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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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weiter zurück. Sie konnten also während der Dunkelheit ruhig vor Treibanker liegenbleiben, ohne unter den gegebenen Verhältnissen befürchten zu müssen, daß sie dabei auf die Küste trieben.
    »Gut«, sagte Hornblower laut.
    Er wiederholte ebenfalls durch Zeichensprache, was ihm der Kapitän eben begreiflich gemacht hatte. Und dieser bestätigte ihm durch ein Nicken, daß er richtig verstanden hatte. Auf ein lautes Kommando von ihm nahmen die beiden vordersten Bootsgäste ihre Riemen ein und machten sich daran, den Treibanker zurechtzutakeln. Er bestand nur aus einem Paar Riemen an einer langen Leine, die vom Bug des Bootes aus gefiert wurde. Bei diesem Sturm übte der Winddruck auf das Boot einen solchen Zug auf diesen bescheidenen Schwimmkörper aus, daß sein Bug dadurch gegen die See gehalten wurde. Hornblower sah, wie der Treibanker zu wirken begann.
    »Gut«, sagte er noch einmal.
    »Gut«, sagte auch der Kapitän und zog befriedigt seinen Steuerriemen ein.
    Hornblower merkte erst jetzt, daß er die ganze Zeit naß bis auf die Haut dem tobenden Wintersturm getrotzt hatte. Er war vor Kälte ganz steif und schlotterte gegen seinen Willen am ganzen Körper. Einer der drei Geretteten lag kraftlos und völlig erschöpft zu seinen Füßen, die beiden anderen hatten inzwischen das Boot ausgeöst und waren dank dieser Tätigkeit wieder in leidlich guter Verfassung. Die Bootsgäste, die bis jetzt unentwegt an den Riemen gerissen hatten, saßen nun müde und in sich zusammengesunken auf ihren Duchten. Der galicische Kapitän hockte schon auf den Bodenbrettern und umfing den Erschöpften mit seinen Armen. Schließlich zogen es alle vor, sich unter die Duchten zusammenzukauern, um endlich dem kalten, heulenden Wind zu entgehen.
    So kam die Nacht über sie. Das Boot stand abwechselnd auf dem Kopf und dann wieder auf dem Heck, so oft eine See unter ihm durchlief, und jedesmal, wenn es den Kamm erreichte, ruckte es so heftig in den Treibanker ein, daß es vom Bug bis zum Heck erzitterte. Alle paar Sekunden ergoß sich eine neue Ladung Spritzwasser in das Boot und über ihre zusammenschauernden Leiber. Da dauerte es natürlich nicht lange, bis sich wieder so viel Wasser angesammelt hatte, daß sie sich aus ihrer Umschlingung lösen und im Dunkel der Nacht nach den Ösfässern tasten mußten, um sich wieder davon zu befreien. Dann konnten sie sich erneut unter den Duchten zusammenkuscheln.
    Als das in diesem Inferno von Kälte und Erschöpfung zum dritten Male geschah, da kam es Hornblower vor, als läge der Mann, um den er seinen Arm schlang, unnatürlich kalt und steif neben ihm. Es war der, den der Kapitän vor Stunden hatte munter machen wollen. Nun war es also doch mit ihm zu Ende gegangen, als er still zwischen den beiden auf den Bodenbrettern lag. Der Kapitän schaffte den Toten in der Finsternis so weit wie möglich achteraus, für die anderen nahm das Grauen dieser Nacht seinen Fortgang.
    Hornblower wollte seinen Augen nicht trauen, als er endlich - endlich die ersten Anzeichen des nahenden Tages bemerkte.
    Dann stieg eine graue Dämmerung über der grauen See herauf, und schon erhob sich die Frage: was nun? Aber dieses Problem löste sich von selbst, als der Tag zunahm. Einer der Fischer hatte sich im Boot erhoben, um Ausschau zu halten. Plötzlich stieß er einen heiseren Schrei aus und deutete aufgeregt nach Norden.
    Dort, so nah, daß der Rumpf fast ganz über der Kimm zu sehen war, lag ein großes Schiff unter Sturmsegeln beigedreht. Der Kapitän, der offenbar ausgezeichnete Augen hatte, erkannte es auf den ersten Blick.
    »Die englische Fregatte«, sagte er.
    Offenbar hatte diese beigedreht etwa den gleichen Leeweg zurückgelegt wie das Boot vor seinem Treibanker.
    »Wir wollen ein Notsignal machen«, sagte Hornblower.
    Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden.
    Das einzige Stück weiße Zeug an Bord war Hornblowers Hemd. Er zog es schaudernd vor Kälte aus, andere befestigten es an einem Riemen und setzten ihn in die Mastspur. Der Kapitän sah, wie Hornblower bebend in sein tropfnasses Jackett schlüpfte. Da zog er sich mit einem einzigen Griff seinen dicken blauen Sweater über den Kopf und forderte ihn auf, ihn anzuziehen.
    »Nein, nein, danke«, wehrte Hornblower ab, aber der Kapitän bestand darauf, daß er das Kleidungsstück anzog. Mit breitem Grinsen deutete er auf den steifen Leichnam in der Achterplicht und meinte, er könne den Sweater ja leicht durch die Sachen des Toten ersetzen.
    Die beiden

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