Und das lag nun sechshundert Jahre zurück.
    Wäre es möglich, dass Benjamin und Gustav Anderman beide nicht so recht wussten, in welcher Zeit sie wirklich lebten? , fragte er sich. Schließlich dachte Anderman, er wäre die Reinkarnation von – wie hieß er gleich? – von Friedrich dem Großen, oder? Ich möchte wissen, für wessen Wiedergeburt Benjamin IV. sich gehalten hat.
    Doch ganz gleich, was Benjamin der Große nun geglaubt hatte, und ungeachtet dessen, dass der Alte Palast in den letzten sechshundert Jahren mehrmals modernisiert worden war: Der Bau reichte weiter in die Geschichte zurück als das Sternenkönigreich von Manticore. Die Familie Mayhew war schon vor sechzig Jahren in den lichteren, modernen Protectorenpalast gleich nebenan umgezogen. Der Festungsbau aber gab sich noch immer unnachgiebig. Drei Stockwerke lagen zwischen dem Marmorfußboden des Bankettsaals und dem Dach, das von viereckigen Sparren getragen wurde, die der Zahn der Zeit geschwärzt hatte. Einige der Banner, die von diesen Sparren herabhingen, waren mittlerweile nicht mehr zu identifizieren; ihre einst leuchtenden Stickereien waren im Laufe der Jahre verblasst. Alexander erkannte allerdings das Banner, das gleich über Benjamins Thron hing. Das Muster darauf ließ sich kaum ausmachen, doch das spielte kaum eine Rolle. Benjamin der Große hatte angeordnet, dass die Standarte des verschwundenen Guts von Bancroft hier im Großen Saal über seinem Thron zu hängen habe, und dort befand sich die Trophäe seit sechshundert Jahren.
    Trotz seines Alters wirkte der Saal seltsam modern, denn er besaß allerneuste Beleuchtung, Zentralheizung, Klimaanlage und Luftfiltersysteme, auf die jedes Weltraumhabitat stolz gewesen wäre. Die Menschen an den Tischen repräsentierten auf eigenartige Weise zugleich das Alte und das Moderne. Die Frauen wirkten im Großen Saal geradezu wie zu Hause: Ihre erlesen bestickten Westen, die Wappenröcken glichen, die bodenlangen Kleider und komplizierten Frisuren ließen sie wie Gestalten aus einer historischen Dokumentation erscheinen. Die Männer trugen formelle graysonitische Kleidung und wirkten ebenso archaisch. Alexander konnte sich nicht vorstellen, weshalb man ausgerechnet an Krawatten festhalten sollte, die den Männern die Hälse zuschnürten (soweit er wusste, waren sie im Laufe der planetaren Geschichte immer wieder aus der Mode geraten; er begriff nur nicht, wie um Himmels willen sie wieder als chic gelten konnten). Gewiss hoben sich die Manticoraner und die anderen Fremdweltler darum erst recht von den Einheimischen ab. Hier und da allerdings erblickte er Graysons, die seinen manticoranischen Augen nicht ganz so altmodisch vorkamen. Viele

Weitere Kostenlose Bücher