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Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)

Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)

Titel: Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
Autoren: Don Both , Kera Jung
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eine Windel angelegt, geschweige denn, wie ein achtzehn Monate altes Kind versorgt wurde. Nicht, dass es bei einem Sechsjährigen bedeutend besser aussah. Aber der SAGTE wenigstens, was er brauchte. Alice konnte das nicht.
    Der junge Vater war ganz allein, niemand fand sich ein, um zu helfen. Wirklich interessant, wie schnell sich die sogenannten Freunde vereinzelten, sobald man in der Scheiße saß.
    Er ging nicht – natürlich nicht, es waren Alice und David. Doch Josh glaubte damals, dass er ALLES überstehen würde, als er die beiden lebend durch diese ersten und gefährlichsten Wochen gebracht hatte. Nun, sie würden ihm garantiert keine Vorwürfe machen – oh nein, er hatte gute Kinder! Auch wenn sein Sohn ein gottverdammter Klugscheißer war. Aber ihre Blicke würden traurig sein. Und das konnte Josh nicht ertragen. Nicht an Weihnachten.
    Er hätte mit ihnen sprechen sollen, doch das brachte er es nicht übers Herz. Wann immer er den Versuch unternahm und ansetzte, war er mit akuter Stummheit geschlagen, unfähig, einen Ton zustande zu bringen.
    Zum ersten Mal, seitdem er mit den beiden Kleinen allein war, hoffte er ganz ehrlich und dringend auf ein Wunder. Vielleicht würde die Rettung einfach an der Tür klopfen. Hey! Diese Typen von der Lotterie kamen doch ins Haus und überbrachten dem Hauptgewinner persönlich die frohe Botschaft!
    Kaum gedacht ging ihm auf, dass er überhaupt nicht an irgendeiner verdammten Tombola teilgenommen hatte und seufzte. Lottomilliardär fiel damit also schon mal aus.
    * * *
    E s gelang ihm sogar, eine relativ unbeteiligte Miene an den Tag zu legen, während er mit wachsender Verzweiflung auf das Wunder wartete.
    Am Freitagvormittag – noch drei Tage bis Eintreffen der Katastrophe – ging er zu dem Vorstellungsgespräch.
    Es handelte sich um eine ähnlich miese Agentur, wie die, aus der er soeben gefeuert worden war. Allerdings existierten zwei Vorteile:
    Der Inhaber beschäftigte bisher beinahe ausschließlich Frauen, daher waren ihnen die Problematiken, die kleine Kinder mit sich brachten, nicht unbekannt. Und zweitens war der Arbeitsweg bedeutend kürzer.
    Damit hatte es sich aber auch schon.
    Josh war nicht einmal glücklich, als er mit einem druckfrischen Arbeitsvertrag nur eine Dreiviertelstunde später aus dem Gebäude trat.
    Arbeitsbeginn: der zweite Januar.
    Beim Lunch versagte er erneut, denn Josh brachte wieder keinen Ton heraus. Wenigstens beschäftigte er sich und die Kinder während des kommenden Wochenendes mit dem Putzen der Wohnung. Er kam dahinter, dass man miese Gedanken wegWISCHEN konnte, wenn man nur energisch genug scheuerte.
    Mit den eher raren Vorräten zauberte er ihnen sogar ein halbwegs ordentliches Essen und aus den Tiefen des Frosters barg er irgendwelches uraltes Hähnchenfleisch.
    Das stellte dann wohl die Grundlage des Festtagesbratens dar. Natürlich würde er vorkosten, bevor er es den Kindern anbot und David vorsorglich noch einmal mit dem Umgang von 911 vertraut machen. Doch zunächst WIRKTE das Zeug fraglos genießbar.
    Am Sonntagabend blitzte das Appartement. Josh registrierte es durchaus mit gewisser Befriedigung. Jedenfalls, bis ihm wieder einfiel, dass er NICHT MAL GESCHENKE BESASS!
    Sie hatten wirklich viel geschafft. Auch die Kleinen waren stolz, denn jeder hatte seinen Teil beigetragen, selbst Alice. Zufrieden saßen sie auf der Couch und sahen fern. Und Josh gelang es sogar, für ein paar Minuten, die quälenden Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen.
    Bis das Telefon total unvermutet surrte. Ehrlich, warum war noch nie jemand auf die Idee gekommen, dafür eine Art Warnmelder zu entwickeln?
    Entsetzt starrte Josh den Apparat an. Das schrille Summen machte sich in seinen Ohren wie das mieseste Gelächter aus:
    HAHA! Hast du es vergessen? WIR NICHT! Egal, wer es ist, DIESER Anruf wird alles noch einmal tausendmal grauenvoller machen.
    Obwohl Josh ehrlich nicht wusste, wie das gehen sollte. Nur die Idee, dass es ja auch das erhoffte Wunder sein konnte und die auffordernden Blicke seiner Kinder befähigten ihn, irgendwie die Fassade zu wahren und sich äußerst behutsam zu melden.
    Und als er ihre Stimme vernahm, war er zunächst sprachlos.
    »Mr. Carter! Warum sind Sie mit Alice nicht zur Untersuchung erschienen?«
    Josh schloss die Augen und wischte sich mit einer zitternden Hand über die Stirn. Warum? Er wusste es nicht mehr, aber es hatte bestimmt einen guten Grund gegeben. »Sorry, vergessen«, wisperte er.
    »Vergessen ...«
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