Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
wir uns keine Sorgen mehr zu machen.«
Diesmal fielen Ramirez und Benson in Honors Lachen ein. Fritz Montaya hatte bereits bewiesen, dass er für Camp Inferno sein Gewicht in allem Erdenklichen wert war. Nur wenige Sanitätsoffiziere schickte man nach Hell, und von denen, die auf dem Strafplaneten lebten, hatte es keinen nach Inferno verschlagen. Für gewöhnlich ließen die einheimischen Krankheitskeime die unverdaulichen menschlichen Eindringlinge zufrieden, nur einige wenige einheimische Krankheiten waren so beharrlich aggressiv wie Shuttleskitos und Katzenbären. Eine größere Gefahr ging von Lebensmittelvergiftungen, Unfällen oder eingeschleppten irdischen Krankheiten aus. Mehr als eins der Lager auf Hell war zwischen zwei Lebensmittellieferungen von einer Epidemie völlig entvölkert worden. Nach seiner Ankunft in Inferno hatte sich Montaya mit einem großen Überhang kleinerer Beschwerden und Verletzungen befassen müssen.
Natürlich verfügte er über keinerlei medizinische Einrichtungen, und Medikamentenvorrat und Instrumente beschränkten sich auf die Notausstattung der beiden Shuttles. Doch Montaya war ein Meister seines Fachs. Obwohl er sich mit den Mitteln eines Mediziners im Zeitalter vor Anbeginn der Raumfahrt begnügen musste, behandelte er alles, was ihm in die Quere kam, mit großer Selbstsicherheit. Allerdings hätte er anfangs wegen einiger Prozeduren, die in Camp Inferno üblich geworden waren, fast einen Anfall bekommen. Er führte daraufhin völlig neue Abfallbeseitigungsmethoden ein und erließ einen unerbittlichen Plan für regelmäßige Untersuchungen. Als nächstes fahndete er nach den bequemsten Lagerinsassen, die nur sitzende Tätigkeiten verrichteten, und plagte Benson so lange, bis sie die Arbeitsaufteilung dahingehend änderte, dass diese Leute genügend Bewegung erhielten. Die meisten Häftlinge waren über Montaya noch immer verblüfft, so als hätten sie sich noch nicht recht entschieden, was sie mit diesem fremdartigen Energiebündel anfangen sollten, doch letztlich waren alle viel zu froh, einen Arzt zu haben, als dass irgendjemand ihm grollte.
Bei dem Gedanken an die medizinische Versorgung der Häftlinge stieg frischer Zorn in Honor auf, denn auch auf diesem Gebiet hätten die Haveniten kaum weniger leisten können. Aus Sicht der Systemsicherheit war es vermutlich erträglicher, ein ganzes Lager mit zwei- bis dreitausend Gefangenen zu verlieren, als sich um angemessene ärztliche Betreuung kümmern zu müssen. Wenn ein Häftling sich verletzte oder erkrankte, dann überlebte er oder sie entweder aus eigener Kraft oder durch die simple Hilfe, die ihre Mitgefangenen ihnen mit den verfügbaren primitiven Mitteln erweisen konnten.
Wahrscheinlich sollte ich noch dankbar sein dafür, dass man die Rationen wenigstens mit Verhütungsmitteln spickt , dachte sie grimmig. Nicht dass das nötig wäre, um die Gefangenen brav zu halten. Kinder wären schließlich nur weitere hungrige Mäuler, die man stopfen müsste. Und Gott allein weiß, wie hoch die Säuglingssterblichkeit in einem Höllenloch wie diesem ausfiele, wo es keinerlei medizinische Hilfe gibt!
Sie schüttelte die düsteren Gedanken ab. »Fritz ist bestimmt gerührt, wenn er hört, welch großes Vertrauen Sie in sein Können legen«, entgegnete sie McKeon trocken. »Ich fürchte nur, dass sich Molycircs sogar von seiner herausragenden Art, mit Kranken umzugehen, nur wenig beeindrucken ließen.«
»Das würde ich nicht unbedingt sagen«, wandte McKeon grinsend ein. »Jedes Mal, wenn er mir mit Bewegung und Diät kommt, werde ich schon aus Selbstschutz augenblicklich gesund!«
»Aber Sie lassen sich mühelos lenken und sind überaus leicht zu beeinflussen, Alistair«, antwortete Honor ihm artig, und er lachte.
»Sie fühlen sich plötzlich müde, sehr müde«, sagte sie mit klangvoller Stimme und fuchtelte beschwörend mit den Fingern vor seinen Augen herum. »Ihre Lider werden schwerer, immer schwerer.«
»Werden sie nicht«, widersprach McKeon – dann blinzelte er unversehens, reckte sich und gähnte herzhaft.
Honor lachte entzückt auf, und Nimitz bliekte belustigt.
McKeon schloss den Mund und bedachte sie beide mit einem verletzten Blick. »Dame Honor, ich bin weder leicht zu beeinflussen noch mühelos zu führen«, wies er sie zurück. »Wer das Gegenteil behauptet, verbreitet böswillige Lügen, und das werde ich Ihnen und Ihrem Freund beweisen! Allerdings …« – er gähnte wieder – »war ich den ganzen Tag
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