Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
mich gefragt, Ma’am … wie viele LACs die Minotaur tragen wird?«
»Zusammen mit Pralldämpfern und Nabelschnuranschlüssen beträgt der Massepreis pro LAC – den Rumpf schon eingeschlossen – etwas zwounddreißigtausend Tonnen«, sagte Truman fast leichthin. »Das heißt, wir können nur einhundert LACs mitführen.«
»Einhund …?« Stackowitz verstummte mitten im Wort, und Truman grinste.
»Einhundert. Das Geschwader wird vermutlich in zwölf Staffeln zu acht LACs unterteilt, die anderen vier bleiben als Ersatz«, sagte sie. »Aber ich glaube, Sie sehen bereits, was für eine Kampfeinheit wir sind, wenn ein einziger Träger von der Größe der Minotaur so viele davon ins All bringen kann.«
»Ganz sicher, Ma’am«, murmelte Stackowitz, und die beiden Lieutenants nickten bekräftigend.
»Gut!«, sagte Truman wieder. »Denn jetzt geht es darum, dafür zu sorgen, dass wirklich alles so sauber und ordentlich abläuft, wie die Planung und die Simulationen behaupten. Und natürlich«, fügte sie mit entblößten Zähnen hinzu, »so sauber und ordentlich, wie ich es sage.«
4
»Lord Prestwick und Lord Clinkscales, Euer Gnaden«, sagte der Sekretär, und Benjamin Mayhew IX., von Gottes Gnaden Planetarer Protector von Grayson und Verteidiger des Glaubens, schob sich mit dem Sessel von seinem zweckmäßigen Schreibtisch zurück, von dem aus er Grayson regierte. Der Kanzler durchschritt die Tür, die ihm der Sekretär höflich aufhielt.
»Guten Morgen, Henry«, sagte der Protector.
»Guten Morgen, Euer Gnaden«, antwortete Prestwick und trat beiseite, um dem weißhaarigen alten Mann mit dem grimmigen Gesicht Platz zu machen, der ihn begleitete. Dieser zweite Gast hielt einen schlanken Stab mit einem silbernen Knauf in der Hand, und an einer Kette um den Hals trug er einen silbernen Gutsherrenschlüssel. Benjamin IX. begrüßte ihn mit einem Nicken.
»Howard«, sagte er mit weit sanfterer Stimme, »danke, dass du gekommen bist.«
Der alte Mann erwiderte das Nicken fast zu knapp. Bei jedem anderen hätte das eine tödliche Beleidigung von Benjamin Mayhews persönlicher und offizieller Würde bedeutet, doch Howard Clinkscales war vierundachtzig T-Jahre alt, von denen er siebenundsechzig im Dienste Graysons und der Mayhew-Dynastie verbracht hatte. Drei Generationen von Mayhews war er treu ergeben gewesen, und bis zu seinem Rücktritt vor achteinhalb Jahren hatte er den Planetenschutz befehligt, diejenige Truppe, von der Benjamin schon als Säugling beschützt worden war. Selbst wenn das alles nicht wäre , dachte Benjamin traurig, im Augenblick würde ich ihm wohl alles durchgehen lassen. Er sieht einfach schrecklich aus.
Der Protector verbarg seine Gedanken hinter gelassener, geradezu aufgeräumter Miene und lud seine Besucher mit einem Wink ein, Platz zu nehmen. Clinkscales warf Prestwick einen raschen Seitenblick zu, dann setzte er sich in einen Sessel am Couchtisch, während der Kanzler sich auf dem kleinen Sofa neben dem Schreibtisch des Protectors niederließ.
»Einen Kaffee, Howard?«, fragte Benjamin, denn der Sekretär stand noch immer in der Tür und wartete auf Anweisungen. Clinkscales schüttelte den Kopf, und Benjamin sah Prestwick an, der ebenfalls verneinte. »Wie ihr meint. Jason, Sie können gehen«, sagte er dem Sekretär. »Sorgen Sie bitte dafür, dass man uns nicht stört.«
»Zu Befehl, Euer Gnaden.« Der Sekretär verneigte sich kurz, aber respektvoll vor den Gästen, dann tiefer vor Benjamin und zog die altmodische, von Hand bediente Tür aus poliertem Holz sacht hinter sich zu. Das leise Klicken, mit dem das Schloss einrastete, schien wie ein Gewehrschuss durch das stille Büro zu hallen. Benjamin schürzte die Lippen und blickte Clinkscales an.
Das runzlige Gesicht des alten Mannes strahlte Unnachgiebigkeit aus, als sei es zu einem Bollwerk gegen die Ungerechtigkeit des Universums geworden. Der Verlust hatte tiefe Furchen in Clinkscales’ Züge geschnitten wie Flusswasser, das am Grundgestein nagt. Aus den alten Augen sprach die Trauer – eine trotzige, ja wütende Trauer, deren Ausdruck nur durch Willenskraft im Zaum gehalten wurde und sich doch unbändig gegen die Fesseln aufbäumte – voller Energie und … voller Qual. Benjamin begriff sowohl Clinkscales’ Trauer als auch seine Wut und den Schmerz, und gern hätte er dem alten Mann die Zeit gelassen, um selber mit seinen Gefühlen fertig zu werden. Das aber durfte er nicht.
Und wenn ich solange abwarten könnte, ich
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