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Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)

Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)

Titel: Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both , Kera Jung
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Geschrei, als ihr Blut aus dem Finger entnommen wurde.
    Josh konnte sein Brüllen kaum verhindern, als die Tante – die keine Praktikantin war – ihm satte zwei Stunden später mitteilte, dass Alice an einer bösen Blasenentzündung litt.
    Na ja, wenigstens war jetzt erklärt, weshalb seine Tochter plötzlich wieder einnässte. Er spürte die leise Freude, es doch endlich hinter sich zu haben, erneut aufkeimen. Windeln waren verdammt teuer.
    »Hier!« Sie reichte ihm ein Rezept. »Das ist Antibiotikum. Sie muss es dreimal täglich nehmen, bitte halten Sie sich exakt an die Dosierung.«
    Josh nahm den Zettel und wusste bereits, dass er es nicht abholen würde. Medikamente kosteten nämlich auch verdammt viel Geld. Geld, das er nicht besaß.
    »Gibt es noch etwas anderes, was ich tun kann, damit es ihr besser geht?«, erkundigte er sich so höflich, wie in seiner derzeitigen Stimmung möglich.
    »Strumpfhose und Mütze wären ein Anfang.« Es kam trocken. »Doch sie sollte ohnehin erst einmal im Bett bleiben. Kaufen Sie Preiselbeersaft, der unterstützt den Heilungsprozess. Tee, nur leicht gesüßt ...«
    Josh nickte, Tee war kein Problem. Preiselbeersaft schon, aber der war garantiert nicht so kostspielig, wie Antibiotikum. »Kann ich dann gehen? Mein Sohn kommt früh aus der Schule.«
    »Sohn?« Das kam wie: Oh mein Gott, der ist doch bereits mit dem Mädchen hoffnungslos überfordert! Er ist viel zu jung! Wann hat er die gezeugt? Mit ZWÖLF? Und wo ist die Mutter? Hat sie ihn mit den Kindern sitzen gelassen? Na ja, würde mich nicht wundern, so dämlich, wie der sich aufführt.
    All das kannte er zur Genüge, und Joshs Stimmung näherte sich stetig dem ultimativen Siedepunkt. »Was ist jetzt?«, knurrte er.
    »Die Untersuchung ist beendet«, begann sie langsam. Er nickte knapp und machte sich daran, Alice anzuziehen.
    »Ich möchte Ihre Kleine morgen früh wiedersehen.«
    Entgeistert sah er auf. »WAS?«
    Sie blieb unbeeindruckt. »Mr. Carter! Ihre Tochter ist recht klein – falls Ihnen das entgangen sein sollte. Die Entzündung ist sehr aggressiv. Ich muss sehen, wie es ihr geht und ob die Medikamente anschlagen.«
    Josh zerrte jetzt schneller, und als er fertig war, nahm er Alice auf den Arm, wobei er seine Tochter wie ein Schutzschild vor sich hielt.
    »Tut mir leid, den Termin werde ich nicht wahrnehmen können. Ich sollte Sie vielleicht darauf hinweisen, dass sich die Zahlung der Rechnung für diese Untersuchung etwas verzögern wird. Sorry, ich wusste nicht, dass Doktor Baxter nicht mehr praktiziert, sonst wäre ich gar nicht erst gekommen. Es tut mir sehr leid«, wiederholte er, als sie noch immer nichts sagte und ihm die Unmöglichkeit der Situation an sich und seiner Aussage im Besonderen bewusst wurde.
    Josh warf einen hastigen Blick zur Tür. Ein knapper Meter. Im Zweifelsfalle, wenn er schnell und rücksichtslos war, würde es genügen.
    »Vielen Dank. Für alles. Frohe Weihnachten!«
    Und damit stürzte er aus dem Raum, bevor sie noch etwas sagen konnte.
    * * *
    B isher war Josh nicht bewusst gewesen, dass die Treppen in diesem Gemäuer so verdammt endlos ausfielen. Während sie hinunter hasteten, rechnete er ständig damit, dass von oben eine keifende Stimme ertönte:
    »HALTET IHN, ER IST EIN BEHANDLUNGSERSCHLEICHER!«
    Gefühlte Stunden später traten sie aus dem Gebäude. Trotz der Kälte ziemlich verschwitzt. Angstschweiß urteilte er lakonisch und atmete auf, als ihm die eisige Luft entgegen schlug. Das hatte er gerade noch einmal überlebt. Josh wollte jetzt nicht über all die Schwierigkeiten nachdenken, die mit Alice Erkrankung einhergingen und sich stattdessen erst mal in dem befreienden Gefühl wälzen, wenigstens diese mies aufgelegte Ärztin überstanden zu haben.
    Fragend musterte er Alice. »Preiselbeersaft?«
    Sie antwortete nicht, sondern legte ihre Arme um seinen Hals und den Kopf auf seine Schulter.
    Das konnte man als Zustimmung werten.
    Auf dem Weg zum Supermarkt passierten sie einen Obdachlosen, der auf einer dünnen Decke an der Hauswand saß. Wie immer in solchen Momenten blieb Josh stehen und ließ einen Dollar in die zerbeulte Dose fallen.
    Überrascht sah der recht betagte Mann auf. »Danke, Sir!«
    »Das ‚Sir‘ lassen Sie mal«, lächelte Josh. »Frohe Weihnachten, Mister!«
    Der Alte verzog den Mund zu einem zahnlosen, dankbaren Lächeln und Josh ging nach einem Nicken weiter.
    Es gab Dinge, die musste man tun, egal, wie pleite man war.
    Nächstenliebe gehörte

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