Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Hornblower von einer der üblichen aalglatten, langweiligen Adjutantenfiguren empfangen und seinen Gastgebern vorgestellt. Er machte seinen Kratzfuß vor Sir Hew, einem lebhaften alten Herrn mit gerötetem Gesicht, und Lady Dalrymple, einer ebenso lebhaften alten Dame mit ebenso gerötetem Gesicht.
    »Mr. Hornblower«, sagte diese, »ich möchte Sie vorstellen - Euer Gnaden, dies ist Mr. Hornblower, der neue Kommandant der Sloop Le Reve - Ihre Gnaden, die Herzogin von Wharfedale.«
    Eine richtige Herzogin! Hornblower stach wieder sein auswattiertes Bein nach vorn, drückte die Zehenspitzen nach außen, legte die Linke aufs Herz und verbeugte sich so tief, wie es seine zu enge Hose zuließ. Er war ja noch ein ganzes Stück gewachsen, seit er sie bei seiner Kommandierung auf die Indefatigable gekauft hatte. Als er seinen Blick wieder hob, begegneten ihm ein Paar blitzblaue Augen und das Gesicht einer Frau in mittleren Jahren, die sicher einmal eine Schönheit gewesen war.
    Dann hörte er sie in unverfälschtem Cockney sagen: »Also das ist er, unser Kommandant. Aber sagen Sie, meine liebe Mathilde, wollen Sie uns wirklich diesem jungen Springinsfeld in Uniform da anvertrauen?«
    Das kam in einem so ordinären Akzent heraus, daß es Hornblower den Atem verschlug. Er war auf allerlei gefaßt, aber daß eine fürstlich gekleidete Lady das schlimmste Londoner Vorstadtenglisch sprach, das hatte er doch nicht erwartet. Er starrte sie so betroffen an, daß er darüber vergaß sich aufzurichten und mit vorgerecktem Kinn, die Hand noch immer auf der Brust, wie angenagelt stehenblieb.
    »Wie ein Gänserich auf der Weide«, sagte die Herzogin, »gleich zischt er mich an.«
    Zugleich streckte auch sie ihm ihr Kinn entgegen, stemmte ihre Hände auf die Knie und wackelte so komisch mit dem Körper hin und her, daß sie einer streitbaren Gans verblüffend ähnlich sah. Damit hatte sie Hornblowers Haltung so ausgezeichnet getroffen, daß die ganze übrige Gästeschar in schallendes Gelächter ausbrach. Hornblower bekam einen feuerroten Kopf und wußte vor Verlegenheit nicht ein noch aus.
    Als die Herzogin das bemerkte, kam sie ihm sofort zu Hilfe:
    »Nein, lassen wir den armen Kerl in Ruhe«, sagte sie und gab ihm einen kräftigen Klaps auf die Schulter. »Er ist eben noch ein junges Bürschchen, aber deswegen braucht er sich nicht zu schämen. Ich sage sogar, er kann sich etwas darauf einbilden, daß man ihm in seinem Alter schon ein Schiff anvertraut.«
    Die Worte der Herzogin brachten Hornblower nur in neue Verlegenheit, darum war er heilfroh, als jetzt verkündet wurde, daß das Dinner angerichtet sei. Natürlich fand er seinen Platz unter den Leutnants und anderen Gästen minderen Ranges in der Mitte der langen Tafel. Am oberen Ende nahmen Sir Hew und die Herzogin Platz, am unteren Lady Dalrymple und ein älterer Kommodore. Im übrigen waren nicht annähernd so viele Frauen wie Männer zu Gast, so daß unter anderen auch Hornblower keine Tischdame bekam. Zu seiner Rechten saß vielmehr der junge Adjutant, der ihn vorhin in Empfang genommen hatte.
    »Auf Ihr Wohl, Euer Gnaden«, sagte der Kommodore über die Länge des Tisches hinweg und hob sein Glas.
    »Danke, das war höchste Zeit«, rief die Herzogin zurück. »Ich fragte mich schon, wer mich wohl vor dem Verdursten retten würde.«
    Sie setzte ihr randvolles Glas an die Lippen und trank es in einem langen Zuge leer.
    »Die ist richtig«, sagte der Adjutant zu Hornblower. »Sie werden wohl noch allerlei erleben, wenn sie erst bei Ihnen an Bord ist.«
    »Bei mir an Bord?« fragte Hornblower verwundert. »Wie meinen Sie das?« Der Adjutant streifte ihn mit einem mitleidigen Blick.
    »Wie, Sie wissen noch nichts davon?« fragte er. »Aber so ist es jedesmal. Derjenige, den es am meisten angeht, erhält als letzter Bescheid.
    Wenn Sie morgen mit Ihrer Post in See gehen, dann werden Sie zugleich die Ehre haben, Ihre Gnaden, die Herzogin, nach England mitzunehmen.«
    »Gott steh' mir bei!« stieß Hornblower hervor. »Hoffentlich tut er es«, meinte der Adjutant andächtig und schnupperte an seinem Wein. »Dieser süße Malaga taugt nicht viel. Der alte Hare kaufte Anno 95 eine Riesenmenge davon, und seitdem hält es jeder Gouverneur für seine Pflicht, das Zeug auszutrinken.«
    »Wer ist denn die Dame eigentlich?« fragte Hornblower.
    »Ihre Gnaden, die Herzogin von Wharfedale«, gab der Adjutant zur Antwort. »Haben Sie nicht gehört, wie Lady Dalrymple sie Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher