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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wüsste es. Und wenn du mich nicht gerufen hast, damit ich dir den Stab übergebe, dann muss ich einräumen, dass ich nicht im Entferntesten ahne, worauf du hinauswillst, Benjamin!«
    Als der Protector nun erneut lächelte, ging ein Anflug echten Amüsements über sein Gesicht. Clinkscales hatte ihn mit seinem Vornamen angesprochen, und der raue Unterton in seiner Stimme klang schon mehr nach dem reizbaren alten inoffiziellen Onkel, als den Benjamin ihn sein Leben lang gekannt hatte.
    »Das scheint mir auch so«, sagte er trocken und sah Prestwick auffordernd an. »Henry?«
    »Gern, Euer Gnaden.« Als Prestwick sich an Clinkscales wandte, spielte ihm etwas um die Lippen, das verdächtig nach einem Grinsen aussah. Er schüttelte den Kopf. »Wie Sie sehen, Howard, ziehen Seine Gnaden es wieder mal vor, die Drecksarbeit und die unangenehme Erläuterung mir zu überlassen.«
    »Was für eine Erläuterung?«
    »Hm, vielleicht sollte ich es eher eine Rekapitulation nennen.« Auf Clinkscales’ Stirnrunzeln hin schürzte Prestwick die Lippen. »Die Lage, in der wir uns befinden, ist vermutlich einzigartiger, als Sie ahnen, Howard«, sagte er schließlich.
    »Ungewöhnlich gewiss«, entgegnete Clinkscales, »aber doch ganz bestimmt nicht ›einzigartig‹! Ich habe mit Richter Kleinmueller lang und breit darüber gesprochen.« Bei dem Gedanken an die Diskussion mit dem höchsten Juristen des Gutes von Harrington verdüsterten sich seine Augen, denn die Erinnerung holte den Schmerz zurück. Clinkscales schluckte, dann schüttelte er den Kopf wie ein ärgerlicher alter Bär. »Er hat mir den Präzedenzfall klar und ausführlich erklärt, der sich auf dem Gut von Strathson ereignete, Henry. Lady Harrington« – er sprach den Namen mit fester Stimme aus, – »hinterlässt keinen Erben … und das heißt, das Gut fällt dem Schwert anheim, wie es vor siebenhundert Jahren auch mit Strathson geschehen ist.«
    »Ja und nein«, sagte Prestwick. »Sehen Sie, Lady Harrington hinterlässt nämlich doch Erben – etliche sogar –, wenn wir so wollen.«
    »Erben? Was denn für Erben? «, herrschte Clinkscales ihn an. »Sie war ein Einzelkind!«
    »Das stimmt. Aber die Familie Harrington ist recht groß – auf Sphinx. Sie hatte Dutzende von Cousins und Cousinen, Howard.«
    »Aber das sind keine Graysons!«, begehrte Clinkscales auf, »und nur ein Grayson kann den Schlüssel des Gutsherrn erben!«
    »Nein, Graysons sind sie nicht. Gerade das macht die Situation ja so kompliziert. Was Sie mit Richter Kleinmueller besprochen haben, haben Seine Gnaden und ich mit dem Obersten Gericht diskutiert. Und nach Aussage des Gerichts haben Sie Recht: Die Verfassung verlangt ausdrücklich, dass der Erbe eines Gutes ein Bürger Graysons sein muss. Das liegt vor allem aber an einer Tatsache: Man hat nie den Fall berücksichtigt, dass ein Bürger einer fremden Welt überhaupt in der Erbfolge eines Gutes stehen könnte . Oder dass eine Fremdweltlerin gar zu einer Gutsherrin gemacht würde!«
    »Lady Harrington war keine ›Fremdweltlerin‹!«, widersprach Clinkscales steif. Seine Augen blitzten vor Zorn. »Wo immer sie geboren wurde, sie –«
    »Nun beruhige dich doch, Howard«, sagte Benjamin sanft, bevor der alte Mann sich in einen ausgewachsenen Wutanfall hineinsteigerte. Clinkscales riss sich zusammen, und Benjamin machte eine begütigende Handbewegung. »Ich weiß schon, was du sagen willst, aber als wir ihr den Gutsherrentitel anboten, war sie ganz gewiss eine Fremdweltlerin. Ja, ja. Ich weiß, die Lage damals war ohne Beispiel – aber wenn ich mich recht entsinne, warst du damals alles andere als entzückt, du halsstarriger, reaktionärer alter Dinosaurier!«
    Clinkscales lief feuerrot an und musste zu seiner eigenen grenzenlosen Überraschung lachen. Das Lachen war nur kurz und klang rostig und ungeübt, doch seit zweieinhalb Monaten, seit dem Augenblick, in dem er Honor Harringtons Hinrichtung sah, war es sein erstes echtes Lachen. Er schüttelte den Kopf.
    »Das stimmt wohl«, gab er zu. »Aber sie ist eine Bürgerin Graysons geworden, als sie dir den Gutsherreneid leistete.«
    »So ist es. Und wenn ich das nun zum Präzedenzfall erklären wollte, müsste ich nach ihrem nächsten Erben schicken – das ist ihr Cousin Devon, nicht wahr, Henry? – und ihn als ihren Nachfolger einschwören. Denn wenn wir sie zur Grayson machen können, dann auch ihn.«
    Clinkscales sprang vom Sessel auf. »Nein!«, protestierte er, und Benjamin neigte den

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