Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
wenn es doch dazu kommt, dann behalten sie mich auf keinen Fall in Gefangenschaft. Das wissen Sie so gut wie ich. Um mich loszuwerden, bringen sie mich nach Lissabon oder auf irgendeine Art an Bord eines britischen Kriegsschiffs. In beiden Fällen erreichen diese Depeschen doch noch ihr Ziel. Wohl kommen sie vielleicht spät, aber das ist immer noch besser als gar nicht.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Hornblower nachdenklich.
    »Ich werde sie behüten wie mein eigenes Leben«, sagte die Herzogin. »Ich schwöre Ihnen, daß ich mich nie von den Papieren trennen werde. Niemand soll erfahren, daß ich sie habe, bis ich sie einem Offizier Seiner Majestät übergeben kann.«
    Sie begegnete Hornblowers Blick mit einem Ausdruck von entwaffnender Offenheit.
    »Der Nebel wird dünner, Sir«, meldete Winyatt.
    »Machen wir rasch«, sagte die Herzogin.
    Zu einem längeren Für und Wider war keine Zeit mehr.
    Hornblower löste die Umschläge aus ihrer Verschnürung, reichte sie ihr hin und steckte den Belegnagel wieder an seinen Platz.
    »Diese verdammten französischen Moden«, schimpfte die Herzogin. »Ich hatte doch recht, daß ich Ihre Briefe unter dem Unterrock verstecken wollte. Im Busen hätte ich keinen Platz dafür.«
    Das Oberteil ihres Gewandes bot wirklich allzuwenig Raum für ein Versteck. Die Taille war bis unter die Achseln hochgezogen, und der Rest des Kleides fiel ohne jede Rücksicht auf anatomische Einzelheiten glatt am Körper herab.
    »Geben Sie mir einen Meter von dem Bindfaden da, aber rasch!« sagte die Herzogin.
    Winyatt schnitt ihr mit seinem Messer ein entsprechendes Stück Kabelgarn ab und gab es ihr. Sogleich zog sie ihre Unterröcke hoch, und Hornblower wandte bestürzt den Blick zur Seite, als er oberhalb ihres Strumpfes eine Handbreit weißen Fleisches schimmern sah. Der Nebel lichtete sich, darüber gab es nun keinen Zweifel mehr. »Jetzt können Sie wieder herschauen«, sagte die Herzogin, ihr Unterrock fiel aber erst, als Hornblower längst wieder hinsah.
    »Die Briefe sind unter meinem Hemd«, sagte die Herzogin, »ich trage sie auf der bloßen Haut, genau wie ich Ihnen versprach. Diese Directoiremode hat den Nachteil, daß niemand mehr ein Korsett trägt. Darum habe ich einfach den einen Umschlag auf der Brust und den anderen auf dem Rücken befestigt. Können Sie etwas davon entdecken? Bitte sehen Sie mich an!«
    Sie drehte sich vor Hornblower um sich selbst, damit er sie genau in Augenschein nehmen konnte.
    »Nein, man sieht bestimmt nichts«, sagte er. »Ich muß Euer Gnaden meinen aufrichtigen Dank für diese Hilfe sagen.«
    »Hm, die Dinger tragen doch etwas auf«, sagte die Herzogin, »aber die Spanier können meinetwegen weiß Gott was vermuten, wenn sie nur nicht auf die Wahrheit kommen.«
    Für Hornblower gab es im Augenblick nichts zu tun, und das eben brachte ihn in Verlegenheit. War es nicht mehr als seltsam, mit einer Frau an Bord des eigenen Schiffes über ihr Hemd und ihr Korsett besser gesagt ihr nicht vorhandenes Korsett - reden zu müssen?
    Die Sonne stand noch immer tief am Horizont und brach nun mit wäßrigem Schimmer durch den Nebel, so daß er vor ihrer Helligkeit die Augen zusammenkniff. Das Großsegel warf schon einen dunkleren Schatten über das Deck. Sekunde um Sekunde nahmen die Strahlen an Wärme und Leuchtkraft zu.
    »Jetzt ist es soweit«, sagte Hunter.
    Der Horizont vor ihnen weitete sich rasch und immer rascher.
    Aus ein paar Metern Sicht wurden hundert, wurde eine halbe Meile. Die See wimmelte von Schiffen, sechs waren schon deutlich zu erkennen, vier Linienschiffe und zwei große Fregatten alle mit der rotgoldener, spanischen Flagge im Topp und, was sie noch deutlicher als Spanier kennzeichnete, jedes mit einem riesiger hölzernen Kreuz an der Gaffelpiek. »Noch einmal Halsen Mr. Hunter«, sagte Hornblower, »damit wir wieder in den Nebel kommen «
    Nur dort konnte man noch auf Rettung hoffen, denn die Schiffe, die ihnen vor dem Wind entgegenkamen konnten ja nicht umhin, Verdacht zu schöpfen und Fragen zu stellen und es bestand nicht die geringste Aussicht, ihnen allen weit genug auszuweichen. Le Reve schwenkte also abermals herum, aber die Nebelbank aus der sie eben aufgetaucht war, wurde unter den zehrenden Strahlen der Sonne schon zusehends dünner. Nur ein Schleier zog noch träge vor ihnen her und löste sich vor ihren Augen auf, während sie vergeblich hofften, ihn noch einzuholen.
    Jetzt hallte der Donner eines Kanonenschusses zu ihnen herüber,

Weitere Kostenlose Bücher