Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
dauert nicht lange.«
„Ich hoffe, du sprichst von einer verfluchten Erotikmesse!“, rief ich und sie schlang ihre kleinen Arme um meine Hüften und drückte ihr Gesicht an meine Brust.
»Sicher nicht.« Von unten herab strahlte sie mich an und verdammt … ich wollte ja stark und männlich sein und ihr sagen, wer hier die beschissenen Pantoffeln anhatte. Aber diesem bittenden Lächeln hatte ich einfach nichts entgegenzusetzen.
»Ich hoffe, dass ich für diese Folter in meinen persönlichen Blow-Job-Girl-Himmel komme«, bemerkte ich mit tiefer Stimme und strich ihr mit dem Daumen über die Unterlippe. Sie küsste meine Fingerspitze.
»Darauf kannst du wetten!«
Damit machte sie mich schon jetzt fix und fertig.
Ich war nicht gerade erfreut, sobald wir vor der Kirche ankamen und aus dem Taxi stiegen.
Es war matschig, es war kalt, ich befand mich im mentalen Nörgelmodus. Verdrossen zog ich die Kapuze meines Pullovers über den Kopf und wir machten uns schnell auf den Weg in das Innere des prunkvoll geschmückten Gotteshauses. Es stank nach Weihrauch und mein Schädel dröhnte von den Klängen der Orgel, die von dem uralten Gemäuer widerhallten. Manche warfen uns schiefe Blicke zu. Das hätte sowohl an meiner löchrigen, ausgewaschenen Jeans, dem schwarzen Kapuzenpulli, meinen Händen in den Hosentaschen, den offenen Bikerboots, den Lederarmbändern, meiner verrückten halb rasierten Punkfrisur, den vielen Gürteln als auch meinen unzähligen Tätowierungen liegen können. Wer weiß das schon? Ich gab keinen feuchten Furz darauf. Gleichfalls nicht auf den Pfarrer, der eine Augenbraue hochzog, wie der verfluchte Mister Spock, sobald er mich erblickte. Als seine Heiligkeit mich von oben bis unten musterte, konnte ich es mir nicht verkneifen und machte die Pommesgabel inklusive rausgestreckter Zunge. Ich hatte hier schließlich einen Ruf als Rüpelrocker zu verlieren.
Meine Frau war so schlau, uns in die letzte Reihe zu verfrachten und dann andächtig dem Pfaffen zu lauschen. Ich schob mich auf der Bank herab und hielt Arme und Beine schön ausgebreitet. Vielleicht durfte ich ja wenigstens ein wenig pennen. Aber nicht mal das wurde mir gegönnt. Denn kaum begann ich, nur ein winziges Bisschen zu schnarchen, bohrte sich ein spitzer Ellbogen in meine Seite und ich schoss wieder nach oben.
Etwas Amüsantes gab es an diesem Abend allerdings: die Weihnachtsgeschichte …
Ich formulierte sie um, während so kleine Rotzgören vorne ihr Krippenspiel veranstalteten. Und daher machte ich aus Caspar, Melchior und Balthasar schnell mal drei schwarze Rapper, die Hasch, Gras und Pilze brachten. Woraufhin alle einen total abgefahrenen spirituellen Film schoben, irgendwelche Sterne sahen und lange Wanderungen unternahmen. Obwohl sich der Stall nur eine Haustür weiter befand. Außerdem waren die Tiere ausschließlich Schildkröten. Und bei mir endete die Weihnachtsgeschichte in einem Massengangbang …
Hannah war verflucht sauer auf mich, weil ich ihr die gesamte Show versaute, indem ich ihr meine Version ins Ohr flüsterte. Nicht einmal ihr spitzer Absatz auf meinen Zehen oder ihre Hand vor meinem Mund konnte mich davon abhalten, meine persönliche, besinnliche Weihnachtsgeschichte zum Besten zu geben. Aber den Bogen überspannte ich letztendlich fast, weil ich mich jedes Mal halb tot schnüffelte, wenn der Messdiener mit dem Weihrauschschwenker vorbeikam. Sie musste mich immer mit Gewalt zurück auf meinen harten Holzstuhl zerren.
Am Schluss ließen sie auch noch so einen Beutel herumgehen, den ich skeptisch betrachtete, als ihn mir die ältere Dame unter die Nase hielt. Sie hatte wohl gemerkt, dass ich die ganze Zeit auf meinem ausgekauten Kaugummi rumkaute. Also war ich ausnahmsweise mal brav und wollte ihn reinspucken. Doch Prüdella zog mich so fest zurück, dass ich ihn vor Schreck verschluckte. Daraufhin wurde ich eisenhart gepackt und aus der Kirche geschleift.
Na Halleluja!
Ich hatte keine Ahnung, was ich denn jetzt schon wieder verbrochen haben sollte. Trotzdem musste ich meine Frau die ganze Zeit umgarnen, mich entschuldigen und zu Kreuze kriechen, damit sie nicht mehr stinksauer auf mich war. Aber kaum daheim angelangt war es erneut an mir, wütend zu werden. Ich hatte zwischenzeitlich nämlich total verdrängt, was auf mich wartete …
Im Türdurchgang zum Wohnzimmer erstarrte ich zum ersten Mal. (Hannah barg inzwischen die toten Plätzchen im Flur.)
Es war … wie soll ich sagen … verfickt noch mal
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