Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen
informieren über den Inhalt der schmucklosen
Kastenbauten. Man muss sich schon sehr viel Mühe geben, um dieser Stadt etwas
Schönes abzugewinnen. Mit einem Besuch in Beverly Hills oder einem Bummel über
den Hollywood Boulevard ist es längst nicht getan. Auch eine Stadtrundfahrt im
klimatisierten Reisebus löst keinen Freudentaumel aus. Die Stadt überwältigt
einfach in ihrem Ausmaß und öffnet ihr Herz nur denen, die sich willig und
geduldig zeigen. Somit sind die meisten Touristen zunächst einmal bitter
enttäuscht, wenn sie am Abend erschöpft und abgasverseucht in ihren Hotelbetten
liegen.
„Ich versteh’
das nicht. Im Fernsehen sieht alles immer so glamourös aus“, ist der Standardkommentar
vieler Gäste.
Es will Ihnen
nicht in den Kopf, dass die Mystik, die das Wort Hollywood umgibt, eine von den
Medien kreierte Illusion ist. Da werden nicht nur die Damen geliftet und
geschminkt, sondern auch die eine oder andere Straßenecke, wenn es wieder mal
gilt, den roten Teppich auszurollen und eine Filmpremiere zu feiern. Die
Kameras konzentrieren sich dann lediglich auf eine Handvoll Stars, die gekonnt
aus Limousinen gleiten und lässig ihren millionenschweren Diamantschmuck ins
Scheinwerferlicht halten. In der Regel sind die Klunker nur Leihgaben eines
Juweliers. Allerdings wird diese Tatsache gern dezent unter den roten Teppich
gekehrt. Ebenso unter den Teppich kehrt man die Gegebenheit, dass ein paar
Meter weiter ein halbes Dutzend Obdachlose samt rostigen Einkaufswagen auf die
Freigabe des Gehsteigs warten. Los Angeles ist eine Stadt der Kontraste. Eine
Stadt, die sich konstant verändert und die stets neue Überraschungen bereit
hält. Selbst nach zwanzig Jahren finde ich immer wieder fremde und interessante
Ecken, die ich noch nicht erkundet habe. Oft muss man sich nur wenige Meter
abseits der ausgetretenen Touristenpfade bewegen, um aufs Angenehmste erstaunt
zu werden. Der berühmte Stadtteil Venice Beach ist beispielsweise so ein Fall.
Hier macht der Bus auf seiner Stadtrundfahrt allenfalls einen ausgedehnten
Fotostopp. Gerade richtig, um ein paar ausgeflippte Typen zu bestaunen, die von
Kopf bis Fuß tätowiert sind und mit Feuerrädern jonglieren. Ein paar knackige
Mädchen aalen sich im weißen Sand, während die faltige Kartenlegerin auf der
Promenade einem hoffnungslosen Single wieder Lebensmut gibt. Und überall
verkaufen fliegende Händler T-Shirts, Koffer und Gürtel – alle Made in China.
Die Sonne scheint, der Himmel lacht.
„Und da
drüben, am Muscle Beach , da hat Arnold Schwarzenegger früher seine
Muskeln trainiert.“ sagt dann der Reiseleiter.
Das bin ich.
Die Leute sind stets begeistert von dem bunten Treiben in Venice, entspricht es
doch voll dem kalifornischen Klischee. Wann immer ich die Zeit finde, mit
meiner Reisegruppe einen kleinen Schlenker zu machen, entführe ich sie in eine
andere Welt. Nur ein paar Straßen östlich des breiten Sandstrands liegen die
wunderschönen Kanalstraßen, eine Wohngegend, die an Idylle kaum zu übertreffen
ist und daher fast surreal wirkt. Hier stehen prunkvolle Villen und alte
Holzhäuschen friedlich nebeneinander an den Ufern der mit malerischen
Holzbrücken überspannten Wasserkanäle. Genau diese Kanäle sind es, denen der
Stadtteil seinen Namen verdankt, ist Venice doch die englische Bezeichnung für
Venedig. Die Kanalstraßen sind aber nur eine von vielen Enklaven, die in den
Reiseführern oftmals nur am Rande erwähnt werden. Natürlich gehören die
Hauptsehenswürdigkeiten von L.A. zum Pflichtprogramm jedes Besuchers: der Rodeo
Drive in Beverly Hills, der Walk of Fame in Hollywood und der Olvera
District in Downtown. Um jedoch das echte Los Angeles kennen zu lernen,
sollte man sich ein Cabriolet mieten und eine gewisse Abenteuerlust mitbringen.
Eine Fahrt entlang der Küste von Malibu sorgt für frischen Wind in den Haaren.
Dabei gehört ein Lunch in Tonis Taverne ebenso zu einem Perfect Day in L.A., wie eine Fahrt auf dem Mulholland Drive durch die Santa Monica Berge.
Ein Muss ist auch die Huntington Library in Pasadena mit ihren
einzigartigen Gärten, und am Ende des Tages darf man auf gar keinen Fall den
Sonnenuntergang in Manhattan Beach verpassen. Und, und, und... Doch die Zeit
rennt, und auf unseren Busrundreisen bleiben uns leider nur zwei Tage. Da
müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren. Einen geraumen Teil dieser
Zeit verbringen wir zudem auch noch auf den verstopften Freeways, um von A nach
B zu gelangen.
Los
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