Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
etwas in der Art dachte er sich bereits. Ihm ging auf, dass es recht unhöflich war, nicht zu antworten und auch er räusperte sich. »Sie hatten heute Sprechstunde?«
»Nur bis Mittag. Dann folgten noch etliche Hausbesuche.«
»Ahhh ...« Mehr fiel ihm dazu nicht ein.
Wieder legte sich dieses unangenehme Schweigen über sie und diesmal tat es Josh leid. Er wollte ihr sagen, dass ihre Bemühungen sehr nett waren, er aber befürworten würde, wenn sie jetzt endlich ging. Zu ihrer Familie, ihrem Freund, wen immer sie hatte, der daheim sehnsüchtig auf ihr Eintreffen wartete. Doch nicht einmal das brachte er fertig. Vielleicht lag es am Datum, dass er sich so freiwillig ans Schafott lieferte. Er hatte nicht die geringste Ahnung. Momentan verstand er sich selbst nicht mehr.
»Es ist nicht einfach, oder?«
Überrascht sah er sie an. Kurz darauf verschloss sich jedoch seine Miene. »Das ist es wohl nirgendwo.«
Das wenige, was er von ihrem Gesicht ausmachen konnte, wirkte ernst. »Ihre Frau – die Mutter der Kinder ... ist sie ...«
»Du ...« Er sagte es, ohne länger darüber nachzudenken. »Ich bin Josh.«
Sie grinste. »Ich weiß.«
Dann wandte sie den Blick ab und Josh registrierte dankbar, dass sie nicht nachhakte.
Sie war anständig genug, ihm die Entscheidung zu überlassen. Vielleicht war das der Grund, aus dem er plötzlich sprechen konnte. Denn natürlich wollte sie erfahren, weshalb ein Mann wie er mit zwei Kindern allein war.
»Meine Frau. Wir waren verheiratet. Es war ein Truck ...« Er klang etwas belegt, doch ansonsten war es in Ordnung, schätzte er. »Maria ging morgens aus dem Haus und kehrte nie zurück.«
Sie antwortete nicht.
»Es war meine Schuld.« Josh hatte den Blick auf eine imaginäre Stelle am anderen Ende der Straße gerichtet, die im Dunkeln lag. »Wir hatten Streit – wie so häufig - und sie verließ die Wohnung, ohne sich zu verabschieden. Ich war ... froh!« Sein Lachen klang sogar verdammt bitter. »Ich war so unvorstellbar froh, dass sie fort war«, wisperte er. »Am Vorabend war eine große Aufführung, ich war müde, wollte schlafen, einmal nicht diskutieren. Und dann standen mit einem Mal die Cops vor der Tür. Sie meinten, es täte ihnen leid.« Er nickte. »Yeah. Mir auch ... Sie ist einfach vor den Laster gelaufen, hatte ihn nicht gesehen.«
Noch immer sagte sie nichts. Doch Josh war plötzlich in Erzählerlaune. Er hatte nie zuvor mit irgendwem darüber gesprochen und er war dankbar für die Dunkelheit, denn er wusste nicht, wie seine Miene derzeit aussah. Erzählen UND die Fassade wahren, war wohl nicht möglich.
»Sie war ein guter Mensch, liebte unsere Kinder abgöttisch, kümmerte sich aufopferungsvoll um sie. Es war nur, dass ... WIR passten nicht zusammen, verstehst du?«
Bethy nickte. »So etwas passiert.«
Er schluckte und fühlte plötzlich Erleichterung. »Ja«, wisperte er. »Wir wussten es nicht. Als wir uns kennenlernten, waren wir sechzehn. Sie kam neu an die Highschool und es war ... DAS! Keine Woche darauf waren wir ein Paar. Kaum volljährig wollten wir heiraten. Meine Eltern waren dagegen ... okay, ALLE waren das.« Wieder lachte er auf. »Wir wollten die Einwände nicht hören. Mein Vater prophezeite meinen baldigen Untergang und er behielt NICHT recht. Jedenfalls nicht so, wie er es damals unterstellte ...« Josh hatte die Stirn gerunzelt. »Wir setzten uns durch und neun Monate später wurde David geboren. Yeah, DIESE Regel hielten wir ein ...«
Er verstummte, sein Blick war nach wie vor in die Dunkelheit gerichtet, doch er wusste nicht, was er noch sagen sollte. Alles Weitere lief dann nämlich nicht mehr ganz nach den Regeln.
»Hast du Kontakt zu deinen Eltern?«
Josh lachte auf. »NEIN!« Heftig schüttelte er den Kopf. »Kein Bedarf. Und das kannst du getrost auf beide Seiten beziehen.«
Endlich sah sie ihn an. »Sie kennen ihre Enkel nicht?«
Er zog es vor, darauf nicht zu antworten. Josh neigte nicht zum Elefantengedächtnis, doch ihm war der letzte Satz seines Vaters an ihn so lebendig in Erinnerung geblieben, als hätte er ihn erst gestern geknurrt.
»Wenn du sie heiratest, dann brauchst du dich nicht mehr bei uns blicken lassen! NIE WIEDER!«
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Und er HATTE alles erreicht, was er sich vornahm. Sein Studium war erfolgreich beendet, sie waren Eltern von zwei süßen Kindern.
Boshaft war Josh auch nicht, doch sobald ihm die Worte seines Vaters ins Gedächtnis kamen, was in letzter Zeit
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