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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Stabilität besessen , dachte sie ironisch). Auf Beowulf war man über auffallend umfangreiche Beiträge zum Bevölkerungswachstum alles andere als erbaut. Sphinx andererseits war ein noch relativ junger Planet, und seine Bevölkerung zählte weniger als zwei Milliarden. Kinderreiche Familien bildeten dort die Regel, nicht die Ausnahme, und ganz gewiss haftete ihnen kein Stigma an wie auf Beowulf.
    Und dabei wollte ich immer mehr Kinder haben, nicht wahr? Doch, das stimmt! Das gehörte schließlich zu den Gründen, die mich nach Sphinx gelockt haben, als Alfred mir den Antrag machte. Nur … Nur gab es so viel anderes, was ich dringend tun musste, und ich habe nie Eile empfunden. Meine ›biologische Uhr‹ hört noch ein ganzes Jahrhundert lang nicht auf zu ticken!
    Aber wenn sie sich anders entschieden und bereits weitere Kinder bekommen hätten, dann wäre der grausame Schlag, Honor zu verlieren, vielleicht nicht ganz so …
    Sie schnitt diesen Gedanken ab – und das nicht zum ersten Mal. Was hätte geschehen können, änderte nichts an dem, was geschehen war; außerdem wäre es mehr als niederträchtig gewesen, weitere Kinder allein als emotionale Versicherungspolice in die Welt zu setzen – um sich vor einem Gefühlstrauma zu schützen, wenn einer der Nachkommen starb. Und funktioniert hätte es ohnehin nicht.
    Doch jetzt, da Clinkscales diesen Gedankengang wieder aufgebracht und seine Gründe dargelegt hatte, empfand Allison Unbehagen. Zum Teil war dieses Unbehagen sicher auf die tief in ihr verwurzelte, instinktive Ablehnung zurückzuführen, die sie veranlasste, störrisch wie ein Esel die Fersen in den Boden zu stemmen, sobald ihr jemand klarmachen wollte, sie habe etwas Bestimmtes zu tun. Obwohl sie aus reiner Gewohnheit ihre Ziele höher steckte als irgendjemand je von ihr verlangt hätte, brauchte man ihr nur zu sagen, sie ›müsse‹ etwas tun, etwas werde von ihr ›erwartet‹ oder sei ihre ›Pflicht‹, und schon erwachte in ihr unüberwindliche Aufsässigkeit. Allison bezweifelte eigentlich nicht, dass dieser Automatismus aus ihrer Kindheit auf Beowulf stammte. Dort hatte sie in jungen Jahren oft das Gefühl gehabt, die gesamte planetare Bevölkerung setze sie unter Druck, damit sie den allgemeinen Erwartungen gerecht würde. Was natürlich albern war – das wiederum hatte sie schon vor Jahrzehnten begriffen und arbeitete seitdem an diesem reflexartigen Verhaltensmuster, doch existierte es nach wie vor, und im Moment war es sehr rührig.
    Stärker als diese alte Reaktion jedoch wallte in ihr das vage Gefühl auf, dass sie und Alfred in gewisser Weise ihre tote Tochter verrieten, wenn sie sich nun für ein zweites Kind entschieden, weil es Honors Gut erben sollte. Das wäre, als … als wäre Honor nichts weiter als ein Klumpen Plastik gewesen, ausgespien von einer automatisierten Fertigungsstraße, ein Klumpen, der jederzeit durch einen anderen aus der gleichen Anlage ersetzt werden konnte. Es war geradezu lächerlich und aberwitzig, dieses Gefühl, doch die Erkenntnis machte es nicht schwächer.
    Und dazu noch mein Problem mit ererbten Titeln, nicht wahr? , fragte sie sich und schnaubte belustigt, während sie unbewusst noch fester auf den Stift biss.
    Die meisten Fremdweltler waren sehr beeindruckt von Beowulf, denn es hieß, auf dem Planeten führe man die eigenwilligsten Lebensweisen und beweise eine große sexuelle Erfindungsgabe, doch übersahen besagte Fremdweltler stets, wie konformistisch der Planet in Wahrheit war. Allison hatte sich immer wieder gefragt, ob es daran lag, dass die gesellschaftlichen Normen, denen seine Bürger folgten, solch einen liberalen Rahmen schufen, andererseits jedoch spürte jeder gebürtige Beowulfianer nur allzu deutlich den gesellschaftlichen Druck, der ihm gebot, nicht gegen den gesetzten Rahmen zu verstoßen oder die Norm zu hinterfragen. Jeder konnte werden, was er oder sie wollte – solange das Gewünschte sich auf einer Liste wiederfand, die vom sozialen und wirtschaftlichen Konsens des Planeten anerkannt war. Gleichzeitig ergingen sich die Beowulfianer in unglaublicher Selbstgefälligkeit, weil ihre ›Toleranz‹ den ›rückständigeren‹ Planeten angeblich so haushoch überlegen war.
    Doch trotz des großen Wertes, den die Beowulfianer auf Stabilität und Ordnung legten, gab es dort weder eine Erbmonarchie noch Adel. Regiert wurde die Welt von einer Art repräsentativer Oligarchie, an deren Spitze eine Direktion stand. Alle Mitglieder der

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