Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
innerhalb der Systemsicherheit ein paar absolut nette Leute geben muss, ich bin nur noch nie einem einzigen davon begegnet – und irgendwie habe ich Zweifel, ausgerechnet unter der Garnison eines streng geheimen Hochsicherheitsgefängnisses eine der großen Ausnahmen zu treffen!
Er lachte leise, dann sprach Howard ihn an, und er wandte sich ihr zu. »Nachrichtenübermittlung abgeschlossen, Sir.«
»War eine der Depeschen als ›um Antwort wird gebeten‹ markiert?«, fragte Heathrow.
»Äh, jawohl, Sir. Verzeihung, Sir. Das hätte ich sofort melden sollen. Ich habe nicht –«
»Wenn ich meine, Ihnen den Kopf abreißen zu müssen, dann mach ich das schon selber, Irene«, unterbrach der Kommandant sie milde. »Und bis dahin sollten Sie es ein wenig lockerer nehmen.«
»Jawohl, Sir. Danke, Sir.« Trotz ihrer Erleichterung war ihr Gesicht noch immer tief gerötet, und Heathrow schüttelte den Kopf. Auch er musste einmal zweiundzwanzig gewesen sein. Er schien sich nur nicht mehr daran erinnern zu können, wann das gewesen war.
Wichtig war im Moment nur, dass wenigstens ein Teil der Depeschen, die er gerade an Hades übermittelt hatte, nach augenblicklicher Antwort verlangten. Das war bedauernswert, denn es bedeutete, dass er und seine Crew für mehrere Stunden in der Kreisbahn hängen würden, am Ende vielleicht sogar ein, zwei Tage lang, und darauf wartete, dass man am Boden die Antwort zusammenklaubte. Da er nicht wusste, was in den verschlüsselten Depeschen gestanden hatte, konnte er nicht einmal annähernd sagen, wie lange er über Hades schmoren durfte. Und selbst wenn er es vermocht hätte, konnte er nichts tun, um den Vorgang in irgendeiner Weise zu beschleunigen. Innerlich seufzte er.
»Bittet man uns, auf eine Sendung zu warten?«, fragte er und versuchte sich dabei nicht anmerken zu lassen, wie gerne er ein ›Nein‹ auf diese Frage zu hören hoffte. Schließlich war es doch möglich, dass ein reguläres SyS-Kurierboot zufällig vorbeigekommen war und sich bereits um das Problem gekümmert hatte. Das wäre doch nicht zu viel verlangt, oder?
»Nein, Sir«, antwortete Howard, und auf seinem Gesicht kündigte sich ein Lächeln an, doch dann fuhr die Bürgerin Ensign fort: »Man bittet uns nur zu warten, bis man die Depeschen gelesen hat.«
»Großartig«, brummte Bouret, und im Stillen pflichtete Heathrow dem angewiderten Tonfall des Astrogators bei. Gott allein wusste, wie lange man am Boden brauchte, um die Post zu lesen und eine Antwort aufzuzeichnen.
»Nun, etwas anderes als warten bleibt uns wohl nicht übrig«, sagte er so philosophisch wie möglich und ließ sich in den Kommandosessel zurücksinken.
Lieutenant Commander Geraldine Metcalf bemühte sich nach Kräften, nicht laut zu fluchen. Sie hatte sich als Offizier vom Dienst in der Kontrollzentrale schon überfordert genug gefühlt, und jetzt lud man ihr auch das noch auf die Schultern! Zwar hatte sie bereits Commodore Simmons verständigt, doch der befand sich mit Captain Gonsalves auf der anderen Seite der Welt und kümmerte sich um einen Zwischenfall in Beta-Elf – eines der Lager, in die man die Gegangenen gebracht hatte, die auf Hell bleiben wollten. Leider gehörte Beta-Elf zu den Lagern, deren Insassen sich nicht einmal ans Signalnetz der ›Rebellen‹ anschließen lassen wollten, zum Beweis, dass sie an den Vorfällen auf Styx völlig unbeteiligt waren. Deshalb konnte Metcalf Commodore Simmons nicht unmittelbar kontaktieren, sondern jemand aus seinem Shuttle musste ihn verständigen – und ihm ein Handcom geben – ; bis dahin durfte Metcalf die heiße Kartoffel allein jonglieren.
Langsam schritt sie hinter den Konsolen der Crew auf und ab, die Hände auf den Rücken gelegt, und konzentrierte sich darauf, gelassen zu wirken, während Anson Lethridge die empfangenen Nachrichten entschlüsselte. Der unscheinbare erewhonische Offizier hatte die Signalwache, was bis vor – Metcalf blickte auf das Chronometer – elf Minuten einer der angenehmeren Aspekte ihrer Arbeit gewesen war. Sie und Lethridge sahen sich in letzter Zeit sehr häufig, allerdings achteten sie sehr darauf, ihre Beziehung nicht so weit gedeihen zu lassen, dass sie damit die Bestimmungen des Artikels 119 verletzten. Anson unterlag zwar nicht den manticoranischen Kriegsartikeln, doch bewusst vermieden sie es, sich in eine militärrechtliche Grauzone zu begeben. Allerdings war ihnen beiden klar, wie rasch sich das ändern würde, sobald sie nicht mehr in der
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