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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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befindet sich genau hier.« Der Zeiger berührte den schlank zulaufenden Bug. »Eine Mittschiffslinienlafette mit einer Öffnung von eins Komma fünf Metern und den neuesten Gravlinsen«, erklärte sie und beobachtete die Augen ihrer Zuhörer. »Sie gestattet es dem LAC, einen Graser zu tragen – einen Graser , keinen Laser –, der annähernd so stark ist wie die Geschütze in einem unserer Schlachtkreuzer der Homer -Klasse.«
    Gearman schnappte vernehmlich nach Luft. Truman war davon wenig überrascht. Die Energiegeschütze der Jagdarmierung zählten stets zu den schwersten Waffen eines Kriegsschiffs, doch der Graser, von dem sie gerade gesprochen hatte, wies eine Öffnung aus, die um sechsundfünfzig Prozent größer war als die Jagdbewaffnung eines Leichten Kreuzers von der sechsfachen Größe eines Shrike . Doch in fast jeder Gruppe, die Truman mit den neuen LACs vertraut machte, gab es jemanden, der auf die Enthüllung ähnlich reagierte wie der Ingenieursoffizier. Deshalb ignorierte sie den Überraschungslaut und fuhr im Saganami-Island-Ton fort.
    »Die Wirksamkeit dieses Geschützes wird durch vier Dinge erst ermöglicht: Es ist die einzige Energiewaffe des LACs, die Raketenarmierung wurde stark verkleinert, man hat die Masse der Impelleremitter um siebenundvierzig Prozent verringert, und die Besatzung ist noch kleiner als die eines gewöhnlichen LACs. Die Shrike hat eine nur zehnköpfige Crew, sodass auch die Tonnage des Lebenserhaltungssystems stark gesenkt werden konnte. Außerdem wurde der Reaktorbrennstofftank weggelassen.«
    Als sie innehielt, blickte Gearman sie mit sehr eigenartigem Gesicht an. Sie wartete, und schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Verzeihung, Ma’am. Sagten Sie wirklich, der Reaktorbrennstofftank wurde weggelassen ?«
    »Bis auf das, was für die Schubdüsen gebraucht wird – ja«, bestätigte Truman ihm.
    »Aber …« Gearman verstummte, zuckte mit den Achseln und fasste sich ein Herz. »Wenn das so ist, Ma’am – womit betreibt die Shrike dann ihr Fusionskraftwerk?«
    »Sie hat keins«, erklärte Truman ihm schlicht. »Sie benutzt einen Atommeiler.«
    Drei Sätze Augenbrauen stiegen in die Höhe, und Truman lächelte dünn. Kaum dass verlässliche Fusionskraftwerke verfügbar waren, hatte die Menschheit die Energiegewinnung durch Kernspaltung aufgegeben, denn die Fusion brachte nicht nur ein weit geringeres Strahlenrisiko mit sich, Wasserstoff war auch viel einfacher, gefahrloser und billiger zu gewinnen als spaltbares Material. Soweit Truman wusste, kam erschwerend hinzu, dass in etwa zu der Zeit, als die Fusionstechnik ihre praktische Verwendungsreife erlangte, fanatische Technologiefeinde, die Neo-Ludditen, ihr Bestes gaben, um das Konzept technischen Fortschritts als inhärent böse abzuschaffen. Ihnen war es gelungen, die Kernspaltung mit dem Zeichen des Tiers als Sinnbild all dessen zu brandmarken, was zerstörerisch und schändlich ist. Im Grunde hatte sich der ›Run‹ auf die Fusionsenergie rasch zur Stampede ausgeweitet. Obwohl der Großteil des Gewäschs der Neo-Ludditen keinen Bestand hatte, blieb an der Kernspaltung der schlechte Ruf haften. Damals hatten die Journalisten alles Negative, was die Neo-Ludditen über Atommeiler behaupteten, als gegeben hingenommen, weil eben ›jeder wusste, dass es stimmte‹. Kein populärer Historiker hatte es seitdem für wert befunden, die Tatsachen einer Neubewertung zu unterziehen, wohl vor allem deshalb nicht, weil die Technik ohnedies als überholt galt. Was den Großteil der Menschheit anging, war Kernspaltung per se ein gefährliches Relikt aus einer dunklen, primitiven und nur bruchstückhaft überlieferten Vergangenheit.
    »Ja, ich sagte ›Atommeiler‹ und ich meinte ›Kernspaltung‹«, bestätigte Truman, nachdem sie ihnen fast eine Minute gegeben hatte, um die Offenbarung in sich aufzunehmen. »Noch ein Trick, den wir von den Graysons gelernt haben. Im Gegensatz zum Rest der Milchstraße benutzen sie noch immer Atommeiler, wenngleich sie in den letzten dreißig oder vierzig Jahren ihre Abhängigkeit von der Kernspaltung zusehends reduziert haben. Aber Grayson – und auch die Asteroidengürtel des Jelzin-Systems – sind sehr reich an Schwermetallen … und an spaltbarem Material. Seit ihrem Bürgerkrieg haben sie sich aus eigener Kraft wieder bis zur Atomspaltung hochgearbeitet, und als wir auf sie stießen und wieder mit Fusionskraftwerken vertraut machten, hatten sie ihre Fissionstechnik zu Wirkungsgraden

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