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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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in der Gegenwart wusste weder Honor noch sonst jemand in der Navy, worin er bestanden haben mochte. Man tat es einfach auf diese Weise.
    Doch wenn der Grund für die hohen Transitionen in das Cerberus-B-System im Augenblick auch wirklich keine Rolle spielte, so war die Tradition doch wichtig, denn sie hatte Honor die Möglichkeit geboten, einkommenden havenitischen Schiffen einen Hinterhalt zu legen, und auf diese Möglichkeit hatte sie sich gestürzt. Zwar bestand immer das Risiko, dass jemand vom Muster abwich, doch solange die Haveniten sich daran hielten, konnte Honor mit weitaus größerer Genauigkeit vorhersagen, wo sie in den Normalraum fielen – und welchem Kurs sie danach folgten. Und deshalb ließen die Schiffe der Elysäischen Navy sich an günstigen Abfangpunkten platzieren; ob sie ihre simulierten Gefechte nun im Orbit um Hell oder im Ortungsschatten der Monde ausführten – oder dort draußen, wo sie auf der Lauer lagen –, spielte keine Rolle, aber wenn jemand währenddessen ins System kam …
    Und so ist es denn auch gekommen, sagte sie sich und öffnete das Auge.
    »Zeit bis Hades?«, fragte sie Thurman.
    »Laut Operationszentrale sechseinviertel Stunden, mit Schubumkehr einhundertzwoundachtzig Minuten nach der Ankunft, Ma’am.« Thurman blickte auf ihr Pad und verglich es mit dem Chronometer. »Rendezvous also in sechs Stunden ab jetzt.«
    »Die machen kein Rendezvous«, entgegnete Honor, und so mancher am Tisch sah sie ein wenig merkwürdig an, als er die feste Überzeugung in ihrer Stimme bemerkte. Sie spürte die Bedenken der Offiziere und drehte den Kopf. »Überlegen Sie doch nur«, sagte sie. »Man kommt doch nicht mit so vielen Geleitschiffen, nur um Direktor Tresca einen guten Tag zu wünschen! Diese Ballung von Kampfkraft beweist, dass die Havies zumindest misstrauisch geworden sind. Und das heißt, dass wer immer dort den Befehl führt, nicht die geringste Absicht hat, zufällig auf Raketenreichweite an Camp Charon heranzukommen.«
    »Was meinen Sie, wo man stoppen wird, Admiral?«, fragte Commander Inch ruhig.
    »Knapp sieben Millionen Kilometer von den Werfern entfernt«, antwortete Honor bestimmt. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, in dem nachgerechnet wurde, und dann nickten mehrere Offiziere langsam.
    Seit Kriegsbeginn waren die manticoranischen Raketen und ihre Leitsysteme immer weiter verbessert worden. Auch die havenitische Bewaffnung hatte an Qualität zugenommen, allerdings weniger dramatisch. Cerberus jedoch war ein abgelegenes Sonnensystem, dessen Hauptverteidigung darin bestand, dass niemand wusste, wo er es suchen sollte. Seine Raketen waren von dem Typ, der bereits vor Kriegsausbruch zur Verfügung stand; die Antriebe beschleunigten mit höchstens fünfundachtzigtausend Gravos und waren in ihren Parametern kaum flexibel. Doch wenn man die Beschleunigung dieser Vögelchen um die Hälfte senkte, konnte die Brenndauer von sechzig Sekunden auf einhundertundachtzig verdreifacht werden – und die Reichweite vom Start bis zum Ausbrennen von etwa eins Komma fünf Millionen Kilometer auf annähernd sechs Komma acht Millionen. Mit geringerer Beschleunigung waren sie in der Zeit kurz nach dem Start zwar leichter abzufangen, doch die Geschwindigkeit bei Brennschluss lag trotzdem um fünfzig Prozent höher. Vor allem aber konnten sie dank der erhöhten Brenndauer auf weit größere Entfernungen noch letzte Manöver ausführen. Camp Charon Control verfügte über genügend Werfer, um genügend massive Salven zu feuern, die die Nahbereichsabwehr jedes Schiffes überlasteten.
    Ein Schiff, das außerhalb dieser Gefechtsreichweite stoppte, war Raketenangriffen gegenüber so gut wie immun. Die Verteidiger konnten Glück haben und den ein oder anderen Lasergefechtskopf an den Nahbereichs-Abwehrwaffen der Angreifer vorbeimanövrieren. Doch sobald die Antriebe der Raketen ausbrannten, waren sie keine Lenkwaffen mehr, sondern Geschosse; leichte Ziele für die Lasercluster der Schiffe. Die Raketenwerfer in den Kreisbahnen besaßen außerdem nicht die kräftigen Massetreiber eines Kriegsschiffs und übertrugen eine maximale Endgeschwindigkeit von sechsundsiebzigtausend Kilometer pro Sekunde. Für eine moderne Nahbereichsabwehr-Feuerleitung stellten solch langsame Ziele kein ernsthaftes Problem dar, wenn sie von keinem Impellerkeil mehr geschützt und außerdem zu Ausweichmanövern unfähig waren. Schlimmer noch, die Angreifer waren im Gegensatz zu den orbitalen Werfern beweglich: Sie

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