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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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getrunken«, sagte die »Herzogin«, »das stimmt, und ich will es nicht leugnen. Aber in Gibraltar blieb ich nüchtern, das wissen Sie doch. Und ich rühre keinen Tropfen mehr an, keinen Tropfen, bis ich wieder in England bin. Auch das schwöre ich Ihnen. Bitte, Sir, bitte erlauben Sie mir doch, daß ich meinem Vaterland diesen Dienst erweise.«
    Für einen jungen Menschen von neunzehn Jahren war es alles andere als einfach, zu diesem seltsamen Begehren ja oder nein zu sagen, zumal er noch nie im Leben mit Schauspielern zu tun gehabt hatte. Eine harte Befehlsstimme von außenbords verriet ihm, daß die Spanier im Begriff waren, längsseit zu kommen.
    »Behalten Sie sie in Gottes Namen«, sagte Hornblower, »und liefern Sie sie ab, so bald Sie können.«
    Er hatte den Blick nicht von ihr gewandt und wartete darauf, in ihren Augen ein triumphierendes Aufleuchten zu entdecken.
    In diesem Fall hätte er ihr die Depeschen noch irgendwie vom Leibe gerissen. Aber ihr Ausdruck verriet ihm nichts als echte Freude über seine Entscheidung. Da erst - und keinen Augenblick eher - beschloß er, ihr sein Vertrauen zu schenken.
    Das spanische Boot hatte inzwischen längsseit eingehakt, ein spanischer Leutnant kletterte linkisch über die Reling und landete schließlich auf allen vieren an Deck. Als er wieder auf den Beinen stand, trat ihm Hornblower zum Empfang entgegen.
    Der Häscher und sein Gefangener begrüßten sich mit einer höflichen Verbeugung. Was der Spanier dabei sagte, konnte Hornblower nicht verstehen, offensichtlich handelte es sich um eine formelle Erklärung. Alsbald entdeckte der Spanier die beiden Frauen und hielt überrascht in seiner Rede inne.
    Hornblower beeilte sich, ihn, so gut es ging, auf spanisch vorzustellen.
    »Senor el teniente espanol«, sagte er, »Senora la Duquesa de Wharfedale.«
    Der Titel verfehlte seine Wirkung nicht, der Leutnant knickte förmlich zusammen und wurde dafür von der »Herzogin« mit einem unglaublich hochmütigen Kopfnicken belohnt. Jetzt war Hornblower überzeugt, daß seine Depeschen gut aufgehoben waren. Das war wenigstens ein kleiner Lichtblick in dem Elend, das er durchlitt, während er an Deck seines kleinen, lecken Schiffes stand und der Gefangenschaft entgegensah. Noch wartete er auf das, was kommen mußte, da hörte er weit in Lee ein um das andere Mal ein donnerndes Grollen, das gegen den Wind herüberdrang. Echter Donner konnte das nicht sein, dazu hielt er viel zu lange an. Blieb also nur noch eine zweite Möglichkeit: was er da hörte, waren Schiffe - waren Flotten im Gefecht. Da drüben lag Kap St. Vincent. Sollte es der britischen Flotte endlich gelungen sein, die Spanier dort zum Kampf zu stellen? Immer lauter und wilder rollten die Salven der Artillerie. Die Spanier, die an Bord geklettert waren, verrieten wachsende Unruhe, während Hornblower barhäuptig vor ihnen stand und darauf wartete, in Gefangenschaft abgeführt zu werden.
    Gefangenschaft war ein entsetzliches Los. Erst als die Betäubung von Hornblower wich, konnte er ermessen, was es hieß, ein Gefangener zu sein. Nicht einmal die Nachricht von dem vernichtenden Schlag, den die spanische Flotte bei St.
    Vincent erlitten hatte, konnte sein Elend und seine Verzweiflung lindern. Ursache seines Zustandes waren nicht etwa die äußeren Lebensbedingungen - er hauste mit anderen gefangenen Deckoffizieren auf einem alten Segelboden in Ferrol mit zehn Quadratfuß pro Mann Lebensraum, also durchaus nicht schlechter als so mancher Leutnant an Bord. Worunter er litt, war vielmehr allein der Verlust der Freiheit, das entsetzliche Bewußtsein, ein Gefangener zu sein.
    Volle vier Monate hatte er dieses Elendsdasein schon gefristet, als ihn endlich der erste Brief erreichte. Spanien, dessen Regierung in jeder Hinsicht versagte, hatte auch das schlechteste Postwesen von ganz Europa. Aber schließlich war der Brief doch angelangt. Man hatte ihn ein um das andere Mal umadressiert, bis er endlich in Hornblowers Hand gelangte, und der hatte ihn zu guter Letzt noch einem dummen spanischen Unteroffizier buchstäblich aus der Hand geschnappt, als jener ratlos über seinem ausländischen Namen brütete. Hornblower kannte die Handschrift nicht. Als er das Siegel erbrochen und den Brief geöffnet hatte, brachte ihn die Anrede zunächst auf den Gedanken, daß er vielleicht gar nicht für ihn bestimmt sei.
    Mein lieber Junge, begann er.
    Wer in aller Welt konnte ihn mit diesen Worten anreden? Wie im Traum las er weiter.
    Mein

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