Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
eingeschränkt sind, halte ich deren Argumente für die besseren. Aber «, unvermittelt durchbohrte sie ihre Kollegen mit finsteren Blicken, »wie auch immer unsere Rechtfertigung nun aussehen mag, Beowulf anzugehen, wir müssen dabei so rasch und hart vorgehen wie irgend möglich! Denn auch Nathan hat recht: Die Lage im Rand wird uns schon bald völlig entgleiten, ganz egal, was wir unternehmen. Der Rand ist schlichtweg verloren! Aber wir können es wirklich nicht gebrauchen, wenn dann auch noch die Schale Feuer fängt! Wir müssen das hier so schnell wie möglich in den Griff bekommen!«
»Das ist doch wohl ein Scherz!«, meinte Irene Teague und starrte Daud al-Fanudahi an. Sie saßen gemeinsam auf einer Sitzbank an einem kleinen Tisch. Der warme Sonnenschein hatte sie auf die Restaurantterrasse gelockt, um das Mittagessen einzunehmen. Die Terrasse im zweihundertsten Stock des Admiralitätsgebäudes bot einen spektakulären Ausblick auf den Michigansee, auf seine dunkelblauen Wellen, die bis zum Horizont reichten, und auf die Segel und Motorboote, die wie bunter Glitzer darüber ausgestreut schienen.
Doch keiner der beiden Offiziere war im Augenblick in der rechten Stimmung, den herrlichen Ausblick zu genießen.
»Schön wär’s!« Für Teagues Geschmack klang al-Fanudahi entschieden zu ruhig. Finster blickte sie ihn an.
»Ganz ruhig, Irene«, sagte er und blickte gelassen an ihr vorbei über den See hinweg. »Ich glaube nicht, dass uns jemand hier draußen belauscht. Aber ich würde auch gern darauf verzichten, jemanden auf den Gedanken zu bringen, es könne sich lohnen , uns zu belauschen. Ich denke, du verstehst, was ich meine.«
Noch einen Moment lang blickte Teague ihn schweigend an, dann nickte sie und griff nach ihrer Gabel.
»Also gut«, sagte sie. »Aber ich habe das gerade eben ernst gemeint. Bitte sag mir, dass das nur ein sehr, sehr schlechter Scherz war!«
»Schön wär’s!«, wiederholte er und seufzte. »Bedauerlicherweise wird die offizielle Anforderung aktueller Aufklärungsdaten irgendwann heute Nachmittag eintreffen. Und soweit ich das beurteilen kann, meinen die das absolut ernst.«
»Nach dem, was Filareta passiert ist?« Irene schaufelte sich eine Gabel voll des sicher köstlichen Tunfischsalats in den Mund und kaute. Sie schmeckte nichts, so hatte ihr al-Fanudahi den Appetit verhagelt. »Gut, Rajampet war kein Genie. Aber ich dachte immer, wenigstens Kingsford verfüge über ein funktionsfähiges Hirn!«
»Soweit ich das beurteilen kann, ist das auch so«, erwiderte al-Fanudahi. »Mir macht das auch Bauchschmerzen. Aber wenn man sich anschaut, was für Aufklärungsdaten die angefordert haben, besteht überhaupt kein Zweifel daran, was die vorhaben.«
»Ein Militäreinsatz gegen Beowulf?« Irene schüttelte den Kopf. »Das ist doch die dämlichste Idee seit Unternehmen Heiliger Zorn!«
»Da bin ich mir gar nicht so sicher. Das hängt ganz von den Missionsvorgaben und den zur Verfügung stehenden Ressourcen ab.«
»Missionsvorgaben?« Teague verdrehte die Augen. »Was für Missionsvorgaben könnten denn dafür sorgen, dass unsere Superdreadnoughts auch nur den Hauch einer Chance gegen deren Superdreadnoughts haben, Daud?«
»Da fällt mir tatsächlich aus dem Stegreif nichts ein«, gab al-Fanudahi zu. »Aber die Handelsschiffe, die seit Unternehmen Heiliger Zorn Beowulf passiert haben, berichten einhellig, dass sich die Streitkräfte der Mantys auf beowulfianischem Hoheitsgebiet rings um den Terminus postiert haben, nicht in der Nähe des Planeten.«
»Na und?«, sagte Teague. »Superdreadnoughts sind mobil , schon vergessen?«
»Ja, und die Systemverteidigungskräfte von Beowulf sind auch nicht gerade zu verachten – von den ortsfesten Abwehranlagen im System ganz zu schweigen«, bestätigte al-Fanudahi. »Vermutlich denken unsere Herren und Meister, dass die Mantys vielleicht nur darauf achten, bloß nicht die empfindlichen Gefühle der Solarier zu verletzen, wo doch jetzt gerade die letzten Stimmen des Plebiszits auf Beowulf ausgezählt werden. Vielleicht stecken rein politische Überlegungen dahinter.«
»Politische Überlegungen?«
»Wenn die Mantys andere Systeme dazu ermutigen wollen, sich an Beowulf ein Bespiel zu nehmen – vielleicht um letztendlich die Zersplitterung der ganzen Liga herbeizuführen –, gilt es den Eindruck zu vermeiden, Manticore habe Gewalt angewendet, um auf Beowulf für eine pro-manticoranische Marionettenregierung zu sorgen, klar? Und das
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