Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
sehr; es ist nur die Bitte, Camp Charon möge bestätigen, dass er rechtzeitig in den Hyperraum gegangen ist. Gleichzeitig steht hier, dass sein Ersatz nicht früher als in zwo T-Monaten eintrifft – was heißt, dass das neue Kurierboot mit beinahe vier Monaten Verspätung kommt.« Lethridge lächelte gequält. »Wer immer die Nachricht aufgesetzt hat, scheint zu erwarten, dass Tresca vor Wut über die Verzögerung mittlerweile die Wände hochgeht, und deshalb erklärt der Verfasser ganz ausführlich, dass das Kurierbootnetz in letzter Zeit kaum noch funktionstüchtig sei. Anscheinend besitzt die SyS doch nicht so viele eigene Boote, wie wir geglaubt hätten. Vielmehr verlässt man sich sehr auf Kuriere der Volksflotte, aber die Volksflotte verlegt ihre Kurierboote überall in der VRH, um die Schiffbewegungen zu koordinieren, die Bürgerin Minister McQueen befiehlt.«
»Man muss eben auch für kleine Freuden dankbar sein«, murmelte Metcalf.
»Stimmt. Aber trotzdem ist nun die Frage, was ich diesem Kurierboot antworten soll. Soll ich die vorbereitete Antwort nehmen?«
»Hm.« Metcalf runzelte die Stirn wieder. Die Hände hatte sie noch immer auf dem Rücken. Langsam wiegte sie sich auf den Fußballen auf und ab und dachte angestrengt nach. Wie schön wäre es gewesen, wenn sie einfach zu Admiral Harrington gehen und sie fragen könnte, was sie tun solle, doch das war im Augenblick aus dem gleichen Grund unmöglich, aus dem sie auch Commodore Ramirez oder Captain Benson nicht fragen konnte: Momentan befand sich keiner von ihnen auf Hell.
Ramirez und Benson waren an Bord der Krashnark , um ihre Schiffsführung aufzupolieren. Der ehemalige Leichte Kreuzer der SyS Bacchante begleitete sie, und Admiral Harrington war an Bord gegangen, um die Ausbildung zu beobachten und sie eventuell mit einigen außerplanmäßigen taktischen Aufgaben zu behelligen. Auch aus diesem Grund hatte Metcalf den Rendezvouskurs des Kurierboots so minutiös festgelegt: um es weit entfernt vom Übungsraum zu halten. Nun hoffte sie, dass die Crews der Operationszentralen, die sie zusammen mit Master Chief Ascher an Bord der Krashnark nachgeschult hatte, die Gelegenheit nutzten, ein unsimuliertes Ziel passiv zu verfolgen. Und dass sie ihren Ausbildern keine Schande machten.
Sie verzog säuerlich den Mund. Obwohl sie gewaltige Fortschritte machten, hinkten die allermeisten Befreiten der Zeit um wenigstens zehn Jahre hinterher. Eine Ausnahme bildeten nur etwa viertausend kriegsgefangene Manticoraner und Graysons, die weniger als fünf T-Jahre auf Hell gewesen waren. Das Wissen einiger, wie etwa bei Benson, war sogar ein halbes Jahrhundert veraltet, und um den Rost von ihren Fähigkeiten zu blasen, bedurfte es fast der Druckwelle einer altmodischen Atombombe. Benson war allerdings ein Sonderfall, gab Metcalf zu. Benson war außerordentlich begabt – im Kommandosessel musste sie fast so gut gewesen sein, wie man es Admiral Harrington nachsagte – und sie erlangte ihre Fertigkeiten mit verblüffender Schnelligkeit zurück. Die Leistungen vieler anderer waren jedoch, an den Standards der RMN gemessen, einfach erbärmlich.
Aus diesem Grund betete Metcalf, dass sie es nicht mit regulärer Volksflotte zu tun bekämen, mit Könnern wie zum Beispiel Tourvilles Leuten. Das wäre kein spaßiger Ringelreigen.
Hör auf damit , ermahnte sie sich geistesabwesend und ernst zugleich. Bisher ist die Nachschulung doch besser gelaufen als erwartet, oder nicht?
So war es. Anmutig wie ein Schwan und genauso unschuldig und nichtsahnend wie die Krashnark war die Bacchante aufgetaucht, und ihr Skipper hatte sich von Warner Caslet ebenso reibungslos durch die Minenfelder und Strahlersatelliten leiten lassen wie Bürger Captain Pangborn zuvor. Die Kaperung des Schiffes selber gestaltete sich etwas schwieriger, denn die Bacchante wollte nur einen Zwischenstopp einlegen, um der Besatzung ein wenig Erholung zu gönnen und frisches Obst und Gemüse an Bord zu nehmen. Da sie also keine Gefangenen auslieferte, bot sich kein einleuchtender Vorwand, ihr mehrere Shuttles voller Enterer zu schicken. Am Ende aber stellte sich heraus, dass ein Vorwand gar nicht erforderlich war: Bürger Commander Vestichov konnte gar nicht schnell genug kapitulieren, als die Feuerleitung eines Dutzends Grasersatelliten sein Schiff aus weniger als zwölftausend Kilometer Abstand erfasste.
Und so wurde der Leichte Kreuzer zum zweiten Schiff dessen, was Commodore Ramirez auf den Namen
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