Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower
jungen blauen Augen an die anderen:
»Ich selbst nehme die Barkaß«, sagte er, »Mr. Soames den Kutter. Mr. Chadd und Mr. Mallory übernehmen die erste und zweite Gig, Mr. Hornblower führt die Jolle. Jedes der Boote mit Ausnahme der Jolle bekommt noch einen Fähnrich als zweiten Bootsoffizier zugeteilt.«
Für die Jolle mit ihren sieben Mann Besatzung war das auch überflüssig. Barkaß und Kutter nahmen je dreißig bis vierzig, die beiden Gigs je zwanzig Mann auf. Die entsandte Streitmacht war also recht erheblich, sie machte fast die Hälfte der ganzen Besatzung aus.
»Die Papillon ist ein Kriegsschiff«, erklärte Eccles, der wohl ihre Gedanken las, »kein gewöhnlicher Kauffahrer. Sie fährt auf jeder Seite zehn Geschütze und hat natürlich eine entsprechend starke Besatzung.«
Mit annähernd zweihundert Mann mußte man also rechnen, das war für die hundertzwanzig britischen Matrosen sicherlich eine harte Nuß.
»Aber wir greifen natürlich bei Nacht an, so daß wir den Gegner überraschen«, fuhr Eccles fort und las damit wiederum ihre Gedanken.
»Ja«, warf Pellow ein, »eine geglückte Überraschung bedeutet bekanntlich den halben Erfolg und noch mehr. Bitte entschuldigen Sie meine Unterbrechung, Mr. Eccles.«
»Im Augenblick«, erklärte Eccles weiter, »befinden wir uns außer Sicht vom Land, sind aber im Begriff näher heranzulaufen. Vor diesem Küstenstrich haben wir uns noch nie länger aufgehalten, um so eher werden die Froschfresser annehmen, wir seien endgültig verschwunden. Um nicht gesehen zu werden, gehen wir erst nach Dunkelwerden auf Sichtweite heran und laufen dann gleich so dicht wie möglich unter Land. Von dort aus stoßen die Boote weiter vor.
Hochwasser ist morgen früh um vier Uhr fünfzig, die Dämmerung beginnt um fünf Uhr dreißig. Als Zeitpunkt für den Angriff ist vier Uhr dreißig vorgesehen, weil die abgelöste Wache der Papillon bis dahin schon schlafen wird. Die Barkaß geht Steuerbord achtern längsseits, der Kutter Backbord achtern.
Mr. Mallory wird mit seiner Gig Backbord vorn angreifen, Mr. Chadd Steuerbord vorn. Mr. Chadd hat die Aufgabe, die Ankertroß der Korvette zu kappen, sobald er auf deren Back Fuß gefaßt hat und die anderen Bootsbesatzungen mindestens den Widerstand auf dem Achterdeck gebrochen haben.«
Eccles blickte die Führer der drei anderen größeren Boote prüfend an, diese antworteten ihm mit einem Nicken, um zu zeigen, daß sie verstanden hatten. Dann fuhr er fort:
»Mr. Hornblower bleibt mit seiner Jolle so lange in Wartestellung, bis die Angreifer an Deck Fuß gefaßt haben.
Dann geht er mit seinen Leuten über die Großrüsten ebenfalls an Bord. Es bleibt ihm überlassen, ob er an Steuerbord oder Backbord anlegen will. Er entert dann sofort in den Großtopp, ohne sich durch etwaige Kämpfe an Oberdeck beirren zu lassen.
Dort hat er die Aufgabe, das Großmarssegel loszumachen und es auf weiteren Befehl schnellstens vorzuschoten. Ich selbst - oder, wenn ich ausfalle, Mr. Soames - werde dafür Sorge tragen, daß zwei Mann das Ruder besetzen und die Schiffsführung übernehmen, sobald die Ankertroß gekappt ist. Die Ebbe wird uns rasch stromabwärts setzen, und draußen, außer Schußweite der Küstenbatterien, erwartet uns die Indefatigable .«
»Sind dazu noch Fragen, meine Herren?« fragte Pellow. Jetzt hätte sich Hornblower melden müssen, das war der gegebene Augenblick dazu. Eccles' Befehl für ihn hatte nämlich die Wirkung, daß ihm schon in der Vorstellung beinahe übel wurde.
Hornblower war kein guter Toppsgast und war sich über dieses Manko auch durchaus im klaren. Er haßte die schwindelnde Höhe der Riggen, und das Entern war ihm ein Greuel, weil er weder die affenartige Geschicklichkeit noch das bedenkenlose Selbstvertrauen eines guten Segelschiffsmannes besaß. Er fühlte sich schon auf der Indefatigable recht unsicher, wenn er nachts einmal nach oben mußte, darum schauderte ihn bei dem Gedanken an das fremde Schiff und die ungewohnte Takelage, in der er sich in aller Eile zurechtfinden sollte. Nein, das war nichts für ihn, er fühlte sich einer solchen Aufgabe in keiner Weise gewachsen und hätte das jetzt in aller Offenheit aussprechen müssen. Aber er ließ die Gelegenheit ungenutzt verstreichen, weil es ihm das Wort verschlug, als er sehen mußte, wie selbstverständlich die anderen Offiziere ihre Pflichten auf sich nahmen. Er blickte um sich und sah nur gleichmütige Mienen, niemand achtete auf ihn. Sollte er sich
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