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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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unversehens von einer Regenbö überrascht wurde. Kurs war West zu Nord, Mr. Carberry hatte die Wache an Deck, das Prisengeleit war Backbord vorn, eine Meile entfernt, in Sicht. Der Posten vor der Kajüte des kranken Kommandanten war ordnungsmäßig aufgezogen. Alle diese Einzelheiten berichtete Bush, getreu der geheiligten Tradition der Marine, und Buckland hörte sie sich so geduldig an, wie es die gleiche heilige Tradition von ihm verlangte.
    »Ich danke Ihnen, Mr. Bush.«
    »Besten Dank, Sir. Gute Nacht, Sir.«
    »Gute Nacht, Mr. Bush.«
    Bushs Kammer mündete auf das Halbdeck; die Luft darin war so heiß und dumpf, wie das die Tropen mit sich brachten. Aber Bush ließ sich durch solche Kleinigkeiten nicht anfechten. Er hatte die Morgenwache übernommen, das bedeutete, daß ihm jetzt sechs volle Stunden Schlaf zu Gebote standen. Um keinen Preis hätte er auch nur eine Minute davon verschenkt. Mit ei paar raschen Bewegungen fuhr er aus seinen Sachen. Als er gleich darauf im Hemd dastand und schon im Begriff war, das Licht zu löschen, sah er sich nur rasch noch einmal in seiner Kammer um. Schuhe und Hose lagen auf seiner Seekiste, so daß er sie im Notfall sofort greifen und anziehen konnte. Säbel und Pistolen hingen in ihren Haltern am Schott. Das war also in Ordnung. Ein Läufer, der ihn wecken kam, mußte ohnehin eine Lampe mitbringen, das war Befehl. So legte er denn die Hände an den Mund, um besser zielen zu können, und blies seine Laterne aus. Dann warf er sich rücklings auf die Koje, spreizte Arme und Beine weit auseinander, daß der Schweiß besser verdunsten konnte, und schloß die Augen. Dank seiner gesegneten Gemütsverfassung war er schon nach ein paar Atemzügen eingeschlafen. Um Mitternacht wurde er nur so lange munter, daß er die Wache pfeifen hörte, und stellte befriedigt fest, daß er noch vier Stunden weiterschlafen konnte.
    Er hatte noch nicht einmal so stark geschwitzt, daß es ihm in der Koje ungemütlich geworden wäre. Später erwachte er ein zweites Mal. Er schlug die Augen auf und starrte sekundenlang fassungslos in das Dunkel über ihm, denn seine Ohren hatten ihm verraten, daß sich irgend etwas Ungewöhnliches zutrug. Er hörte laute Schreie, er hörte Fußgetrappel über sich. Vielleicht war eine Regenbö überraschend von vorn eingefallen, so daß jetzt alle Segel back standen. Aber das hätte anders geklungen.
    War das nicht eben ein Schmerzensschrei? Hatte da nicht eine Frau aufgekreischt? Hatten sich etwa die verdammten Weiber wieder bei den Haaren? Schon wieder Fußgetrappel und dann ein Gebrüll, daß Bush wie der Blitz aus der Koje sprang. Er riß die Kammertür auf und hörte im gleichen Augenblick den Knall einer Muskete. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr, was da im Gange war. Er sprang zurück, um Säbel und Pistole an sich zu reißen, kaum aber stand er wieder vor seiner Kammer, als plötzlich gellendes Gebrüll das ganze Schiff erfüllte. Die Niedergänge glichen wahrhaftig den Pforten zur Hölle, au denen böse unterirdische Mächte hervorquollen und alle nachtdunklen Winkel des Schiffes mit ihrem Triumphgeschrei erfüllten.
    Als er eben vor seine Tür getreten war, feuerte der Posten unter der Laterne seine Muskete ab. Die Laterne und der Schuß warfen ihren Schein auf eine Menschenwoge, die schon im nächsten Augenblick über dem armen Seesoldaten zusammenschlug und ihn unter sich begrub. Dabei erhaschte Bush einen Blick auf eine Frau, die den Haufen anzuführen schien, eine hübsche junge Mulattin, die mit einem der Kaperschiffsoffiziere verheiratet war. Jetzt stürmte sie schreiend mit aufgerissenem Mund und glasigen Augen dem Haufen voraus. Bush hob die Pistole und schoß, aber schon drängte die Bande an ihn heran. Er zog sich in den engen Rahmen seiner Tür zurück, Hände griffen nach der nackten Klinge seines Säbels, er zog sie aber mit einem Ruck durch die zupackenden Fäuste, er hieb mit seiner verschossenen Pistole drein, er stieß mit den bloßen Füßen, um sich von den drängenden, greifenden Gegnern zu befreien. Rückhändig stach er wieder und wieder mit dem Säbel in die enggepreßte Masse Mensch hinein, die mit aller Gewalt auf ihn eindrang. Zweimal schlug er mit dem Kopf heftig an die Decksbalken, aber er fühlte keinen Schmerz; dann war die Flut plötzlich vorüber, das Lärmen und Schreien entfernte sich - er war verschont geblieben. Die stöhnenden Opfer, die sich vor ihm in ihren Schmerzen wanden, hatten seine Gegner wohl abgeschreckt. Seine

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