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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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kostete, den Gefangenen eine Kost vorzusetzen, die sie bei Gesundheit hielt. Honor hatte fast schon wieder ihr normales Gewicht zurückgewonnen, und die Stoppeln ihres Haares waren zu einem kurzen Lockenschopf angewachsen. Daran, dass ihr ein Arm, ein Auge und die Nerven in der linken Gesichtshälfte fehlten, konnte auch ein Fritz Montaya nichts ändern. Das Fehlen des linken Arms behinderte sie vor allem bei ihrem Fitnessprogramm. Fritz war immerhin sehr zufrieden, dass seine Behandlungsmaßnahmen ansonsten gut anschlugen, und sie musste zugeben, dass er Grund genug besaß, auf sich stolz zu sein.
    Honor riss sich von den Gedanken los. Wenn sie ihre Gedanken so wild umherschweifen ließ, dann war nicht nur Alistair schon zu lange auf den Beinen, sondern auch sie selbst. Sie nahm Nimitz in den Arm und stand auf. Mit einem Lächeln verabschiedete sie sich von den anderen.
    »Nun, wie auch immer, bis zur nächsten Lieferung können wir überhaupt nichts tun. Inzwischen sollte ich ein bisschen schlafen, glaube ich. Wir sehen uns morgen beim Frühstück.«
    »Natürlich«, sagte Ramirez. Er und Benson erhoben sich, und Honor nickte ihnen zu.
    »Gute Nacht also«, sagte sie und trat durch die Tür in die Nacht, in der die Quasi-Insekten summten.
     

23
     
    »Commodore Harrington! Commodore Harrington! «
    Honor blickte hoch und drehte sich rasch um. Weil ihr der linke Arm fehlte, vermochte sie sich bei den meisten Alltagsarbeiten, die zur Erhaltung des Lagers verrichtet werden mussten, nicht besonders nützlich zu machen, doch sie hatte entdeckt, dass sie ein weit besseres Auge für Farben besaß als gedacht. Immerhin hatte sie vor ihrem Ausflug nach Hell auch nicht besonders viel Zeit gehabt, um dieses Thema zu vertiefen. In Camp Inferno aber assistierte sie Henri Dessouix und seinen Helfern bei den Experimenten, das richtige Färbemittel für die selbstgemachte Kleidung zu finden. Als Ramirez’ Erster Offizier verwaltete Harriet Benson die Arbeitskräfte des Lagers, und sie hatte Lieutenant Stephenson, einstmals von der Lowell Space Navy, Honor als Assistenten zugeteilt. Stephenson besaß zwar überhaupt kein Farbempfinden, aber dafür zwei gesunde, kräftige Arme, mit denen er Mörser und Stößel bediente, worin Dessouix Wurzeln, Beeren, Blätter und alles andere zerrieb, aus denen er Farbstoffe zu gewinnen hoffte. Außerdem verfügte der Lieutenant über ein fröhliches Naturell, und gemeinsam mit ihm arbeitete Honor nun schon drei Monate an neuen Farbstoffkombinationen. Sie standen kurz vor dem Durchbruch, ein Grün produzieren zu können, das mit dem dunklen Jadegrün, das Honor für die Jacken ihrer graysonitischen Waffenträger ausgesucht hatte, beinah identisch war … doch all das war innerhalb eines Sekundenbruchteils vergessen, kaum dass sie das Gesicht von Ramirez’ Melderin sah – und die Aufregung der anderen Frau wahrnahm.
    »Ja?«, fragte sie scharf. Im nächsten Moment prallten Andrew LaFollets Füße mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden; ihr Leibwächter hatte sich von dem Baum herabgleiten lassen, von wo aus er seine Gutsherrin zu bewachen pflegte.
    »Commodore Ramirez sagt … sie möchten schnell zu ihm kommen … Ma’am!«, keuchte die Melderin. Nach ihrem Eilspurt durch die drückende Nachmittagshitze bekam sie kaum noch Luft. »Er sagt … Großmutter kommt!«
    Honor riss den Kopf herum und suchte mit ihrem gesunden Augen LaFollets Blick. Sie spürte, wie ihren Waffenträger eine plötzliche Welle der Erregung durchzuckte. Einen Moment lang erwiderte er ihren Blick, dann hakte er das kleine Comgerät vom Gürtel und reichte es ihr wortlos.
    Honor nahm es und holte tief Luft, dann drückte sie den Sendeknopf. Das Com stammte natürlich aus dem Bestand der Systemsicherheit, und sie hatten eine Frequenz eingestellt, die von den hier auf Hell üblicherweise benutzten Bändern so weit als möglich entfernt lag. Rasch stellte sie es auf Rafferspruch, und wie immer verzichtete sie auf die Verschlüsselung des Funkspruchs. Wenn irgendjemand in Camp Charon zufällig die Sendung auffing, dann wäre es besser, man hörte dort Geschwätz im Klartext, das keinen Sinn ergab, als dass jemand sich zu fragen begann, warum da jemand seinen privaten Signalverkehr kodierte.
    Außerdem hatte sie nicht vor, einen besonders langen Spruch zu senden.
    »Wolf«, sagte sie ruhig ins Com. »Wiederhole: Wolf.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann antwortete ihr die erschrockene Stimme Sarah

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