Hordubal (German Edition)
sich empor, als wüchse er), um uns den Charakter dieser geradezu dämonischen Frau fertig zu zeichnen, welche – welche bereits den Plan ausgearbeitet hat, wie sie den stumpfen, gutmütigen Schwächling von Gatten töten wird – und dabei noch diesen letzten raffinierten Schlußpunkt für ihren Plan ersinnt: den Ärmsten zu zwingen, daß er ihr allein, nur ihr, alles vermache – und ihr noch eine Art moralisches Alibi ausstelle – für ihre Treue und eheliche Liebe! Und der gute Kerl geht gehorsam hin – damit auch kein Heller der kleinen Hafia zufalle, sondern ihr, Jesabel, damit sie sich einen Liebhaber aushalten, damit sie sich in ihrer Sünde herumwälzen kann. – Der Staatsanwalt erstickt an leidenschaftlicher Erbitterung: das ist kein Prozeß mehr, das ist in der Tat ein Gottesgericht über die Sünden der Welt; man hört, wie schwer das gläubige Volk da unten atmet. Und nun ist ein scharfes Licht auf den Fall Juraj Hordubal gefallen. Der gleiche zynische, berechnende, gefühllose Wille, der es verstanden hat, die Hand des Analphabeten Juraj zu veranlassen, drei Kreuze unter dieses furchtbare und belastende Testament zu zeichnen, der gleiche schauerliche Wille, meine Herren, hat die Hand Stefan Manyas – des Mörders geführt. Dieser kleine Dorfgigolo ist nicht nur ein Werkzeug der Unzucht gewesen – er ist auch das Werkzeug des Mordes geworden. Dieses Weib ist schuldig, schreit der Staatsanwalt und deutet mit heftigem Schwung auf sie. Das Testament hat sie überfuhrt, nur der Teufel selbst konnte einen so höllischen Hohn ersinnen – für ihre Treue und eheliche Liebe! Jesabel Hordubal, bekennen Sie endlich, Juraj Hordubal ermordet zu haben?
Polana erhebt sich, bleich, unförmig durch die Schwangerschaft, und bewegt lautlos die Lippen.
Nichts sollt Ihr ihnen sagen, Bäuerin, ertönt es rauh und hastig. Ich werde es ihnen selber sagen. Stefan Manya steht da, das Gesicht von seelischer Anstrengung verzerrt. Ho – Hohes Gericht, stottert er, und plötzlich entringt sich ihm ein unaufhaltsames Schluchzen.
Der Staatsanwalt beugt sich irgendwie überrascht in der Richtung zu ihm vor. Bitte, beruhigen Sie sich, Stefan. Der Gerichtshof wird Sie gerne anhören.
Ich – ich, schluchzt Stefan, ich wollte mich nur an ihm rächen – dafür – dafür – daß er mich über den Zaun geworfen hat – und daß die Leute gelacht haben – ich hab' ja nicht schlafen können – ich mußte ihm etwas antun – ich mußte mich rächen – darum bin ich hingegangen –.
Die Bäuerin hat Ihnen das Haus geöffnet? fragt der Vorsitzende.
Nein – die Bäuerin hat nichts – nichts hat sie gewußt. Ich bin am Abend – es war niemand zu sehen – der Gazda ist in der Stube gelegen – und ich auf dem Dachboden – und hab' mich dort versteckt –
Im Auditorium stößt Biegl aufgeregt Gelnaj in die Seite. Das ist ja nicht wahr, zischt er außer sich, er konnte nicht auf den Boden hinauf die Tür war mit Kukuruz verschanzt. Ich bin gleich morgens dort gewesen, Gelnaj. Ich geh es ihnen sagen –
Bleib sitzen, zischt Gelnaj und zupft Biegl. Untersteh dich, du Esel.
Und in der Nacht, stottert Stefan, Nase und Augen trocknend, in der Nacht bin ich hinuntergestiegen – in die Stube – der Gazda hat geschlafen – und hab' mit dieser Nadel – sie wo – wollte nicht in ihn hinein – und er hat sich nicht gerührt – nicht gerührt – Stefan taumelt, ein Aufseher reicht ihm ein Glas Wasser vom Tisch des Vorsitzenden. Stefan trinkt dankbar und schluckend und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Und dann – hab' ich das Fenster herausgeschnitten und dem Gazda das Geld weggenommen – damit es aussah, als wenn Diebe – und – zurück auf den Boden – und durch die Luke hinunter. Stefan verschnaufte. Und dann hab' ich ans Fenster geklopft – bei der Bäuerin – daß ich meinen Rock holen komme.
Polana Hordubal, ist das wahr? Polana erhebt sich, die Lippen zusammengepreßt. Nein. Er hat nicht geklopft.
Die Bäuerin hat von nichts gewußt, stottert Stefan. Und es ist nicht wahr, daß sie mit mir etwas gehabt hat, einmal ja, einmal wollte ich sie ins Stroh werfen, aber sie hat sich gewehrt und Hafia ist gekommen. Und dann nichts mehr, nichts –.
Das ist schön, Stefan, sagt der Staatsanwalt und beugt sich vor. Aber eine Frage habe ich bis jetzt für mich behalten. Es hat ihrer nicht bedurft. Polana Hordubal, ist es wahr, daß Sie vor diesem da, Stefan, einen anderen Geliebten gehabt haben, den Knecht Pavel
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