Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
ließen.) Und heute war wohl die Heilig-Abend-Wir-Sind-Doch-Alle-Freunde-Auch-Wenn-Du-Ein-Verdammter-Versager-Bist Version am Start.
Er musste sie loswerden, und zwar so schnell wie möglich. BEVOR David gleichfalls auf ihrem Schoß saß. Wenn der in dem Tempo weiter daran arbeitete, würde das nicht mehr lange dauern. Aber es war immer noch Weihnachten. Und allein das Datum verlangte ein wenig Gastfreundschaft. Josh konnte das nicht ignorieren.
Er räusperte sich erneut. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Doktor Fresh?«
Ihn traf ein Blick aus glänzenden Augen. »Bethy. Einen Tee?«
* * *
S ie hatte heute etwas an sich, was Josh bisher bei ihr nicht erlebt hatte. Denn diese Frau konnte tatsächlich ungezwungen und ‚normal‘ sein.
Und er kam dahinter, dass sie nicht zwangsläufig zickig wurde. Es ging auch ganz ohne. Selbst der übliche Spott blieb aus, keine Ironie, kein Sarkasmus, nicht einmal eine erhobene Augenbraue fing er sich an diesem Abend von ihr ein. In diesem hellen Pullover, auf dem sich das dunkle Haar extrem absetzte, sah sie umwerfend aus. Aber das war ja nichts Neues.
Ihre sanfte Stimme wurde von den eifrigen und erwartungsfrohen der Kinder untermalt.
Nach einer Stunde war es so, als wäre ihre Anwesenheit ein Akt totaler Normalität und Josh gelang es zum ersten Mal, unbefangen ihren Namen auszusprechen.
Sie hatten Tee getrunken und ein paar Kekse geknabbert, selbstverständlich im Schein der Kerze auf dem Tisch. Er wehrte sich gegen die neuste Gefahr, welche die anheimelnde Atmosphäre in sich barg, und wusste auch ganz genau, warum. Josh vergaß es für keine Sekunde.
Doch neben der Zicke schlummerten in ihr scheinbar jede Menge unbekannter Hexenkräfte. Denn je länger der Duft ihres dezenten Parfums die zunächst eher zaghafte Liaison mit dem vorherrschenden einging, desto weniger fühlte Josh sich von ihr genötigt.
Vielleicht lag es darüber hinaus tatsächlich daran, dass Weihnachten war und selbst bei ihm dieses besondere Gefühl Einzug gehalten hatte – ohne, dass es ihm auffiel und ein Grund dafür vorgelegen hätte.
Er wusste es nicht.
Längst hatte sie Alice untersucht und der bescheinigt, dass es ihr wieder relativ gut ging. Doch die Frau machte keine Anstalten, zu gehen und Josh brachte nicht den Mut auf, sie freundlich hinauszukomplimentieren. Damit würde er sich den geballten Zorn der Kinder zuziehen. Und im Licht der Tatsache, dass er denen am nächsten Morgen OHNE Weihnachtsbaum und GESCHENKE gegenübertreten musste, wäre das taktisch unklug und äußerst dämlich gewesen.
In seiner neuerdings vorherrschenden Versagermanie hatte er es natürlich sogar unterlassen, ein paar lumpige Schokoladenweihnachtsmänner zu kaufen.
Die Cents hätte er gehabt (zur Not, indem er sich aus Davids Sparschwein etwas ‚borgte‘). Er hatte nicht einmal daran gedacht!
Sie half ihm, die Kinder für die Nacht fertigzumachen und danach saß sie im Wohnzimmer, ihre Teetasse in der Hand und schwieg. Nur ab und an musterte sie ihn aus den dunklen Augen und Josh wurde zunehmend unbehaglich. JETZT würde sie doch aber gehen, oder?
Das tat sie nicht, dennoch wirkte sie keineswegs so selbstsicher, wie man es von verdammten Eindringlingen gewohnt war, die sich ohne Vorwarnung einnisteten. Da war nur immer wieder dieser fragende, manchmal abwartende Blick, der ihn mehr und mehr aus der Fassung brachte. Schließlich schaltete er aus lauter Verzweiflung den Fernseher ein und strandete – wie sollte es anders sein? - bei:
Ist das Leben nicht schön?
Die Folter ging in die nächste Runde.
Seitdem die Kinder in ihren Betten lagen, hatte keiner von ihnen ein Wort verloren. Und dabei blieb es auch.
Irgendwann floh er in die Küche, weil das Schweigen zunehmend belastend wurde. Sie saß auf der Couch, total ruhig und relaxt, beinahe hatte es den Anschein, sie würde sich wohlfühlen, als hätte sie nichts Besseres zu tun. Dabei hatte sie das! Davon war er überzeugt. Ziellos hantierte er ein wenig hin und her, wusch ein paar Teller ab, obwohl das sonst der Geschirrspüler erledigte und lauschte auf Geräusche aus dem Nebenraum. Abgesehen vom Fernseher war nichts zu hören.
Als er sich endlich wieder hinüberwagte, war sie tatsächlich eingeschlummert. Er hatte darauf spekuliert, schon, um die Dinge ausgewogen zu halten. Schließlich hatte sie einen bei ihm gut.
Und jetzt stand er vor ihr, betrachtete das schlafende Gesicht und schimpfte sich einen verdammten Narren. Die Kleinen
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