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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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vorstellte?«
    »Doch. Aber wenn sie den Mund aufmacht, dann klingt das alles andere als herzoglich.«
    »Stimmt. Der alte Herzog war schon reichlich senil, als er sie heiratete. Ihre Freunde sagen, sie sei die Witwe eines Gastwirts gewesen, was ihre Gegner über sie reden, können Sie sich leicht selbst ausmalen.«
    »Und was macht sie hier in Gibraltar?« erkundigte sich Hornblower weiter.
    »Sie ist auf dem Rückweg nach England. Soviel ich weiß, wurde sie in Florenz durch den Einmarsch der Franzosen überrascht. Es gelang ihr, sich nach Livorno durchzuschlagen, dort heuerte sie für viel Geld einen Küstensegler, der sie hierherbrachte. Hier kam sie mit der Bitte zu Sir Hew, ihr die Weiterreise zu ermöglichen, und der wandte sich deswegen an den Admiral - was täte Sir Hew nicht alles für eine Herzogin, und wenn sie die Witwe eines Kneipenwirts ist.«
    »Jetzt weiß ich wenigstens Bescheid«, sagte Hornblower.
    Vom Kopf der Tafel her hörte man lautes Gelächter, die Herzogin stieß dem Gouverneur mit dem Griff ihres Messers in die scharlachrot bekleideten Rippen, als ob sie damit die Pointe ihres Witzes unterstreichen wollte.
    »Es sieht so aus, als sollte es Ihnen auf Ihrer Heimreise nicht an Spaß fehlen«, meinte der Adjutant.
    In diesem Augenblick wurde eine dampfende Ochsenlende vor Hornblower auf die Tafel gesetzt, und damit traten alle seine anderen Sorgen in den Hintergrund, denn nun galt es für ihn, den Braten kunstgerecht zu zerteilen und sich dabei so zu benehmen, wie es die feinen Tafelsitten von ihm verlangten.
    »Darf ich Ihnen ein Stück Braten anbieten, Euer Gnaden, Madam, Sir? Gut durch oder halb durch, Sir? Etwas braune Sauce dazu, Sir?«
    In dem heißen Zimmer stand ihm der Schweiß auf der Stirn, während er dem mächtigen Stück Fleisch zu Leibe ging. Es war noch sein Glück, daß sich die meisten Gäste an die anderen Gerichte hielten, so daß er nur verhältnismäßig wenig aufzuschneiden hatte. Ein paar zerfetzte Scheiben legte er sich selbst auf den Teller, weil das die einfachste Art war, seine stümperhafte Arbeit vor den anderen zu verbergen.
    »Das Fleisch stammt aus Tetuan«, bemerkte naserümpfend der Adjutant, »es ist so zäh, daß man es kaum beißen kann.«
    Als Adjutant eines Gouverneurs war er mit diesem abfälligen Urteil rasch bei der Hand und konnte dabei doch nicht ahnen, wie köstlich dieser zähe Braten einem jungen Seeoffizier mundete, der sich bis vor kurzem an Bord einer von Menschen wimmelnden Fregatte auf See herumgetrieben hatte.
    Hornblower ließ sich nicht einmal durch die Aussicht den Appetit verderben, daß ihm ab morgen die Pflicht oblag, eine Herzogin zu beherbergen und zu verpflegen. Und der Nachtisch, die Meringuen, Makronen, Cremes und Früchte mußten einen jungen Mann in helles Entzücken versetzen, der am Sonntag zuvor noch einen undefinierbaren Johannisbeerbrei als Pudding vorgesetzt bekam.
    »Diese Süßigkeiten verderben einem ganz den Geschmack am Wein«, kritisierte der Adjutant, aber was kümmerte das Hornblower.
    Jetzt wurden die offiziellen Trinksprüche ausgebracht.
    Hornblower trank auf den König und die königliche Familie und hob sein Glas zum Wohl der Herzogin.
    »Ich trinke auf unsere Gegner«, sagte Sir Hew, »daß sie versuchen mögen, mit ihren schatzbeladenen Schiffen den Atlantik zu überqueren.«
    »Noch eins, Sir Hew«, rief der Kommodore am anderen Ende des Tisches: »Daß sich die Dons endlich entschließen mögen, aus Cadiz auszulaufen.«
    Jetzt erhob sich am Tisch ein allgemeines Geknurre, fast wie von wilden Tieren. Die meisten der anwesenden Seeoffiziere gehörten nämlich zu Sir John Jervis' Mittelmeergeschwader, das nun schon seit Monaten im Atlantik kreuzte, um die Spanier abzufangen, sobald sie sich auf See zeigten. Jervis mußte seine Schiffe immer paarweise nach Gibraltar detachieren, damit sie Proviant und Vorräte ergänzen konnten, und die anwesenden Offiziere kamen von den beiden Linienschiffen, die zur Stunde in Gibraltar lagen.
    Dazu würde Jonny Jervis gewiß seinen Segen geben«, sagte Sir Hew. »Also, meine Herren, ein volles Glas auf die Dons!
    Mögen sie recht bald die Nase in See stecken.«
    Jetzt erhoben sich die Damen und scharten sich um Lady Dalrymple. Sobald es die Schicklichkeit zuließ, bat Hornblower, sich verabschieden zu dürfen, und machte sich davon. Er wollte heute nicht viel trinken, weil er einen klaren Kopf brauchte, wenn er am folgenden Morgen zum erstenmal als selbständiger Kommandant

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