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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schönes Leben und überließen die Gefangenen ihrem Schicksal. Trotz der augenfälligen Faulheit der Wärter funktionierte das System sehr gut. Die Gesamtkosten für Hell waren vermutlich beeindruckend, pro Häftling gerechnet jedoch lächerlich gering. Wenn die Havies ein neues Lager benötigten, brauchten sie sich nur eine Stelle auszusuchen und dort die passende Anzahl Gefangener mit einer Auswahl an muskelbetriebenen Werkzeugen und der Minimalausstattung an Baumaterial abzusetzen. Folglich investierte die Volksrepublik ein paar Dutzend Äxte, Hämmer, Handsägen, Spitzhacken und Schaufeln, genügend Draht, um einen Zaun gegen die Raubtiere zu errichten, ein paar Kilo Nägel und – wenn die SyS-Schergen besonders gnädig gestimmt waren – einen Stapel tief gezogene Plastikbahnen als Hüttendächer. Wenn einige der ›Pioniere‹ von den wildlebenden Tieren der Umgebung verspeist wurden, bevor das Lager stand, so tat es den Havies jedenfalls nicht weh. Wo die Gefangenen herkamen, gab es noch genug andere.
    Die Systemsicherheit brauchte nicht einmal konservierte Notrationen herbeizuschaffen – Rationen wie die, von denen Honor und ihre Leute gelebt hatten. Vielmehr wurden auf Styx, der im Gegensatz zu den anderen Kontinenten Hells gründlich terraformiert worden war, frische Nahrungsmittel angebaut. Genauer gesagt verrichteten automatische Ackerbaugeräte und eine Handvoll ›Vertrauenswürdiger‹ die gesamte Schmutzarbeit auf den Feldern, und die Havies verteilten die Ernte.
    Darüber war Honor zunächst erstaunt gewesen, doch wenn man genauer darüber nachdachte, ergab das Ganze durchaus Sinn. Frischnahrung nahm zwar mehr Platz ein als Notrationen und bereitete dadurch mehr Arbeit bei der Verteilung, war aber dafür nicht unbegrenzt haltbar. Die Insassen eines Lagers konnten sich also nicht auf halbe Verpflegung setzen und allmählich einen Notvorrat an Nahrungsmitteln ansammeln, der es ihnen gestattet hätte, etwas zu unternehmen, das die Garnison auf Styx nicht gutheißen konnte. Logistisch war Frischnahrung ebenfalls vernünftig. Indem die Haveniten die Verpflegung der Häftlinge auf dem Strafplaneten erzeugten, konnten sie die Versorgungsflüge erheblich einschränken. Anscheinend gab es jedes Jahr nur eine größere Nachschublieferung.
    Trotzdem herrschte im Cerberus-System mehr Sternenschiffverkehr, als Honor vermutet hätte, und dieser erfolgte auf einer ganz und gar zufälligen Basis. Die Zahl der Gefangenentransporte war seit der Machtübernahme durch das Komitee für Öffentliche Sicherheit erheblich gestiegen. Eine der Schwächen des alten Amts für Innere Abwehr hatte darin bestanden, dass es nicht repressiv genug gewesen war. Ein Regime, das sich auf die eiserne Faust verließ, um an der Macht zu bleiben, brachte sich in Gefahr, wenn es den Griff auch nur um einen Millimeter lockerte; die Führungsspitze der Legislaturisten hatte den Fehler begangen, zwar fest genug zuzupacken, um sich Feinde zu machen, aber nicht hart genug zu sein, um sie zu vernichten oder so sehr zu ängstigen, dass sie untätig blieben. Und wie um das Maß vollzumachen, wurden immer wieder Amnestien für politische Häftlinge angeordnet, um den Pöbel mit den Freilassungen zu besänftigen. Doch dadurch kehrten Menschen in die Gesellschaft zurück, welche die Brutalität der InAb erfahren hatten und berichten konnten, wie übel man mit ihnen umgesprungen war – für die Agitatoren der Bürgerrechtsunion und andere Dissidentengruppen bot dies Propagandamaterial, das vom Himmel kam. Gleichzeitig ließ sich dieses Verhalten der InAb als Zaudern auslegen, denn warum sollte man seine Feinde zu beschwichtigen suchen, solange man aus einer Position der Stärke heraus handelt?
    Für das Komitee für Öffentliche Sicherheit, das von seinem Vorgänger solch ungewollte Unterstützung erhalten hatte, schlug das Pendel nun zum anderen Extrem aus. Seine Entschlossenheit, die ›Feinde des Volkes‹ keineswegs zu ermutigen, erklärte größtenteils die brutale Gründlichkeit der SyS, für die man Oscar Saint-Justs Sicherheitsdienst allerorten so abgrundtief hasste.
    Und darum verschifften die Haveniten im Augenblick noch mehr Gefangene nach Hell. Der Planet diente ihnen sowohl als sicherer Aufbewahrungsort für potenzielle Aufständische als auch als unverhüllte Drohung an die Adresse möglicher Unruhestifter in der Heimat. Außerdem war ein Gefängnisplanet sparsamer, als jeden zu erschießen, der aus der Reihe tanzte. Zwar schreckte die

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