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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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»Meine braven Männer«, hatte der Kommandant gesagt. Nun, diese Männer wußten nur zu genau, wie schlecht sie sich während der vergangenen Wochen geführt hatten. Wenn sie der Kommandant dennoch »brav« nannte, dann konnte man sich in den nächsten acht Tagen auf einiges gefaßt machen. Überdies wußte die Mannschaft natürlich genau Bescheid, wie übel der Kommandant mit seinen Leutnants umsprang. Es hatte sich längst herumgesprochen, wie hemmungslos er sie zusammenstach und welche brutalen Strafen er über sie verhängte. »Der Messebraten von heute ist das Mannschaftshackfleisch von morgen«, sagte das Sprichwort.
    Das hieß, daß alles, was achtern vorging, bald darauf im Vorschiff in entstellter und verstümmelter Form durchgehechelt wurde. Wie konnte man erwarten, daß die Mannschaften ihren Offizieren gehorchten, obwohl sie wußten, daß der Kommandant den gleichen Offizieren die Achtung und das Vertrauen versagte? Bush machte sich ernstliche Sorgen, als er die Treppe zum Achterdeck hinaufstieg.
    Der Kommandant war in seine Kajüte unter dem Halbdeck gegangen, Buckland und Roberts standen in ein Gespräch vertieft an den Finknetzen, Bush trat zu ihnen heran.
    »Diese Artikel gelten für meine Offiziere - wohlgemerkt«, sagte Buckland eben, als er sich den beiden näherte.
    »Bauernsonntag und doppelten Rum«, fügte Roberts hinzu »alles für die braven Männer.«
    Buckland warf einen verstohlenen Blick über das Deck, ehe er weitersprach. Es war jammervoll, zu sehen, wie sich der Erst Offizier eines Linienschiffes ängstlich in acht nehmen mußte, daß niemand hören konnte, was er sagte. Aber Hornblower und Wellard standen weit genug entfernt an der anderen Seite des Ruders. Und ganz am Heck standen, um den Steuermann geschart, die Fähnriche der Navigationsgruppe mit ihren Sextanten, um mit ihm die Mittagsbreite zu nehmen.
    »Er ist verrückt«, sagte Buckland so leise, wie es der Nordostpassat zuließ.
    »Das wissen wir alle«, meinte Roberts.
    Bush sagte nichts. Seine Vorsicht mahnte ihn, sich jetzt nicht bloßzustellen.
    »Clive rührte keinen Finger«, sagte Buckland. »Er ist der jämmerlichste Tropf auf Gottes Erdboden.«
    Clive war der Schiffsarzt.
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Ich habe es versucht. Aber es war kein Wort aus ihm herauszubringen. Er hat ganz einfach Angst.«
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle, meine Herren«, fuhr plötzlich eine laute, barsche Stimme dazwischen, es war das wohlbekannte Organ des Kommandanten. Die Worte kamen von unten her, aus der Höhe des Decks, auf dem sie standen. Die drei Offiziere fuhren erschrocken zusammen.
    »Die Schuld steht Ihnen im Gesicht geschrieben«, brüllte die Stimme. »Sie sind mein Zeuge, Mr. Hobbs.«
    Die drei blickten sich um. Das Skylight der vorderen Kommandantenkajüte war um einige Zoll angehoben, und durch den Spalt spähte der Kommandant zu ihnen heraus. Man sah nur seine Augen und seine Nase. Er war ziemlich groß und brauchte daher nur auf irgendeinen niedrigen Gegenstand, zum Beispiel ein Buch oder einen Fußschemel, zu treten, wenn er von unten her über das Süll des Skylights hinwegschauen wollte. Di Offiziere hatten sich noch nicht von der Stelle gerührt, als neben dem Kommandanten ein zweites Paar Augen erschien. Sie gehörten Hobbs, dem Feuerwerker.
    »Warten Sie, bis ich komme, meine Herren«, sagte der Kommandant. Bei den Worten »meine Herren« verzog sich sein Mund zu einem hämischen Grinsen. »Ich danke Ihnen, Mr. Hobbs.«
    Die beiden Gesichter verschwanden aus dem Spalt des Skylights, den Offizieren blieb kaum Zeit, einen verzweifelten Blick zu wechseln, denn gleich darauf kam der Kommandant den Niedergang heraufgepoltert und trat auf sie zu.
    »Na, eine meuterische Zusammenrottung, wie mir scheint«, sagte er.
    »Nein, Sir«, gab ihm Buckland zur Antwort. Jetzt kam es darauf an, alles eisern in Abrede zu stellen. Jeder nicht bestrittene Vorwurf war so gut wie ein Geständnis seiner Schuld, und dabei ging es immerhin um seinen Kopf.
    »Wie, Sie wagen es, mich auf meinem eigenen Achterdeck anzulügen?« brüllte der Kommandant. »Jetzt weiß ich, daß ich recht habe, wenn ich meinen Offizieren mißtraue. Was tun Sie denn den ganzen Tag? Nichts als die Köpfe zusammenstecken, wispern und dunkle Pläne schmieden! Und obendrein verweigert man mir jetzt in gröblicher Weise die schuldige Achtung! Ich werde dafür sorgen, Mr. Buckland, daß Sie ab sofort Gelegenheit haben, gründlich über die Folgen Ihrer

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