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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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glaube nicht, dass er Honors Tod aus eigener Kraft bewältigen will.
    »Ich nehme an, du weißt, warum ich dich hergebeten habe, Howard«, brach er schließlich das Schweigen. Clinkscales blickte ihn kurz an und schüttelte, noch immer schweigend, den Kopf. Benjamin biss unwillkürlich die Zähne zusammen. Offenbar ahnte Clinkscales, worauf der Protector hinauswollte, denn er hatte den Stab mitgebracht, das Zeichen seiner Regentschaft über das Gut von Harrington, und das verriet, dass er den Grund für die Einladung zu kennen glaubte. Dennoch schien es, als wollte er die Ursache seiner Gefühlslage zum Verschwinden bringen, indem er sie nicht einmal vor sich selbst eingestand.
    Aber das kann er ebenso wenig wie ich , sagte sich Benjamin grimmig. Beide haben wir Pflichten. Verdammt noch mal, ich möchte mich zwar nicht in seine Trauer einmischen, aber trotzdem kann ich jetzt auf meine Wünsche keine Rücksicht nehmen.
    »Ich glaube, das weißt du sehr gut, Howard«, sagte er sehr ruhig, und tiefes Rot stieg Clinkscales in die Wangen. »Ich bedaure die Ereignisse und die Überlegungen außerordentlich, die mich zwingen, darauf zu sprechen zu kommen, aber ich habe keine Wahl, ich muss mich nun damit befassen. Und für Sie gilt das Gleiche, Mylord Regent.«
    Als Clinkscales den Titel hörte, zuckte er mit dem Kopf, als weiche er vor einem Hieb zurück. »Ich …« Er blickte den Protector für einen Moment an, dann schwand aus seinen Augen der Zorn und ließ nur Kummer zurück. Unvermittelt sah man ihm deutlich jedes einzelne Lebensjahr an, und mit bebenden Nasenflügeln sog er tief und schmerzvoll die Luft ein. »Ich bitte um Vergebung, Euer Gnaden«, sagte er leise. »Jawohl. Ich … weiß Bescheid. Dein Kanzler …« – Clinkscales’ Lippen zuckten kurz und bildeten die Parodie eines Lächelns, während er seinem alten Freund und Standesgenossen zunickte – »plagt mich damit schon seit Wochen.«
    »Das weiß ich.« Benjamins Stimme war ebenfalls weicher geworden. Offen blickte er Clinkscales in die Augen und hoffte, der alte Mann sähe ihm an, dass er Schmerz und Verlust ebenso stark empfand wie sein Gegenüber.
    »Ja, nun …« Clinkscales wandte sich ab, dann straffte er die Schultern und stand von seinem Sessel auf. Er umfasste den Stab mit beiden Fäusten, trat vor den Schreibtisch und hielt ihn Benjamin auf offenen Händen hin. Dann sprach er die formellen Sätze, von denen er gehofft hatte, sie nie über die Lippen bringen zu müssen.
    »Euer Gnaden«, sagte er mit ruhiger Stimme, »meine Gutsherrin ist gefallen und besitzt keine Erben. Wie das Gut ihr von Euch zu treuen Händen gegeben ward, übertrug sie mir die Pflicht, es während ihrer Abwesenheit zu regieren. Nun aber …« Ihm versagte die Stimme, und die vom Gesetz vorgeschriebenen, altüberlieferten Worte entzogen sich ihm. Er schloss die Augen und musste sich sammeln, bevor er fortfahren konnte. »Nun aber wird sie den Schlüssel nie mehr von mir zurückfordern«, sagte er heiser, »und es gibt niemanden, für den ich ihn bewahren oder dem ich ihn weitergeben könnte. Daher reiche ich ihn Euch zurück, der ihn von Gottes Gnaden gab, auf dass Ihr ihn im Konklave der Gutsherren führet.«
    Er streckte die Arme vor und bot Benjamin den Stab dar, doch dieser nahm ihn nicht an; vielmehr schüttelte er den Kopf. Clinkscales machte große Augen. Auf Grayson kam es sehr selten vor, dass ein Gutsherr starb, ohne einen Erben zu hinterlassen, selbst wenn die Abstammung noch so verwickelt war. Genauer gesagt, war in der tausendjährigen Geschichte des Planeten dergleichen nur dreimal geschehen – wenn man das Massaker an den Dreiundfünfzig außer Acht ließ, das der Bürgerkrieg ausgelöst hatte … und die Verbannung der ›Wahren Gläubigen‹, mit dem er endete. Jedenfalls existierten Präzedenzfälle, und deshalb brachte es nun den Regenten des Gutes von Harrington völlig aus der Fassung, dass Benjamin den Stab zurückwies.
    »Euer Gnaden, ich …«, begann er, verstummte und sah Prestwick fragend an. Der Kanzler erwiderte den Blick, ohne jedoch etwas zu sagen, und Clinkscales wandte sich wieder dem Protector zu.
    »Setz dich wieder, Howard«, bat Benjamin mit fester Stimme und wartete, bis der alte Mann Platz genommen hatte. Dann lächelte er gezwungen. »Ich sehe schon, du weißt doch nicht, weshalb ich dich hergebeten habe.«
    »Ich glaubte es zu wissen«, entgegnete Clinkscales bedächtig. »Ich wollte es nicht zugeben, aber ich glaubte, ich

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