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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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stark bemanntes Kaperschiff oder gar ein richtiges Kriegsschiff hervorbrechen, um sein wehrloses kleines Schiffchen ohne Mühe wegzuschnappen. Er kam aus diesem Grunde mindestens während der Vormittagswache nicht zur Ruhe. Kap Marroqui wurde gerundet, er setzte den Kurs nach St. Vincent ab, und dann begannen die Berge von Südspanien hinter der Kimm zu verschwinden. Kap Trafalgar war eben Steuerbord voraus in Sicht gekommen, als er seinen Kieker zusammenschob und an das Dinner dachte. Es war schön, Kommandant eines Schiffes zu sein und die Mahlzeiten nach eigenem Gutdünken bestellen zu können. Die schmerzenden Beine gemahnten ihn, daß er zu lange in einem Zug an Deck gestanden hatte - volle elf Stunden ohne Unterbrechung. Wenn ihm die Zukunft noch viele selbständige Kommandos bescherte, dann untergrub er auf diese Art und Weise vorzeitig seine Gesundheit.
    Unter Deck setzte er sich auf die Backskiste und streckte aufatmend die müden Beine aus. Dem Koch gab er den Auftrag, bei der Herzogin anzuklopfen und sie mit einer Empfehlung von ihm zu fragen, ob sie irgendwelche Wünsche hätte. Er hörte bis in seine Kajüte, wie sie in bissigem Ton antwortete, nein, sie brauche nichts, nicht einmal ein Dinner. Hornblower konnte über solches Verhalten nur die Achseln zucken und aß seine eigene Mahlzeit mit allem Appetit, den ein gesunder junger Mann entwickeln kann. Als die Nacht herabsank, war er wieder an Deck. Winyatt hatte die Wache. »Es wird dick«, sagte der.
    So war es. Die Sonne stand unsicher dicht über der Kimm und verhüllte sich hinter wässerigem Dunst. Er wußte wohl, daß dies der Preis war, den er für den günstigen Wind zu zahlen hatte.
    Der Winter brachte in diesen Breiten immer leicht Nebel, wenn der kühle Landwind über den Atlantik hinstrich.
    »Gegen Morgen wird es bestimmt noch dicker«, sagte Hornblower unmutig und änderte auf diese Aussicht hin seinen Nachtbefehl. Es sollte nicht, wie ursprünglich angeordnet, West zu Nord, sondern Kurs West gesteuert werden, damit er im Nebel auf alle Fälle gut frei von Kap St. Vincent blieb. Das war eine jener scheinbar völlig nebensächlichen Entscheidungen, die in Wirklichkeit das ganze Leben eines Menschen in eine andere Bahn lenken. Hornblower hatte später reichlich Zeit, darüber nachzudenken, was geschehen wäre, wenn er diese Kursänderung nicht befohlen hätte. Die Nacht über war er oft an Deck und spähte in den immer dicker werdenden Dunst hinaus, gerade im entscheidenden Augenblick war er jedoch nach unten gegangen, um sich ein Auge voll Schlaf zu gönnen. Er wurde von einem Matrosen geweckt, der ihn heftig an der Schulter rüttelte.
    »Sir, bitte, Sir, Mr. Hunter schickt mich. Sie möchten doch gleich an Deck kommen, Sir.«
    »Ich komme«, sagte Hornblower, rieb sich den Schlaf aus den Augen und wälzte sich aus seiner Koje.
    Der erste Schimmer des beginnenden Tages drang bereits durch den dicken Nebel, der über dem Schiff lag. Le Reve rollte ohne stützenden Halt in einer unangenehmen See, der leichte achterliche Wind war gerade stark genug, daß das Schiff dem Ruder gehorchte. Hunter stand mit dem Rücken zum Ruder und lauschte gespannt in das undurchdringliche Grau hinaus.
    »Horchen Sie!« sagte er, als Hornblower neben ihn trat.
    Er sprach halb im Flüsterton und vergaß in seiner Aufregung sogar die Anrede Sir, die er seinem Kommandanten schuldig war - aber Hornblower war selbst so aufgeregt, daß er es nicht einmal merkte. Er lauschte gleich Hunter angestrengt in den Nebel hinaus. Zunächst vernahm er nur die eigenen Schiffsgeräusche, das Klappern der Blöcke beim Rollen, das Rauschen der See vorn am Bug. Dann aber unterschied er etwa das gleiche noch einmal, nur weiter entfernt. Auch dort klapperten Blöcke, auch dort brach sich die See unter einem Schiffsbug.
    »Ein Schiff, das dicht neben uns liegt«, sagte Hornblower.
    »Jawohl, Sir«, sagte Hunter. »Nachdem ich nach Ihnen geschickt hatte, hörte ich sogar ein Kommando. Ich glaube, es wurde auf spanisch gegeben, jedenfalls in einer fremden Sprache.«
    Die Furcht vor der unbekannten Gefahr senkte sich ebenso schwer über das kleine Schiff wie der Nebel.
    »Holen Sie alle Mann heraus, aber leise«, sagte Hornblower.
    Während er den Befehl noch aussprach, fragte er sich, ob er überhaupt einen Sinn hatte. Gewiß, er konnte seine Besatzung auf Gefechtsstationen schicken und die Vierpfünder bemannen, aber wenn das Schiff dort hinter der Nebelwand auch nur um ein weniges mehr

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