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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Rudergänger und Ausguckposten sowie die Handvoll Leute, die man brauchte, um das Schiff in einem dringenden Notfall zu manövrieren, standen nicht mit in den Gliedern, die in straffer militärischer Haltung mittschiffs angetreten waren und nur im Takt mit den Bewegungen des Schiffes leise schwankten.
    Es war Sonntag morgen; alles hatte den Hut in der Hand und lauschte mit entblößtem Kopf auf die Worte des Kommandanten. Der hielt aber nicht etwa Gottesdienst ab, die barhäuptigen Männer beteten also diesmal keineswegs zu ihrem Schöpfer. Gottesdienst gab es an drei Sonntagen des Monats, aber dann dachte kein Mensch daran, das Schiff so gründlich durchzukämmen, daß auch der letzte Mann mit antrat - die tolerante Admiralität hatte letzthin sogar verfügt, daß Katholiken, Juden und sogar Dissenter überhaupt befreit sein sollten. Heute war der vierte Sonntag, da unterblieb die Verehrung Gottes, und an ihre Stelle trat eine besonders ernste und strenge Feierlichkeit, der man ebenfalls im sauberen Hemd und barhäuptig beizuwohnen hatte. Nur die Augen brauchte man nicht niederzuschlagen. Heute standen die Männer mit dem Hut in beiden Händen und blickten starr geradeaus, während ihnen der Wind in den Haaren zauste. Sie hörten den Wortlaut des Gesetzes, dem sie unterstanden, eines Gesetzes, das das ganze Leben umfaßte wie die Zehn Gebote, das so streng war wie de Levitikus. Denn am vierten Sonntag eines jeden Monats hatte jeder Kommandant die Pflicht, der ganzen Besatzung die Kriegsartikel vorzulesen, damit sich auch der ungebildetste Analphabet nicht damit entschuldigen konnte, er hätte ihren Inhalt nicht gekannt. War der Kommandant ein frommer Mann, dann blieb ihm unbenommen, vor- oder nachher einen kurzen Gottesdienst zu halten, aber die Kriegsartikel mußten unter allen Umständen verlesen werden.
    Der Kommandant schlug eine neue Seite auf.
    »Artikel neunzehn«, las er. »Ein Angehöriger der Flotte, der gegen vermeintlich erlittenes Unrecht dadurch zur Selbsthilfe greift, daß er sich mit anderen in meuterischer Absicht zusammenrottet oder den Versuch dazu unternimmt, wird durch Urteil eines Kriegsgerichts mit dem Tode bestraft. Die Mittäter trifft dieselbe Strafe wie den Rädelsführer.«
    Bush stand neben seiner Division und hörte diese Worte mit an wie schon dutzendemal zuvor. Er hatte sie schon so oft gehört, daß er gar nicht mehr darauf zu achten pflegte. Die Worte der vorangegangenen achtzehn Artikel waren auch diesmal fast spurlos an ihm vorübergegangen. Aber jetzt, beim neunzehnten, horchte er unwillkürlich auf. Vielleicht las der Kommandant diesen Abschnitt mit besonderem Nachdruck vor, zudem blinzelte er gerade in diesem Augenblick in die köstlich warme Sonne und entdeckte dabei Hornblower, der als Wachoffizier an der Achterdeckreling stand und ebenfalls angespannt lauschte. Da war auch schon der Satz: »Wird mit dem Tode bestraft.« Er klang Bush in den Ohren wie der Donner des Jüngsten Gerichts, so gnadenlos endgültig wie das Aufklatschen eines Steines, den man in einen Brunnen wirft.
    Das war seltsam, denn in den anderen Artikeln, die der Kommandant vorgelesen hatte, war dieser gleiche Satz schon reichlich oft vorgekommen: »Wer der Gefahr aus dem Wege geht, wird mit dem Tode bestraft«, »Wer im Dienst oder auf Wache schläft, wird mit dem Tode bestraft.«
    Der Kommandant fuhr in seiner Vorlesung fort:
    »Wer aufrührerische oder meuterische Reden führt, wird mit dem Tode bestraft...«
    »Ein Offizier, Seesoldat oder Mann, der seinem Vorgesetzten die gebührende Achtung verweigert...«
    Diese Worte gewannen für Bush eine besondere Bedeutung, weil Hornblower auf ihn herabsah. Er fühlte sich von einer seltsamen Unruhe gepackt. Sein Blick fiel auf den Kommandanten, der ungekämmt und in schäbigem Aufzug vor ihm stand, dabei fiel ihm unwillkürlich alles ein, was in den letzten Tagen geschehen war. Wenn je ein Mann gezeigt hatte, daß er unfähig war, seinen Dienst zu versehen, dann war es dieser Kommandant, und doch sicherten ihm die Kriegsartikel, die er eben vorlas, eine praktisch unbegrenzte Machtbefugnis.
    Bush warf wieder einen Blick zu Hornblower hinauf, er glaubte bestimmt zu wissen, was jener dort an der Reling des Achterdecks dachte, und fand es eigentlich seltsam, daß er sich so zu diesem widerborstigen jungen Leutnant hingezogen fühlte, obwohl er ihn eigentlich noch kaum kannte.
    »Ein Offizier, Seesoldat, Mann oder sonstiger Angehöriger der Flotte« - Kapitän Sawjer

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