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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Nacht, und als sie endlich getan war, lag auch auf der Hand, daß die Marie Galante bei dem immer nördlicher drehenden Wind den Kurs Nordost zu Nord nicht mehr anliegen konnte. Hornblower gab das Ruder ab und ging unter Deck an die Karte. Was er dort feststellen mußte, konnte ihn nur in dem traurigen Beschluß bestärken, zu dem er durch überschlägige Schätzung gekommen war. Sie mochten noch so hoch am Wind liegen, mit diesem Schlag kamen sie von Ushant nicht mehr frei.
    Mit seinen paar Mann Besatzung wagte er es nicht, nur auf die Hoffnung hin durchzuhalten, daß der Wind vielleicht wieder zurückdrehen könnte, dazu standen ihm die Schrecken viel zu lebhaft vor Augen, die jedem Schiff an einer Leeküste drohten und vor denen ihn seine Bücher und seine Lehrer so eindringlich zu warnen pflegten. Nein, es gab keine Wahl, er mußte das Schiff auf dem anderen Bug an den Wind legen. Schweren Herzens kletterte er wieder an Deck.
    »Alle Mann auf, klar zum Halsen!« befahl er und versuchte, diese Worte so kräftig hinauszubrüllen wie Mr. Bolton, der dritte Leutnant der Indefatigable .
    Sie brachten die Brigg sicher auf den anderen Bug, und bald lag sie hart am Wind mit Steuerbordhalsen auf ihrem neuen Kurs. Der führte zwar fort aus dem Bereich der gefährlichen Küste Frankreichs, leider aber entfernten sie sich damit fast ebenso rasch von den gastlichen Gestaden Englands. Natürlich war es nun vorbei mit aller Hoffnung auf eine rauschende Heimreise von zwei Tagen, vorbei auch für Hornblower mit der Hoffnung, in dieser Nacht noch Schlaf zu finden.
    Das letzte Jahr vor seinem Eintritt in die Marine hatte Hornblower französischen Unterricht gehabt. Vieles von dem Gelernten hatte in seinem guten Gedächtnis eine bleibende Heimstatt gefunden, aber es war ihm nie in den Sinn gekommen, daß ihm dieses Zeug einmal von Nutzen sein könnte. Er wurde darüber eines Besseren belehrt, als ihn der französische Kapitän beim ersten Morgengrauen dringend um eine Unterredung bat.
    Der Franzose konnte zwar ein paar Brocken Englisch, aber Hornblower stellte bald mit freudiger Genugtuung fest, daß sie sich auf französisch besser verständigen konnten, sobald er nur seiner Schüchternheit Herr geworden war und die ungewohnten Worte über die Lippen brachte.
    Der Kapitän schien aufmerksam zu beobachten, wie die Brigg unter seinen Füßen arbeitete.
    »Sie benimmt sich etwas schwerfällig, finden Sie nicht?« sagte er.
    »Hm, vielleicht«, meinte Hornblower. Er war mit der Marie Galante ja nicht vertraut, so wenig wie mit irgendeinem anderen Schiff, darum war er auch außerstande, zu der angeschnittenen Frage irgendeine persönliche Ansicht zu äußern, aber es fiel ihm natürlich nicht ein, seine Unwissenheit preiszugeben.
    »Leckt sie denn?« fragte der Kapitän.
    »Sie ist lenz, in der Bilge ist kein Wasser«, antwortete Hornblower.
    »Aah«! sagte der Franzose. »Dort finden Sie natürlich keinen Tropfen. Bedenken Sie, daß wir Reis geladen haben.«
    »Ja«, sagte Hornblower.
    Es fiel ihm in diesem Augenblick sehr schwer, äußerlich die Fassung zu bewahren, obwohl ihm alsbald die ganze Tragweite des eben Gehörten klar wurde. Natürlich, der Reis saugte sofort jeden Tropfen Wasser auf, der in das Schiff eindrang, die Bilge blieb also auch bei leckem Schiff immer trocken, und doch bedeutete jeder eingedrungene Tropfen einen Verlust an Auftrieb.
    »Ein Schuß Ihrer verfluchten Fregatte schlug in den Rumpf«, sagte der Kapitän, »ich nahm natürlich an, daß Sie den Schaden untersucht haben.«
    »Gewiß«, log sich Hornblower tapfer aus der Verlegenheit.
    Als das endlich überstanden war, holte er sich sofort Matthews zu einer Unterredung unter vier Augen. Der wurde todernst, als er hörte, worum es ging.
    »Wo hat denn der Treffer eingeschlagen, Sir?« fragte er.
    »Irgendwo an Backbord, meiner Schätzung nach ziemlich weit vorn.« Sie gingen beide hin und beugten suchend den Kopf über die Reling.
    »Nichts zu sehen, Sir«, sagte Matthews. »Fieren Sie mich in einem Pahlstek über Bord, dann werde ich bald finden, was da los ist.«
    Hornblower wollte schon einwilligen, dann aber besann er sich anders. »Nein, ich mache das lieber selbst«, sagte er.
    Matthews und Carson legten ihm einen Pahlstek um den Leib und fierten ihn über Bord. Dort baumelte er nun an der Bordwand, und dicht unter ihm brodelte die See. Wenn das Schiff einsetzte, hob sie sich ihm entgegen, so daß er schon nach fünf Sekunden bis an die Hüften

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