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Hordubal (German Edition)

Hordubal (German Edition)

Titel: Hordubal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karel Capek
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von ihm: knochig, unschön, schroff. Niemand sieht Stefan an, alle nur sie: was soll uns Stefan, so ein schwarzer Kerl! Ist es denn so selten, daß ein Mann den andern erschlägt? Aber das hier – die eigene Frau, bitte schön; was für ein Leben, himmlischer Herr, wenn man der eigenen Frau nicht vertrauen kann. Nicht einmal im Bett zu Hause sicher zu sein, ob man nicht wie ein Vieh abgestochen wird. Hordubals Witwe durchschreitet einen Gang des Hasses, der sich wie Wasser hinter ihr schließt. Eh, mit einem Beil hätte sie der Selige erschlagen sollen, wie einen Wolf, der sich im Eisen gefangen hat. Aufhängen soll man sie, sagen die Weiber. Es gibt keine Gerechtigkeit in der Welt, wenn sie nicht gehängt wird. Geht doch, ihr Vetteln, brummen die Männer, Weiber werden nie gehängt, das weiß man doch; aber man sollte sie bis zum Tod einsperren. – Wenn die Frauenzimmer richten sollten, würden sie das Luder aufhängen. Hört, ich selber würde ihr den Strick um den Hals legen. – Schwatz nicht, Marika, das ist keine Weiberarbeit. Aber Stepka, den wird man gewiß auf den Galgen führen.
    So, so, den Stepka; und er hat nur einen fremden Menschen erschlagen. Wenn ihr die Polana nicht aufhängt, werden dann nicht die Weiber ihre Männer erschlagen? Das würde mancher in den Kopf kriechen, – in der Familie, liebe Leute, im ehelichen Stande gibt es gar oft einen Grund dazu. Nein, nein, hängt sie nur auf. Und wie soll man sie hängen, wenn sie ein Kind trägt? Was für ein Kind, den Teufel selber wird sie gebären.
    Als Zeuge wird Iwan Fasekasch, genannt Leca, aufgerufen. Er hat Polana mit Stefan stehen sehn an dem Tag, wo der Mord geschah, hinterm Bach ist es gewesen. Stefan Manya, leugnen Sie auch jetzt noch, daß Sie an jenem Tage in Krivá gewesen sind und mit Polana Hordubal gesprochen haben?
    Ich bin nicht dort gewesen, bitte. Angeklagte, hat Manya hinterm Bach mit Ihnen gesprochen? Nein. Aber den Gendarmen haben Sie angegeben, Sie hätten gesprochen. Die Gendarmen haben mich gezwungen.
    Juliana Warwarin sagt aus, die Nachbarin der Hordubal. Ja, sie hat Hordubal oft gesehen, er ist wie ein Körper ohne Geist herumgegangen. Polana hat ihm nichts zu essen gegeben, als er Stefan entlassen hatte, aber für den Knecht hat sie Hühner und Spanferkel gebraten. Sie ist täglich mit Manya schlafen gegangen, Gott möge sie nicht strafen, die Nachbarin spuckt aus, aber als Hordubal heimgekehrt war, wer weiß, wo sie sich mit dem Knecht getroffen hat; den Stall hat sie nicht mehr betreten. In der letzten Zeit wandelte Hordubal auch bei Nacht mit der Laterne herum, als hielte er Wache.
    Hören Sie, Zeugin, Sie haben gesehen, wie Hordubal den Stefan über den Zaun geworfen hat. Hat Stefan dabei seinen Rock angehabt? Nein, nur in Beinkleidern und Hemd ist er gewesen. Und er ist ohne Rock weggegangen? Ja, bitte schön. Also mußte der Rock, den er angehabt hatte, mit seinen Sachen bei Hordubal bleiben? Stefan Manya, wann sind Sie nach Krivá zurückgekehrt, um diesen Rock zu holen?
    Stefan erhebt sich und blinzelt unsicher.
    Sie haben sich ihn geholt, in derselben Nacht, in welcher Juraj Hordubal ermordet wurde. Sie können sich setzen. Und der Staatsanwalt notiert triumphierend etwas.
    Man führe die beiden Angeklagten ab, befiehlt der Vorsitzende. Als Zeugin wird Hafia Hordubal vorgerufen.
    Man führt ein blauäugiges hübsches Mädchen herein; es herrscht atemlose Stille.
    Fürchte dich nicht, Kleine, komm her, sagt väterlich der Vorsitzende. Wenn du nicht willst, brauchst du nicht auszusagen. Nun, willst du aussagen?
    Das Mädchen blickt fragend, benommen auf die großmächtigen Herren in den Talaren. Willst du aussagen? Hafia nickt gehorsam. Ja.
    Ist deine Mutter immer in den Stall gegangen, wenn Stefan dort war? Ja, jede Nacht. Hast du sie manchmal zusammen gesehen? Ja. Onkel Stefan hat sie einmal umarmt und ins Stroh gewälzt. Und der Gazda, der Vater, war er manchmal mit der Mutter zusammen? Nein, der Vater nicht, nur Onkel Stefan. Und als der Gazda aus Amerika zurückgekehrt war, war die Mutter auch dann mit dem Onkel zusammen? Hafia schüttelt den Kopf. Wieso weißt du das? Weil der Gazda zu Hause war, sagt das Kind erfahren und selbstverständlich. Onkel Stefan hat doch gesagt, daß er bei uns nicht bleiben wird, daß jetzt alles anders ist –
    War der Gazda gut? Hafia zuckt verlegen die Achseln. Und Stefan? O je, Stefan war gut. War die Mutter brav zum Gazda? Nein. Und zu dir? Hatte sie dich gern? Sie hatte nur

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