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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gewissenhafter den Raum berechnen können, den Le Reve zum Schwojen brauchte. Sein Maat Jackson stand auf der Back und wartete auf den Befehl, den Klüver zu bergen. Als Hornblower von achtern rief, war das Segel denn auch blitzschnell niedergeholt.
    »Luv das Ruder«, kommandierte Hornblower, und Le Reve drehte in den Wind. »Gei auf überall!«
    Le Reve hatte noch etwas Fahrt voraus, aber der verliehe Wind brachte das Schiff rasch zum Stehen. »Fallen Anker!«
    Die Ankertroß ließ rumpelnd ihren Protest vernehmen, als sie vom Anker aus der Klüse gerissen wurde, und zugleich hörte man jenes immer willkommene Aufklatschen des Ankers, das wieder einmal vom Ende einer Reise Kunde gab. Hornblower paßte sorgfältig auf, wie Le Reve eintörnte, erst dann ließ seine innere Spannung etwas nach. Er hatte die Prise sicher in den Hafen gebracht. Der Kommodore, Kapitän Sir Edward Pellow, war offensichtlich noch nicht eingelaufen, darum war es seine Pflicht, sich unmittelbar beim Hafenadmiral zu melden.
    »Ich möchte das Boot ausgesetzt haben«, befahl er, dann dachte er an seine Pflicht zur Menschlichkeit und setzte hinzu:
    »Übrigens können Sie jetzt die Gefangenen an Deck lassen.«
    Die Leute hatten die letzten achtundvierzig Stunden bei geschalkten Luken im Raum zubringen müssen, da die Gefahr der Rückeroberung jeden Prisenkommandanten wie ein Schreckgespenst zu verfolgen pflegte. Aber hier in der Bucht, inmitten der mächtigen Mittelmeerflotte, war diese Gefahr endgültig gebannt. Mit zwei Mann an den Riemen jagte die Gig pfeilschnell durchs Wasser, und zehn Minuten später meldete Hornblower dem Admiral seine Ankunft.
    »Sie sagen, das Schiff sei ein guter Läufer?« meinte der und warf einen Blick durchs Fenster nach der Prise.
    »Jawohl, Sir. Außerdem besitzt es recht gute Manövriereigenschaften.«
    »Ich werde die Sloop für die Marine ankaufen«, überlegte der Admiral. »Man hat ja ohnehin nie genug Fahrzeuge für den Depeschendienst.«
    Obwohl Hornblower nach dieser Andeutung schon ahnen mochte, was ihm bevorstand, war es doch eine freudige Überraschung, als er ein schwerversiegeltes Dienstschreiben bekam und nach dem öffnen die wichtigen Worte las:
    Sie werden hiermit ersucht und angewiesen, das Kommando über Seiner Majestät Sloop Le Reve zu übernehmen und nach Übernahme der für England bestimmten Dienstpost ohne Verzug nach Plymouth zu versegeln.
    Das war das langerträumte unabhängige Kommando, es bedeutete zugleich, daß er endlich, nach drei langen Jahren, England wiedersehen durfte. Nicht zuletzt aber sah er darin mit Recht eine hohe persönliche Auszeichnung. Zugleich mit diesem hocherfreulichen Befehl hatte man ihm aber noch ein zweites Schreiben in die Hand gedrückt, das er mit weit weniger Begeisterung las.
    Ihre Exzellenzen, Generalmajor Sir Hew und Lady Dalrymple, würden sich sehr freuen, den diensttuenden Leutnant zur See Horatio Hornblower heute nachmittag drei Uhr zum Dinner im Regierungsgebäude bei sich zu empfangen.
    Für diesen oder jenen mochte es wirklich ein reines Vergnügen sein, beim Gouverneur von Gibraltar und seiner Gattin speisen zu dürfen, aber für einen diensttuenden Leutnant, der für sein gesamtes Hab und Gut nur eine einzige Seekiste sein eigen nannte, war dieses Vergnügen zum mindesten recht gemischt, denn nun galt es zunächst, sich für das große Ereignis »in Schale zu werfen«.
    Dennoch überwog am Ende die freudige Erregung, die wohl jeden jungen Mann überkommen mußte, wenn er von der Anlegestelle zum Regierungsgebäude emporstieg. Hornblower machte darin keine Ausnahme, zumal ihm sein Freund Bracegirdle, der aus wohlhabendem Hause stammte und einen ansehnlichen Monatswechsel bezog, rasch noch ein Paar weiße Strümpfe aus reiner, makelloser Chinaseide geliehen hatte. Das Pech war nur, daß Hornblower dünne Waden hatte und Bracegirdle dicke, aber diese Schwierigkeit war durch einen kleinen Kunstgriff leicht zu beheben. Zwei kleine Polster aus Werg und ein paar Streifen Heftpflaster aus den Beständen des Schiffsarztes, und schon besaß Hornblower ein Paar Waden, deren sich niemand zu schämen brauchte. Jetzt konnte er den linken Fuß - Spitze nach auswärts - vorsetzen und seine Verbeugung zelebrieren, ohne befürchten zu müssen, daß seine Strümpfe Falten schlugen, und durfte dabei noch das erhebende Bewußtsein genießen, daß er, wie Bracegirdle meinte, ein Paar Beine besaß, auf die jeder Gentleman stolz wäre.
    Im Regierungsgebäude wurde

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