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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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waren, um den Plan selbst dann durchzuführen, wenn alles glatt lief – und doch dankte sie den Gegebenheiten, dass sie wenigstens die Mittel besaß, einen Plan auszuprobieren. Und falls es doch funktionierte …
    Honor hatte endlose Computeranalysen jedes einzelnen Ortungsberichts in der Hauptdatenbank von Camp Charon durchgeführt und die Ankunft jedes einzelnen Schiffes in der Geschichte des Cerberus-Systems unter die Lupe genommen. Dabei hätte sie nicht sagen können, wonach sie suchte – nur, dass keine Information völlig wertlos sei und sie alle Daten benötige, die sie nur bekommen könne, wenn sie einen taktischen Plan ersinnen wollte, der wenigstens die Chance bot, mit einer schweren feindlichen Kampfeinheit fertig zu werden. Deshalb hatte Honor die Computersuche begonnen und sich durch die unbearbeiteten Berichte gefressen, und in der letzten Woche war sie auf eine interessante Tatsache gestoßen.
    Jedes InAb- oder SyS-Schiff, das jemals Cerberus besucht hatte, war an Stellen und mit Vektoren in den Normalraum zurückgekehrt, die sehr dicht an zeitoptimierten Rendezvouskursen mit Hell lagen, wenn man die üblichen Abweichungen durch die Hyperraumastrogation berücksichtigte – und das Gleiche galt für die beiden einzigen regulären Flottenschiffe, die jemals das System angelaufen hatten – die Count Tilly und Heathrows Kurierboot. Alle Wiedereintrittspunkte lagen jedoch oberhalb der Systemekliptik. Und das war ungewöhnlich, denn die meisten Skipper versuchten, so genau in der Ekliptik wie möglich in ein System einzudringen, weil die Hypergrenze in dieser Ebene ein wenig ›weicher‹ zu sein pflegte. Dadurch lief die Transition in der Regel etwas sanfter ab, die Abnutzung der Alpha-Emitter wurde um einen kleinen, aber messbaren Betrag verringert, und die Toleranz für Hyperlogfehler lag um eine Winzigkeit höher. Wenn also jeder Kommandant vor Cerberus B eine hohe Transition vornahm, musste dafür ein besonderer Grund bestehen.
    Commander Phillips hatte einen weiteren Tag lang in den Daten wühlen müssen, um Honors Verdacht zu bestätigen, und die Erklärung, die sie schließlich fand, hatte Honor sehr amüsiert, denn es bestand gar kein Grund für hohe Transitionen – außer dass die Bürokratie in der Volksrepublik noch träger zu sein schien als im Sternenkönigreich. Honor hatte immer angenommen, die manticoranische Navy hielte was den Umfang ihrer Verwaltungsakte anging, den galaktischen Rekord, doch da hatte sie sich offenbar geirrt. Diese Eigenart der einkommenden havenitischen Schiffe ging nämlich auf einen Verwaltungsbeschluss zurück, der über siebzig T-Jahre alt und am heutigen Tage noch ebenso töricht war wie damals.
    Die allererste InAb-Kommandantin hatte die Prozedur als Sicherheitsvorkehrung angeordnet, und niemand war je auf den Gedanken gekommen, ihre Weisung infrage zu stellen. So weit es Honor herauszufinden gelang, war die hohe Transition ursprünglich als zusätzliche Identifikation gedacht gewesen. Eben weil solch eine Annäherung ungewöhnlich war, sollten die Ortungsoffiziere in Camp Charon daran freundliche Schiffe schon erkennen, bevor diese ihre Erkennungssignale systemeinwärts sendeten. Doch angesichts der enormen Sensorreichweite und Zeit zur Beobachtung, die Charon Control in jedem Fall blieb, zählte das Manöver zu den sinnlosesten, von denen Honor je gehört hatte. Die Garnison auf dem Planeten hatte mehr als genügend Zeit, um jedes näherkommende Schiff zu identifizieren, lange bevor es auf Angriffsentfernung heran war. Im Laufe der Jahre hatte die Anordnung vermutlich Hunderte von Millionen Dollar als Folgekosten nach sich gezogen, indem es die Alpha-Emitter aller Schiffe, die sie beachteten, einer schleichenden, unnötigen zusätzlichen Abnutzung aussetzte.
    Und doch hatte man den Sinn der Weisung nie in Zweifel gezogen. Mittlerweile vermutete Honor darüber hinaus sogar, dass niemand auch nur die leiseste Idee hatte, weshalb die Maßnahme überhaupt angeordnet worden war; sie wurde als Tradition betrachtet. In der RMN gab es ähnlich irrationale, überlieferte Bräuche wie etwa den, dass Leichte Kreuzer und Zerstörer sich einer orbitalen Schiffswerft des Sternenkönigreichs aus jeder beliebigen Richtung annähern durften, Schwere Kreuzer und Großkampfschiffe hingegen nur von achtern, sodass sie die Werft auf der Kreisbahn überholen mussten. Ohne Zweifel hatte es einmal einen Grund dafür gegeben (oder zumindest etwas Ähnliches wie einen Grund); doch

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