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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wäre all das nicht schlimm gewesen; aber die Sicht war nicht nur schlecht, sie war hundsmiserabel. Zwar hatte Hades drei helle und große Monde, doch das bedeutete nur im ersten Moment einen Vorteil; in Wirklichkeit vergrößerten sie die Schwierigkeiten. Zwei von ihnen – Tartarus und Niflheim – standen nämlich gleichzeitig am Himmel. Zwei konkurrierende Lichtquellen erzeugten auf dem verflochtenen, unebenen Dschungeldach ein solch verwirrendes Bild aus Helligkeit und Schatten, dass das menschliche Sehvermögen rasch an die Grenze seiner Verarbeitungskapazität gelangte. Zudem würde Camp Inferno keineswegs einen deutlich sichtbaren Orientierungspunkt bieten, wenn es denn endlich in Reichweite kam. Vermutlich war der Dschungel im unmittelbaren Umkreis des Lagers gerodet worden, damit die havenitischen Piloten bei der Lebensmittellieferung ungefährdet laden konnten. Selbst eine große Lichtung versteckte sich in dem sinnverwirrenden Meer aus Baumwipfeln und Schatten mühelos. Mit einem Kunstlicht, dessen Schein man aus größerer Entfernung erkannt hätte, war kaum zu rechnen, denn zu seiner Erzeugung benötigte man elektrischen Strom, über den die Häftlinge in Camp Inferno wohl kaum verfügten.
    Somit brauchten die Shuttles weitaus mehr Zeit, um herumzukreuzen und ihr Ziel zu finden, als irgendjemandem behagte: Zum einen vergrößerte sich dadurch die Gefahr, dass ein Wetter- oder ein unentdeckter Überwachungssatellit sie sichtete, und zum anderen war es auch möglich, dass jemand am Boden sie hörte und sich fragte, was ein SyS-Flugzeug mitten in der Nacht so weit von Camp Charon entfernt zu suchen hatte.
    Das wäre ja kein Problem , dachte Honor, die im Kopilotensitz von Tremaines Shuttle saß und durch die Windschutzscheibe hinausspähte, wenn wir nur wüssten, dass die SyS dort unten keine Informanten besitzt. Und so ungern ich es auch zugebe: Wenn ich bei der Systemsicherheit wäre, dann würde ich ganz bestimmt dafür sorgen, dort unten zumindest einen oder zwo Spione zu haben.
    »Mittlerweile müssten wir eigentlich irgendetwas sehen können, Ma’am«, sagte Tremaine. Die meisten Menschen hätten die Anspannung in seiner Stimme nicht bemerkt, doch Honor hatte ihn schon gekannt, als er als frischgebackener Ensign seinen ersten Einsatz flog. Sie drehte sich ihm zu und lächelte.
    »Geduld, Scotty«, sagte sie. »Nur Geduld. Wir haben ja noch gar nicht gesucht.«
    Er stierte düster auf die Steuerung, seufzte und entspannte seine verkrampften Schultern.
    »Ich weiß, Ma’am«, gab er zu. »Und ich weiß auch, dass alles da unten so gut wie unsichtbar sein wird, aber trotzdem …« Er verstummte und zuckte mit den Achseln.
    Honor lachte leise. »Aber sichten wollen Sie es so schnell wie möglich, damit Sie wieder auf den Boden und in Sicherheit kommen, richtig?«, fragte sie.
    »Nun, jawohl, Ma’am.« Er drehte den Kopf und erwiderte ihr Lächeln. »Ich glaube, ich bin schon immer eher unvorsichtig gewesen, oder?«
    »Nur ein bisschen«, sagte sie.
    »So bin ich eben«, sagte er, »von Natur aus, und –«
    »’tschuldigung, Mr. Tremaine«, unterbrach ihn eine Stimme über das Intercom, »aber ich glaub, ich seh was.«
    »Und was sehen Sie, Chief?«, erkundigte sich Tremaine. »Sie müssen sich wirklich ein wenig Präzision angewöhnen, auch wenn Sie über etwas Meldung machen, das Ihnen minder wichtig erscheint«, fügte er gemessen hinzu.
    »Jawohl, Sir. Tut mir Leid, Sir. Ich werd wohl alt, Sir«, entgegnete Senior Chief Harkness so zerknirscht, dass Honor ihr Auflachen hinter einem Husten verbergen musste. »Soll nicht wieder vorkommen, Sir«, redete Harkness weiter. »Beim nächsten Mal nehmen Sie dann wohl lieber einen jüngeren, tüchtigeren Bordmechaniker mit, Sir. Und dann –«
    »Und dann sagen Sie mir vielleicht einmal, was Sie gesehen haben, bevor ich nach hinten komme und es von Master Chief Ascher aus ihnen herausprügeln lasse, Chief!«, unterbrach ihn Tremaine.
    »Ach was? Jetzt droht er mir!« Harkness schniefte durchs Com, doch gleichzeitig flitzten seine Finger über die Tastatur der Taktischen Station. Auf der Windschutzscheibe erschien das Heads-up-Hologramm einer groben Karte, auf der ein Blinklicht den Punkt markierte, an dem Harkness etwas zu sehen geglaubt hatte. Das Zeichen befand sich bereits backbord achteraus, und Tremaine lenkte den Shuttle in eine weite Kurve.
    »Ist Zwo noch dabei?«, fragte er. Honor beugte sich zur Seite und spähte aus dem dicken Armoplast an ihrer

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