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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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besser untergebracht sind als hier.«
    Er gab sich verzweifelte Mühe, so ruhig und sachlich zu reden, als ob nichts Außergewöhnliches geschehen wäre, als ob er nicht schon sehr bald in spanische Gefangenschaft geraten würde. Aber der Herzogin entging doch nicht, wie es um seine Mundwinkel zuckte und wie sich seine Hände krampfhaft zu Fäusten ballten.
    »Könnte ich Ihnen nur sagen, wie sehr ich Sie um Ihr Mißgeschick bedauere«, sagte die Herzogin mit einer Wärme, die ihr echtes Mitgefühl verriet.
    »Dann könnte ich es nur um so schwerer ertragen«, meinte Hornblower und zwang sich dabei sogar ein Lächeln ab.
    Die spanische Fregatte drehte jetzt bei, sie lag eine Kabellänge in Luv.
    »Darf ich etwas fragen, Sir?« sagte Hunter. »Bitte.«
    »Könnten wir nicht kämpfen? Wenn Sie befehlen, werfen wir Kanonenkugeln in ihre Boote, sobald sie längsseit kommen.
    Einmal könnten wir sie damit vielleicht abschlagen.«
    In der Qual seiner Verzweiflung hätte ihm Hornblower ums Haar ins Gesicht geschrien: Sie sind ja verrückt!, aber er konnte eben noch an sich halten und begnügte sich damit, stumm auf die Fregatte zu zeigen. Zwanzig Geschützmündungen starrten ihnen dort aus nächster Schußentfernung entgegen. Allein das Boot, das sie eben aussetzte, war doppelt so stark bemannt wie sein kleines Schiff, das doch nicht größer war als so manche Lustjacht. Die Aussicht auf einen Erfolg hätte nicht zehn zu eins, nicht hundert zu eins, ja kaum zehntausend zu eins gestanden.
    »Ja, es hätte wohl keinen Zweck, Sir«, sagte Hunter.
    Jetzt war das Boot des Spaniers zu Wasser und stand im Begriff abzusetzen.
    »Ein Wort unter vier Augen, Mr. Hornblower«, sagte die Herzogin unvermittelt.
    Hunter und Winyatt hatten ihre Worte gehört und zogen sich zurück.
    »Bitte, Euer Gnaden?« sagte Hornblower.
    Die Herzogin hielt immer noch ihre weinende Zofe im Arm und blickte ihm fest in die Augen.
    »Ich bin so wenig eine Herzogin wie Sie selbst«, sagte sie.
    »Großer Gott!« rief Hornblower. »Aber wer sind Sie dann?«
    »Kitty Cobham.«
    Der Name kam Hornblower irgendwie bekannt vor, dennoch wußte er nichts Rechtes damit anzufangen.
    »Offenbar sind Sie noch zu jung, als daß Ihnen mein Name etwas bedeuten könnte. Immerhin ist es schon fünf Jahre her, seit ich das letztemal auf den Brettern stand.«
    Richtig, nun wußte er Bescheid: Kitty Cobham, die berühmte Schauspielerin.
    »Ich kann Ihnen jetzt nicht alles erzählen«, fuhr die »Herzogin« fort, als das spanische Boot schon über die Seen herangetanzt kam, »also fasse ich mich kurz. Der Einmarsch der Franzosen in Florenz war für mich nur die letzte einer ganzen Reihe von Katastrophen. Als ich ihnen entwischte, besaß ich keinen Pfennig Geld. Konnte ich erwarten, daß auch nur ein Mensch für eine ehemalige Schauspielerin einen Finger rührte, für eine Schauspielerin, die von aller Welt verraten und verkauft war und mutterseelenallein durch die Fremde irrte? Welcher Ausweg blieb mir da noch? Als Herzogin hatte ich sofort wieder Boden unter den Füßen. Sie wissen ja selbst, wie sich der alte Darymple bemühte, der Herzogin von Wharfedale zu Diensten zu sein.«
    »Wie kamen Sie gerade auf diesen Namen?« fragte Hornblower trotz aller Aufregung voller Neugier.
    »Nun, ich hatte von ihr gehört«, sagte die »Herzogin« achselzuckend, »und wußte, daß sie so war, wie ich sie spielte.
    Darum verfiel ich auf sie. Außerdem lagen mir Charakterrollen von jeher besser als tragische. Sie werden vor allem nie langweilig, auch auf die Dauer nicht.«
    Hornblower durchfuhr bei diesen Eröffnungen plötzlich ein eisiger Schreck.
    »Um Gottes willen, meine Depeschen!« rief er. »Geben Sie sie mir zurück, aber rasch!«
    »Wenn Sie durchaus wollen«, entgegnete die »Herzogin«.
    »Für die Spanier bleibe ich natürlich die Herzogin. Sie werden mich so rasch wie möglich in Freiheit setzen, und ich werde die Depeschen besser behüten als mein Leben. Darauf schwöre ich Ihnen einen heiligen Eid. Wenn Sie mir Vertrauen schenken, gelangt diese Post in weniger als einem Monat ans Ziel.«
    Hornblower bohrte seinen Blick in ihre flehenden Augen.
    Gewiß, sie konnte eine Spionin sein, die mit aller List versuchte, die Post vor der Vernichtung zu bewahren, um sie den Spaniern in die Hände zu spielen. Wie aber hätte sie je damit rechnen können, daß Le Reve ausgerechnet mitten in die spanische Flotte geraten würde?
    »Ich weiß, ich habe in meinem Leben gern und viel

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