Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
absolut prüdellig geschmückt. Ein riesiger Tannenbaum, der jenen frischen Waldgeruch verströmte, den man als Duftbaum in jedem verfluchten Supermarkt kaufen kann, dominierte den gesamten Raum. Es roch außerdem nach Zimt, Nelken und Vanille, oder auch nach einer guten Tüte Gras und irgendeiner Brühe, die auf dem Herd köchelte. Meine Fensterscheiben waren mit Kunstschnee angesprüht und mit Windows Color Bildchen beklebt. Überall standen Kränzchen herum und blinkende winzige Lichtlein hatten sich in jeder Ecke eingenistet. War das etwa ein verschissenes leuchtendes Rentier neben dem Sofa?
Sie hatte nicht mal Dom Dom und Sub Sub verschont, denn deren Haus sah aus, wie ein Las Vegas in Miniaturgröße für spielsüchtige Schildkröten!
Ich befand mich in der Hölle! In einer bunt blinkenden, unrockigen Weihnachtshölle.
»Wieso hasst du mich so sehr?«, fragte ich meine Frau jammernd, die freudestrahlend den Wohnraum betrat, um zum Herd zu gehen und dort weitere Krümeldinger aus dem Ofen zu bergen.
»Ich weiß gar nicht, warum du dich gegen das Ganze so sträubst«, meinte sie, während sie die Plätzchen auf einem Tablett anrichtete. »Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Familie, eine Zeit der Besinnung …«
»Und des Einkaufens … des Kommerzes … des Friede, Freude, Eierkuchens. Alle rennen mit nem Dauergrinsen durch die Gegend und schlagen sich die Bäuche voll. Und in Afrika besitzen die nicht mal nen verfluchten Knochen zum daran nuckeln. Soviel zur Nächstenliebe!«, fuhr ich mit ebenso verträumter Stimme fort. „Ich habe dieses Fest noch nie gefeiert, Hannah. Weil ich es für dämlich betrachte, nur an diesen paar Tagen im Jahr zu schätzen, was man hat und mit seiner Familie zusammen zu sein. Meine Mutter belagert uns doch sowieso ständig und Geschenke kann ich dir zu jeder verdammten Jahreszeit machen. Außerdem verzichte ich auch auf die Leute, die sich ganze 12 Monate über nicht melden und zu Weihnachten plötzlich wieder meine besten Freunde sind!«
Mit einem Schulterzucken ließ ich mich schwer in meinen Lieblingsdrehsessel neben der Couch und dem verflucht flimmernden Baum plumpsen und hoffte, dass ich keinen epileptischen Anfall bekam. Meine Finger juckten nach meiner Gitarre, aber die stand noch angelehnt im Flur.
Hannah stellte die Plätzchen an die dafür vorgesehene Stelle auf dem festlich geschmückten Couchtisch. Das sah alles so aufeinander abgestimmt aus. Sicherlich hatte sie es peinlich genau mit dem Lineal ausgemessen. Zuzutrauen wäre es ihr. Und als Nächstes begab sie sich zwischen meine gespreizten Beine. Stehend. Mit vor ihrem Bauch verschränkten Händen und absolut in Prüdellapose blickte sie auf mich herab.
»Sollte es mir gelingen, dass dir dieses Weihnachtsfest gefällt, wirst du dich dann zukünftig nicht mehr aufführen, wie ein wütender Troll, wenn ich es begehen will?«
Mit hochgezogener Augenbraue und voller Misstrauen musterte ich sie. Allerdings breitete sich auch freudige Spannung langsam, aber eindeutig fühlbar, in mir aus. Sie hatte was vor. Ich wusste nur noch nicht, ob ich es lieben oder hassen würde. Ein schmales Lächeln war auf ihrem Gesicht erschienen, als könne sie meine Gedanken lesen.
»Du wünschst dir ja unbedingt Kinder mit mir, nicht wahr?«
Ich nickte wie ein Idiot, während sie sich mit Denkerpose behutsam in Bewegung setzte und um den Sessel herummarschierte. » Wenn wir Babys bekommen, müssen wir uns an die Traditionen halten, die mir am Herzen liegen. Doch ich will dich nicht jedes Mal dazu zwingen … und dann so eine stinkige Kartoffel hier sitzen haben. Deswegen …« Jetzt war sie direkt hinter mir. Ich wollte den Kopf verrenken, um sie weiterhin zu sehen. Aber sie packte meinen Schädel und drehte ihn mit einer Hand ruckartig zurück, sodass ich nur geradeaus blicken konnte. Als Nächstes beugte sie sich vor, und absolut unvorbereitet traf mich ihr süßer Duft. »Ich habe mir etwas überlegt, um dir Weihnachten auf deine Art näherzubringen und dir gleichzeitig ein Geschenk zu bereiten, indem ich eine deiner nicht gerade jugendfreien Fantasien erfülle. Hört sich das gut für dich an?«
OH SHIT! Ich fühlte, wie ihr Atem meinen schutzlosen Nacken streifte. Ihre heiße Zunge kam hervorgeschlängelt und strich meine Ohrmuschel entlang, sodass ich ein unmännliches Stöhnen unterdrücken musste.
Ich hatte eine Ahnung, wohin das hier führte und mir gefiel diese Richtung zu gut. Daher nickte ich fieberhaft und
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