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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nur solange, bis sie Styles kennen lernte. Nach weniger als fünf Minuten stand für sie fest, dass die Volksflotte der Allianz einen gewaltigen Gefallen erwiesen hatte, indem sie Harry Styles gefangen nahm und ihn nach Hell verbrachte, wo er den manticoranischen Kriegsanstrengungen nicht weiter schaden konnte. Sie wusste nicht, weshalb er hier auf dem Strafplaneten war und nicht in einem herkömmlichen Kriegsgefangenenlager der Volksflotte, es sei denn, sein Dienstgrad hätte die SyS verleitet, ihn als eine Art Prestigegefangenen zu betrachten, den sie in ihrer privaten Trophäenvitrine sehen wollte. Immerhin war er nicht nur der höchstrangige manticoranische Offizier, den die Volksrepublik je gefangen genommen hatte, sondern auch der einzige Flaggoffizier, der ihnen während der ersten sechseinhalb Kriegsjahre überhaupt in die Hände fiel. Mehr als acht T-Jahre befand er sich nun schon in havenitischer Gewalt, seit dem Tag, an dem die Volksflotte während eines der Sondierangriffe, mit denen der Krieg begonnen hatte, sein Wachgeschwader im Jalta-System vernichtete. Die Haveniten hatten ihn tatsächlich mit kalten Impellern erwischt – was einiges über seine Kompetenz aussagte –, und auch sein darauffolgender Versuch, sich zur Wehr zu setzen, war nicht von der Sorte, wofür man Denkmäler errichtet bekommt.
    Styles sah all dies natürlich anders. Soweit es ihn betraf, war er das glücklose Opfer havenitischen Verrats, angegriffen im tiefsten Frieden, ohne dass man sich formell im Kriegzustand befunden hätte. Offenbar hatte er in jenen längst vergangenen Friedenstagen übersehen, dass die Legislaturisten es nie für erforderlich gehalten hatten, potenzielle Beute zu warnen, indem sie ihr förmlich den Krieg erklärten, ehe sie zuschlugen. Seitdem schien er nicht sonderlich viel hinzugelernt zu haben. Zudem war er arrogant, voreingenommen, eitel, von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt und borniert. Und das sind noch seine guten Seiten , dachte Honor bissig.
    »Das Ausmaß Ihrer Subordination erreicht die Grenzen dessen, was zu ertragen ich bereit bin, Admiral Styles«, brach sie das unbehagliche Schweigen. Noch immer war ihre Stimme kalt, und sie artikulierte jedes einzelne Wort mit höchster Genauigkeit. Styles’ zähneknirschender Hass traf sie wie eine Flut. »In diesem Sonnensystem führe ich den Befehl, Admiral, und nicht Sie. Daran werden Sie immer denken, und Sie werden nicht nur mich, sondern sämtliches Militärpersonal auf diesem Planeten, das sich freiwillig meinem Kommando unterstellt hat, jederzeit mit der angebrachten Höflichkeit behandeln, oder bei Gott, ich lasse Sie in den Dschungel zurückfliegen, wo Sie verfaulen können! Haben Sie mich verstanden, Konteradmiral Styles?«
    Er blickte sie düster an und nickte knapp.
    »Ich höre nichts, Herr Konteradmiral.«
    »Jawohl«, knirschte er. Ihr eisiger Blick entlockte ihm schließlich auch ein: »Ma’am«, und seine Röte vertiefte sich noch mehr.
    »Gut«, sagte Honor mit nicht minder eisiger Stimme. Noch hatte er nicht aufgegeben, das wusste sie genau. Da Styles so früh gefangen genommen worden war, hatte man ihn schon vor der Schlacht von Hancock oder ihrem Duell mit Pavel Young nach Hell geschafft. Wahrscheinlich hatten Offiziere, die später in Gefangenschaft geraten waren als er, ihn auf dem Laufenden gehalten – nach allem, was Honor wusste, hatten es einige zumindest versucht –, doch nichts war zu ihm durchgedrungen. Für ihn war die Grayson Space Navy noch immer eine lokale Operettenflotte zur Verteidigung eines isolierten Sonnensystems und Honor ein Commodore mit Größenwahn. Styles schien einfach nicht zu glauben, dass die Vierte Schlacht von Jelzins Stern – oder die Schlacht von Hancock Station – je stattgefunden hatten, und betrachtete ihren Anspruch auf den Admiralsrang als glatte Lüge. Soweit es ihn betraf, war Honors angeblicher Rang nur Teil eines Komplotts, durch das sie die Befehlsgewalt behielt, welche von Rechts wegen ihm zugestanden hätte. Ihre hochrangigen Untergebenen steckten mit ihr unter einer Decke.
    Gelegentlich fragte sie sich, ob sie ihm nicht vielleicht ein wenig unrecht tat. Schließlich war es doch möglich, dass er während seiner langen Gefangenschaft auf Hell psychische Störungen entwickelt hatte, die behandelt werden sollten. Und doch glaubte sie nicht recht daran. Seine Persönlichkeit war zu beschränkt, sein Glaube an seine Unfehlbarkeit zu unverzüglich und unkritisch, als dass diese

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