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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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weder Freunde noch Familie. Was werden die Richter wohl sagen, wenn sie hören, der Kommandant habe einen solchen Jungen ein halbes Dutzend Male überlegen lassen? Lachen werden sie. Wir würden ja wohl auch darüber lachen, wenn wir nichts von den Zusammenhängen wüßten.›Schadet ihm nichts‹, würden wir sagen,›hat ja auch uns nichts geschadet‹.«
    Auf diese unwiderlegliche Feststellung hin trat allgemeines Schweigen ein, bis Buckland endlich eine Reihe häßlicher Flüche ausstieß, um seiner Verzweiflung wenigstens ein bißchen Luft zu machen.
    »Er wird auf alle Fälle gegen uns vorgehen«, flüsterte Roberts, »sobald wir mit anderen Schiffen zusammenkommen.
    Soviel steht für mich jedenfalls fest.«
    »Zweiundzwanzig Jahre bin ich Offizier«, sagte Buckland »und jetzt bricht mir dieser Mensch das Genick. Und euch geht es um kein Haar anders.«
    Für Offiziere, die vor einem Kriegsgericht von ihrem eigenen Kommandanten beschuldigt wurden, ihm in disziplinwidriger Art die schuldige Achtung verweigert zu haben, gab es keinen Pardon. Das wußte jeder dieser Leutnants nur zu genau, und darum empfanden sie ihre Hilflosigkeit besonders bitter. Wenn der Kommandant solche Anschuldigungen gegen sie mit der gleichen krankhaften Bosheit und Schläue vertrat, die er bis jetzt entwickelt hatte, dann durften sie nicht einmal hoffen, mit schimpflicher Entlassung aus dem Dienst davonzukommen, dann drohte ihnen sogar Gefängnis und Strick »Noch zehn Tage bis Antigua«, sagte Roberts, »wenn der Wind so bleibt, und das ist bestimmt der Fall.«
    »Wir wissen ja noch gar nicht, ob wir Antigua anlaufen«, meinte Hornblower. »Das haben wir bis jetzt nur angenommen.
    Vielleicht sind wir noch Wochen und Monate in See.«
    »Dann gnade uns Gott!« stieß Buckland hervor. Ein leises Klappern weiter hinten im Raum, das sich deutlich von den Geräuschen des arbeitenden Schiffes unterschied, ließ sie alle zusammenfahren. Bush ballte unwillkürlich seine behaarten Fäuste. Sie beruhigen sich wieder, als sie eine Stimme hörten, die sie leise bei Namen rief.
    »Mr. Buckland - Mr. Hornblower - Sir!«
    »Mein Gott, Wellard - Sie!« sagte Roberts.
    Jetzt konnten sie hören, wie er auf sie zugekrochen kam.
    »Der Kommandant, Sir!« sagte Wellard. »Er kommt!«
    »Auf welchem Weg?« stieß Hornblower hervor.
    »Durch den achtersten Niedergang. Ich bin auf den Verbandplatz gelaufen und von dort heruntergekommen. Er schickte Hobbs...«
    Hornblower schnitt ihm das Wort ab. »Rasch - nach vorn ihr drei«, zischte er. »Nach vorn! Wenn ihr in die Decks kommt, sofort auseinandergehen. Macht schnell!«
    Keinem fiel es auf, daß Hornblower den Befehl über wesentlich ältere Offiziere an sich gerissen hatte. Jede Sekunde war jetzt unendlich kostbar, es ging nicht an, durch Unentschlossenheit und Gefluche Zeit zu verlieren. So viel leuchtete allen bei Hornblowers ersten Worten ein. Bush folgte den zwei anderen in die rabenschwarze Finsternis hinein, er stolperte über unsichtbare Hindernisse und stieß sich schmerzhaft die Schienbeine wund. Eben hörte er Hornblower noch sagen: »Komm, Wellard!« Dann waren die beiden auch schon weg. Er selbst aber strebte mit seinen Kameraden Hals über Kopf immer weiter nach vorn.
    Hier lag die mächtige Ankertrosse, dort war die Leiter, und gleich darauf genossen die drei aufatmend die Sicherheit des unteren Batteriedecks. Nach der Finsternis im Raum war es hier hell genug, daß man einigermaßen sehen konnte. Buckland und Roberts enterten gleich weiter an Oberdeck. Bush aber wandte sich nach achtern. Die Freiwache lag nun schon so lange in ihren Hängematten, daß alles fest schlief, zu den Geräuschen des Schiffes gesellte sich hier das bunte Konzert der Schnarchenden, und die dichten Reihen der Hängematten schwangen bei jedem Überholen im genauen Gleichtakt hin und her, als bildeten sie eine einzige kompakte Masse. Weit von achtern her näherte sich zwischen den Reihen der Schläfer ein Licht - ein Hornlaterne mit einem Talglicht darin. Ihr Träger war Hobbs, de Feuerwerker, er eilte im Geschwindschritt durch das Deck, und hinter ihm folgten zwei Matrosen. Als Bush der Gruppe begegnete, wurden nur stumme Blicke getauscht. Hobbs verhielt einen Augenblick seinen Schritt und gab dadurch zu erkennen, daß er große Lust hatte, Bush zu fragen, was er um diese Stunde in der unteren Batterie zu suchen hätte. Allein das konnte er trotz allem Rückhalt beim Kommandanten als Deckoffizier einem Leutnant

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