Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
Wartezeit zog sich ewig hin, weil sich sämtliche Personen vor ihm NICHT auf ein Geschenk pro Kind beschränkten. Josh vermutete, mit dem Geld, das hier innerhalb einer Stunde umgesetzt wurde, hätte er mit seiner Familie drei Monate sorgenfrei leben und noch ganz nebenbei einen Karibikurlaub einlegen können. Nachdem er gewisse Rechnungen bei gewissen Ärztinnen bezahlt hatte, natürlich.
Und als er endlich an der Reihe war, brach eine der grauenhaftesten Situationen seines bisherigen Lebens über ihn herein. Aus heiterem Himmel. Nur die Nachricht von Marias Tod war grausamer gewesen und kam ebenso unvorbereitet.
Seine Brieftasche war fort.
Er suchte einmal, ein zweites Mal, filzte sämtliche Taschen, die in seiner Kleidung existierten und das waren eine ganze Menge. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren und er fühlte die Blicke der übrigen Anwesenden auf sich liegen. Schwerer als einhundert Christbäume. Doch die waren nebensächlich, ALLES war plötzlich total bedeutungslos geworden.
Die kleine, braune, recht verschlissene Geldbörse, die Maria ihm zu seinem zwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte, war nämlich verschwunden und er damit endgültig am Ende.
* * *
I rgendwann, als er einsah, dass er verloren hatte, schüttelte er den Kopf und ging, ohne sich noch einmal umzusehen.
Er hörte weder das Gebrüll der Verkäuferin noch das Geraune der Leute. Josh sah nicht, wo er lief, wusste nichts mehr von dem Gedränge, das ihn umgab, bis er endlich unter freiem Himmel stand. Es nützte nicht sehr viel. Der klärende Effekt, der sonst immer einsetzte, blieb diesmal aus.
Kopflos stürzte er nach Hause, ohne Gedanken oder den MUT, auch nur einen zu bewegen. Dann saß er mit hängendem Kopf in der Küche und starrte auf seine Hände.
Die Finger eines Pianisten, die zwischenzeitlich im Dreck gewühlt hatten. Er war nicht dazu geschaffen, sich allein mit seinen beiden Kindern durch die raue See des Lebens zu manövrieren. Offensichtlich war er ja sogar zu dämlich, sein sauer verdientes Geld vor irgendwelchen Taschendieben zu schützen, benahm sich schlimmer als jeder verdammte TOURIST und das, wo er in dieser VERSAUTEN STADT GEBOREN WORDEN WAR!
Josh überlegte ehrlich, ob er heulen sollte. Viel fehlte nicht, die Augen brannten bereits. Doch wenn man so wie er sechsundzwanzig Jahre und Vater von zwei Kindern, zuzüglich Witwer war, dann heulte es sich nicht mehr so leicht. Es gab Dinge, die ließen sich nicht einmal vor sich selbst verteidigen. Auch nicht, wenn niemand sonst anwesend war, der angewidert das Gesicht verziehen konnte.
Und so flossen keine Tränen, Josh fixierte nur angestrengt den Küchentisch und versuchte, nicht zu denken. Nun, irgendwann kamen die Gedanken, ob er wollte oder nicht und es gelang ihm, sich zu seinem Laptop zu schleppen. Nicht, weil er beschlossen hatte, in seinem Frust ein wenig im Internet zu surfen und dort nach Antworten zu suchen, die es nicht gab. Sondern um sich abzulenken.
Josh checkte den Mailordner. Er war nur mäßig überrascht, als er sah, dass einige der Agenturen sich gemeldet und durchaus wohlwollend auf seine Bewerbung reagiert hatten. Bei einer sollte er sich sogar bereits am kommenden Tag zum Vorstellungsgespräch einfinden.
Der fahle Hoffnungsschimmer, der aufkeimte (verbunden mit einem wild schlagenden Herzen und schwitzigen Fingern), wich kurz darauf der üblichen Ernüchterung. Selbst wenn man ihn nahm, würde das an der derzeitigen Situation nichts ändern!
Rein gar nichts.
Außerdem war die Aussicht, wohl tatsächlich als mieser Vertreter zu enden, auch nicht sonderlich berauschend. Es machte sich wie das Sahnehäubchen auf der beschissenen Gesamtlage aus. Ziemlich bitter, wenn man bedachte, dass er seinen Eltern vor nicht allzu vielen Jahren geschworen hatte, sie würden sich noch einmal SEHR wundern! Bitterer jedoch, dass ihm selbst diese niederschmetternde Berufswahl JETZT nichts half.
Josh war kein feiger Mensch.
Doch die Vorstellung, seinen Kindern ohne irgendein Geschenk gegenüberzutreten, belebte seinen Wunsch wieder, einfach abzuhauen. Er kannte ihn nämlich bereits.
Schon als Maria noch lebte, suchte er ihn einige Male heim. Und als Josh nach der größten Katastrophe, die seine Familie bisher heimgesucht hatte, irgendwann einsah, dass er mit zwei Kindern allein dastand (eines davon ein BABY!), war der Fluchtinstinkt sogar überwältigend stark. In diesen düsteren Tagen hätte er geschworen, es nie zu schaffen. Kaum, dass er wusste, wie
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